Kultur in Sankt Augustin Kein Zuschuss mehr für die „Bühnengeister“

Sankt Augustin · Stadt will 1000 Euro pro Jahr streichen. Sankt Augustiner Senioren-Theatergruppe beklagt mangelnde Wertschätzung und fordert weitere Unterstützung von Politik und Verwaltung.

 Die „Bühnengeister“ appellieren an Politik und Verwaltung, sie weiterhin zu unterstützen.

Die „Bühnengeister“ appellieren an Politik und Verwaltung, sie weiterhin zu unterstützen.

Foto: Holger Arndt

„Wir pfeifen auf die Liebe, die ha'm wir nicht bestellt. Wenn nur dein Geld uns bliebe, denn Geld regiert die Welt!“ Als Norbert Clemens, Mitglied im Ensemble der „Bühnengeister“, diese Zeilen für den Schneewittchen-Song des aktuellen Programms dichtete, da wusste er noch nicht, welche Aktualität das Stück bekommen sollte. Denn die „Bühnengeister“ trifft der Rotstift im Zuge der von der Verwaltung vorgeschlagenen und vom Haupt- und Finanzausschuss verordneten Sparmaßnahmen. 1000 Euro im Jahr, die es der Laienschauspielgruppe bisher ermöglichten, auch zwischen den beiden kurzen Semestern der Volkshochschule mit je zehn Doppelstunden weiter zu proben, sollen nun gestrichen werden.

Diese Entscheidung lässt die zwölf Laienschauspieler einigermaßen ratlos zurück. Sie haben sich in den inzwischen 23 Jahren ihres Bestehens mit Auftritten von Neuss bis an die Ahr einen Namen gemacht, der weit über die Stadtgrenzen hinaus reicht. Abgesehen davon, glauben sie, dass sich dieser Betrag kaum auf die ohnehin desolate Situation des Haushaltes auswirken wird, dessen Aufwendungen sich in 2016 auf mehr als 148 Millionen Euro belaufen werden. Die „Bühnengeister“ vermissen Wertschätzung. „Wir tun was für die Senioren“, versucht die Regisseurin der Gruppe, Marianne Masche, die Bedeutung dieser besonderen Form der Seniorenarbeit hervorzuheben.

Das älteste aktive Mitglied sei 94 Jahre alt gewesen und ist erst seit 2015 nicht mehr im Ensemble. Diesen Part hat nun Doris Sterzenbach, 86 Jahre, übernommen. „Es hält mich jung, dabei zu sein, und so lange ich kann, werde ich auch dabei bleiben“, beschreibt sie den hohen Wert des Ensembles über die reine Bereicherung des städtischen Kulturprogramms hinaus. Das Ensemble besucht sich auch außerhalb der Probenzeiten gegenseitig, und man kümmert sich, wenn es Krankheiten oder Probleme gibt.

Ehrfried Thier ist 82 Jahre alt und einer von vier männlichen Mitgliedern im Ensemble. Er ist ein wichtiger Autor der vielen kleinen Texte von bekannten Liedern, Gedichten oder aber Sketchen, die von den „Bühnengeistern“ auf die Bretter gebracht werden. Das Besondere an den Aufführungen generell: Keine ist so wie die andere. Das Programm werde immer neu gemischt, neue Stücke kommen hinzu, andere werden umgeschrieben. Youngsters in der Gruppe sind die beiden Neuzugänge aus dem Jahr 2014, Hildegard Güllenstern und Carola Beneke, beide 56 Jahre alt. „Schon 1993 hatte ich mir vorgenommen, im Rentenalter zu den 'Bühnengeistern' zu gehen“, erzählt Beneke. „Nachdem die Truppe in dem Seniorenwohnheim, wo ich arbeite, aufgetreten ist, bin ich nun sogar schon früher dabei“. Sie singt und tanzt besonders gerne und kann beides hervorragend im Programm der „Bühnengeister“ umsetzen. „Wir bringen Sankt Augustin unters Volk und haben ein Alleinstellungsmerkmal, weil wir nicht ein Stück immer wieder präsentieren“, erklärt der zweite Youngster in der Truppe, Hildegard Güllenstern die Besonderheiten der Truppe. „Für mich ist das hier ehrenamtliches Engagement neben meiner Berufstätigkeit“.

Auch wenn die Laienschauspieler hauptsächlich in Seniorenwohnheimen auftreten, so sind sie auch gern gesehene Gäste im Domforum in Köln oder im Kloster der Steyler Missionare. „Wir wollen nicht viel, aber lasst uns weitermachen“, so der eindringliche Appell der „Bühnengeister“ an Verwaltung und Politik. Freuen würde sich die kreative Truppe natürlich auch über Sponsoren, die ihnen zum Beispiel die Anschaffung eines kleinen Tour-Busses ermöglichen könnten.

Ihren nächsten Auftritt im Haus Menden haben die „Bühnengeister“ am Sonntag, 8. Mai, mit „Schizophrenie in Häppchen“. Beginn: 18 Uhr.

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