Keine Geburtshilfe mehr in Sankt Augustin Kinderklinik schließt Abteilungen

Sankt Augustin · Die Geburtshilfe und Neonatologie in Sankt Augustin sollen im kommenden Jahr verlagert werden. Die Klinik kooperiert mit den Franziskanerinnen zu Olpe.

An der Asklepios Klinik Sankt Augustin soll es künftig keine Geburtshilfe und keine Neonatologie mehr geben. Wie die Kinderklinik am Mittwoch mitteilte, sollen die Abteilungen spätestens bis Ende Juni 2017 verlagert werden. „Wir haben noch keinen festen Termin, wir müssen die Umsetzung noch planen“, sagte Konzernsprecher Rune Hoffmann auf GA-Anfrage. Damit können im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis demnächst nur noch in den Krankenhäusern in Troisdorf, Sieglar und Bad Honnef Kinder zur Welt kommen.

Die Kinderklinik möchte sich auf ihre Kompetenzen in der Kinderheilkunde, Orthopädie, Neurochirurgie, der Kinder-, Kinderherz- und Thoraxchirurgie sowie der Kinderkardiologie konzentrieren. Das teilte der Konzern in einer Erklärung mit. Die Geburtshilfe und die Abteilung für Früh- und Neugeborene sollen deshalb in die Kliniken der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) in der Region verlagert werden. Mit ihnen strebt die Asklepios Klinik eine verstärkte Zusammenarbeit an. „Auf der rechten Rheinseite sind das in erster Linie die Kliniken in Troisdorf und Sieglar“, sagte Ehrenfried Schindler, Ärztlicher Direktor der Kinderklinik Sankt Augustin.

Mit der Spezialisierung komme die Klinik „dem politischen Willen nach Spezialisierung in klinischen Bereichen nach“, heißt es weiter. Es sei ein strategischer Schritt, die Wirtschaftlichkeit spiele keine Rolle, betonte Hoffmann. „Die Entscheidung für die Verlagerung der Geburtshilfe und der Neonatologie ist uns nicht leicht gefallen“, teilte Petra Hohmann, Sprecherin der Geschäftsführung der Kinderklinik mit. „Sie ist aber notwendig, denn wir werden auf Dauer unter anderem aufgrund der seit Langem sehr angespannten Personalsituation in der Geburtshilfe nicht in der Lage sein, unseren Patienten in allen Bereichen eine unseren Ansprüchen gerecht werdende Qualität zu bieten.“ Laut Geschäftsführerin Kim Jericho ist dabei berücksichtigt worden, dass die Region in der Geburtsmedizin und der Neonatologie „sehr gut aufgestellt ist und die Patienten keine Unterversorgung fürchten müssen“. Von der Schließung in Sankt Augustin sind 125 Mitarbeiter betroffen, betriebsbedingte Kündigungen wolle der Konzern „nach Möglichkeit ausschließen“.

So sollen allen betroffenen Pflegekräften neue Stellen in der Kinderklinik angeboten werden. „Für einige ärztliche Mitarbeiter wird es ebenfalls Stellen in Sankt Augustin geben, für andere innerhalb des Konzerns“, sagte Hoffmann. Das hänge von der Mobilität und den Lebensumständen der Mitarbeiter ab. „Mit der GFO haben wir besprochen, dass sie bevorzugt unsere Hebammen einstellt.“ Mit allen betroffenen Mitarbeitern würden in Abstimmung mit dem Betriebsrat Gespräche geführt, um gemeinsam adäquate und einvernehmliche Lösungen zu finden.

„Die GFO-Kliniken werden sich sowohl kapazitär als auch fachlich für die Übernahme der Patienten der Geburtshilfe und der Neonatologie dementsprechend aufstellen“, sagte Ingo Morell, Geschäftsführer der GFO-Kliniken. „Die Kapazitätsausweitung in den Kliniken der GFO wird kurzfristig beantragt. Die zuständigen Aufsichtsbehörden und die Kostenträger müssen dazu im nächsten Schritt aber erst noch der geplanten Verlagerung zustimmen.“ In den beiden Troisdorfer Kliniken gibt es laut Jericho derzeit noch keine neonatologische Abteilung. „Da müssen wir konkret mit den Medizinern ins Gespräch gehen, wie das künftig ausgestaltet wird“, sagte die Geschäftsführerin.

Vor sechs Jahren war die Geburtshilfe in der Sankt Augustiner Klinik gestartet – in einem mehr als 1200 Quadratmeter großen Neubau auf den bestehenden Operationssälen. Rund 1000 Geburten betreuen die Mitarbeiter pro Jahr, 42 Prozent davon sind Kaiserschnittgeburten. „Die Räume werden auf jeden Fall in die Kinderklinik übernommen“, sagte Hoffmann. „Wir haben in der Kinderklinik ein massives Platzproblem.“

Bürgermeister Klaus Schumacher erfuhr am Mittwochnachmittag von der Schließung der beiden Abteilungen in der Asklepios Klinik. „Deren Geburtsklinik ist ein Aushängeschild für Sankt Augustin und trägt zu der sehr guten medizinischen Versorgung in der Stadt und der Region bei“, sagte Schumacher. „Daher bedauere ich die Entscheidung sehr.“

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