Fraunhofer-Talent-School auf Schloss Birlinghoven Junge Mathematiker und Informatiker präsentieren Projekte

Sankt Augustin · Die achte Fraunhofer-Talent-School brachte 30 junge kluge Köpfe zusammen. Die Schüler, die die Jahrgangsstufen 9 bis 13 besuchen, machen dabei erste Gehversuche auf wissenschaftlichem Terrain.

 Drei Tage lang haben sie wissenschaftlich gearbeitet: Die 30 Teilnehmer der Fraunhofer-Talent-School im Schloss Birlinghoven.

Drei Tage lang haben sie wissenschaftlich gearbeitet: Die 30 Teilnehmer der Fraunhofer-Talent-School im Schloss Birlinghoven.

Foto: Holger Arndt

Eine meterhohe Decke mit einem kunstvollen Fresko, historische Gemälde an den Wänden, Kamine in den Ecken und ein altes Parkett – man kann die rauschenden Feste, die einst im Großen Saal des Schlosses Birlinghoven gefeiert wurden, vor seinem geistigen Auge aufleben sehen. Einst beherbergte das Schloss einflussreiche und wohlhabende Familien – am Freitag präsentierten junge Talente ihre wissenschaftlichen Ergebnisse bei der Abschlussfeier der Fraunhofer-Talent-School.

Bereits zum achten Mal hat das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik, kurz FIT, 30 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 13 eingeladen, drei Tage lang wissenschaftliches Arbeiten auf den Gebieten Mathematik und Informatik zu erleben. In Workshops wie „Virtual & Augmented Reality“, „Computing and the Brain“ und „Mathematik für die Praxis“ konnten sich die Jugendlichen intellektuell austoben. Bei so viel Intelligenz hatte man das Gefühl, in die beliebte US-Sitcom „The Big Bang Theory“ hineingeraten zu sein.

Fast wie selbstverständlich wurde in den Präsentationen erklärt, wie man eine Gleichung mit vier Millionen Unbekannten durch verschiedene Formeln lösen kann. Die Gruppe „Computing and the Brain“ hatte ein Programm entwickelt, das handschriftliche Zahlen auf Dokumenten mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent digitalisieren kann.

Selbstverständlich wurde das System direkt ausprobiert. Ein Kollege aus einer anderen Gruppe versuchte es mit einer Acht, die er auf ein Touchpad schrieb. Und? Klappte es? Naja, fast zumindest – aus der Acht wurde eine Neun. Bei der Vier klappte die Umsetzung einwandfrei. Auch beim zweiten Versuch brachte die Acht leider kein Glück. Es wurde eine Sechs. Die Sieben und die Zwei funktionierten tadellos. Lag es an der Zahl oder an der „Sauklaue des Kollegen“, wie die Gruppe scherzhaft behauptete? Im Kurs „Virtual & Augmented Reality“ wurden, wenn man es ganz einfach einklärt, kleine Computerspiele entwickelt.

Mathematik ist für sie kein Fach zum Fürchten

Was auffiel, war, dass insgesamt nur drei Mädchen in diesem Jahr bei der Talent-School dabei waren. „Wir waren richtig schockiert über die geringe Teilnehmerzahl“, erklärte Anton Schüller, der als Fraunhofer-Wissenschaftler das Projekt seit seiner Premiere im Jahr 2009 begleitet. „Normalerweise sind fast 50 Prozent der Teilnehmer Mädchen. Und sie sind genauso gut und interessiert wie die Jungs“, fügte er hinzu.

Für das nächste Jahr ist geplant, noch gezielter auf Mädchen in Schulen zuzugehen und sich beispielsweise auch an reine Mädchenschulen zu wenden. Eine der wenigen Teilnehmerinnen war Lena Schnitzius aus Wittlich, in der Nähe von Koblenz. Mit gerade einmal 15 Jahren sind komplexe mathematische Gleichungen für sie kein Problem. In ihrer Gruppe wurden zum Beispiel Stauentwicklungen berechnet. Mathematik – für die meisten ein Fach zum Fürchten. Doch nicht für diese Schülerin. „Mathe ist leicht“, erzählte Lena lachend. „Wenn man weiß, welcher Buchstabe für welchen Wert steht, ist das Ganze kein Problem.“

Es ist übrigens nicht der erste Workshop, an dem sie teilnimmt. „Ich habe schon vorher andere Workshops besucht. Mein Lehrer hat mir von der Talent-School erzählt und so habe ich mich hier beworben“, sagte Lena. Sie wäre auch gerne im nächsten Jahr wieder dabei. „Die Betreuer sind wirklich lustig, die Leute richtig nett und Toni war sehr hilfsbereit“, freute sich die 15-Jährige. Mit „Toni“ war Anton Schüller gemeint. „Auf der Schule gibt es nicht so viele, die sich auch für Programmierung interessieren.“ Vor allem der intellektuelle Austausch mit Gleichaltrigen ist für die Jugendlichen wichtig, so die einhellige Meinung.

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