Zu Gast auf dem Sofa in Sankt Augustin Leben zwischen zwei Welten

Sankt Augustin · Mirna Funk thematisiert in ihrem Roman "Winternähe" die Identitätskrise deutscher Juden.

 Im Gespräch: Autorin Mirna Funk (links)mit Susanne Kundmüller-Bianchini.

Im Gespräch: Autorin Mirna Funk (links)mit Susanne Kundmüller-Bianchini.

Foto: Paul Kieras

Lola sei nicht Mirna und Mirna nicht Lola, betonte die Journalistin und Autorin Mirna Funk bei der Vorstellung ihres Debütromans „Winternähe“ in der Hochschul- und Kreisbibliothek Sankt Augustin am Donnerstagabend. Dort war sie „Zu Gast auf dem Sofa“, einer Veranstaltung der Hochschul- und Kreisbibliothek, der Bücherstube Sankt Augustin sowie dem General-Anzeiger in Kooperation mit der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“.

Die autobiografisch gefärbte Protagonistin in Funks Roman ist die junge Jüdin Lola aus Deutschland auf der Suche nach ihrer Identität. In Lolas Geschichte spiegeln sich die Erfahrungen der Autorin mit deutscher Mutter und jüdischem Vater wider, die ihre Heldin als eine „kantige Persönlichkeit, die nervt“, beschreibt. Ihr sei es nicht darum gegangen, eine „sympathische Figur zu schaffen“, sondern zu zeigen, „warum Lola so geworden ist, wie sie ist“, erklärte Funk während eines einführenden Gesprächs mit der stellvertretenden Bibliotheksleiterin Susanne Kundmüller-Bianchini.

Die Fotografin Lola ist eine deutsche Jüdin, die zu DDR-Zeiten bei ihren jüdischen Großeltern in Ost-Berlin aufgewachsen ist und im Berlin unserer Tage lebt. Sie sieht sich ständig mit unterschwelligem Antisemitismus konfrontiert, fühlt sich von der permanenten Kritik an Israel angegriffen und gerät in eine Identitätskrise. Das Buch beginnt mit einer Gerichtsverhandlung gegen zwei Bekannte der Hauptfigur, die auf einer Party ein Porträtbild von Lola mit einem Hitlerbärtchen verunstaltet und es umgehend auf allen Kanälen im Netz verbreitet hatte.

Ähnliches ist der Autorin ebenfalls passiert. Allerdings hat sie keine Anzeige erstattet. „Ich lasse Lola quasi stellvertretend für mich vor Gericht gehen“, erklärte Funk. In verschiedenen Kritiken, die allesamt voll des Lobes für den Roman sind, heißt es, das Buch sei das radikalste unter den Romanen deutschsprachiger Autoren der „Dritten Generation“, die sich mit der eigenen jüdischen Identität auseinandersetzen.

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