Vortrag in Sankt Augustin Martin Luther litt unter „Sausen im Kopf“

Sankt Augustin · Er widmet sich seit Jahrzehnten intensiv dem Leben Martin Luthers. Am Mittwoch, 25. Mai, hält Pfarrer i.R. Horst Ritter ab 20 Uhr einen Vortrag mit dem Titel „Luthers Krankheiten“ in der Christuskirche in Hangelar. Welche Krankheiten hatte der Kirchenreformator und warum sind diese wichtig?

 Vor dem Turm der Stadtkirche ist die Statue des Reformators Martin Luther am Marktplatz in Wittenberg zu sehen.

Vor dem Turm der Stadtkirche ist die Statue des Reformators Martin Luther am Marktplatz in Wittenberg zu sehen.

Foto: picture alliance / dpa

Herr Ritter, wie kommt man dazu, einen Vortrag über Martin Luthers Krankheiten zu halten?

Horst Ritter: Mal von einer anderen Seite an die Reformation heranzugehen und zu schauen, was sich auch in dem persönlichen Leben von Martin Luther verändert hat, finde ich hochspannend. Ich bin froh, dass Luther inzwischen von ganz unterschiedlichen Seiten betrachtet wird, unter anderem auch so. Das haben wir im Studium nie gelernt, und ich finde das schade, denn das gehört zu diesem Menschen dazu und zu der Entwicklung, die er eingeläutet hat.

Was hatte Luther denn für Krankheiten?

Ritter: Luther wird als kraftstrotzender Mann dargestellt in seiner Jugend, aber er hatte dann doch verschiedene Krankheiten. Luther hat über seine Krankheiten bereitwillig Auskunft gegeben. Er hat sogar Leuten in Briefen davon geschrieben, die das vermutlich gar nicht wissen wollten. Er litt unter anderem unter einem „Sausen im Kopf“, einer Art Drehschwindel, der zu Ohnmachtsanfällen führte. Deswegen haben viele auch angenommen, dass er Epileptiker war – das war er aber nicht.

Inwieweit haben diese Krankheiten Luthers die Reformation beeinflusst?

Ritter: Ich möchte nicht zu viel verraten. Ein Beispiel ist aber der Schmalkaldener Bund. Einige protestantische Fürsten wollten ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Luther fuhr nach Schmalkalden, um den Fürsten dieses Bündnis auszureden. Er wollte nicht, dass man wegen der Religion Kriege führt. Dann aber bekam er Nierensteine, die so schlimm waren, dass man Ärzte aus der Umgebung dorthin rief. Er litt unter schrecklichen Schmerzen, rechnete mit seinem Ende und wurde nach Wittenberg gebracht. Dadurch, dass er in Schmalkalden nicht mehr dabei war, haben die Fürsten ihr Bündnis geschlossen. Kaum war Luther gestorben, kam es zum Krieg zwischen dem katholischen Kaiser Karl V. und dem Bund, was der reformatorischen Seite gar nicht gut bekommen ist.

Würde die Kirche heute anders aussehen, wenn die Krankheiten nicht gewesen wären?

Ritter: Es wären verschiedene geschichtliche Entwicklungen anders gelaufen, ja.

Wie war Luthers Verhältnis zu Ärzten?

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