Europawahl Ingeborg Smith kämpft für Europa

Sankt Augustin · „Wir alle sind Europa“, meint Ingeborg Smith aus Sankt Augustin-Hangelar. Die 74-Jährige engagiert sich für „Mérite Européen“, kämpft seit vielen Jahren für Frieden und Freiheit und wirbt außerdem für mehr Toleranz.

Im Garten der Familie Smith flattert die Europaflagge im Wind, denn das Herz von Ingeborg Smith brennt für Europa und das fast ihr gesamtes Leben lang. Die gebürtige Wilhelmshavenerin ist sich nicht ganz sicher, was letztendlich den Ausschlag für ihre Liebe zu Europa gab. Es könne in der Schule passiert sein, als ihr Französischlehrer den Schüleraustausch mit Frankreich organisierte und sie als 17-jährige den Eiffelturm und die französische Lebensart kennenlernte. Aber auch ihre Eltern könnten daran mitgewirkt haben, dass aus Ingeborg Smith eine glühende Europäerin wurde. „Was hatte ich für ein Glück, dass ich der Hölle von Stalingrad entkam“, habe ihr Vater immer wieder gesagt, und dieser Satz hat sich bei Ingeborg Smith eingebrannt, genauso wie die Geschichte ihrer Mutter, die von der Angst vor einem schwarzen englischen Soldaten erzählt, der ihr lediglich beim Koffer tragen helfen wollte und doch eigentlich sehr freundlich aussah.

Heute ist die 74-jährige Generalsekretärin des Freundes- und Förderkreises Deutschland „Mérite Européen“ und Mitglied im Verwaltungsrat der gleichnamigen Stiftung in Luxemburg. Die Stiftung würdigt Menschen, die sich für Europa in besonderer Weise ehrenamtlich einsetzen. Die Medaille in Gold, Silber oder Bronze wird quer durch die Gesellschaft verliehen, sei es an Journalisten, Bürgermeister, Lehrer, Sekretärinnen oder aber Kindergärtnerinnen und Förster. Aber auch Institutionen oder Schulen werden mit dem Diplome d'Honneur der Stiftung für Europa ausgezeichnet. Unter den Geehrten war zuletzt die Bürgerbewegung „Pulse of Europe“, die am 9. Mai ausgezeichnet wurde.

Prägend für ihr Engagement heute war ihr Aufenthalt in Paris, glaubt Ingeborg Smith. Das Fotoalbum von damals mit ihren Notizen hat sie sofort griffbereit. „Seit ich denken kann, lerne ich Französisch, und das bis heute.“

Die Ursprünge ihrer Arbeit

Angefangen hat ihre Arbeit für Europa mit der Teilnahme an einem Seminar der Stiftung „Mérite Européen“, bei dem sie den Lothringer Francois Visine, Gründer der „Fondation du Mérite Européen“ (Stiftung für Verdienste um Europa), kennenlernte. Seine Vision treibt Ingeborg Smith bis heute an. „Frieden wäre leichter möglich, wenn man die Menschheit dazu bewegen könnte, unterschiedliche Ideen, Sprachen, Zivilisationen und ethnische Grundsätze und Religionen zu achten.“

Für die Sankt Augustinerin, die seit 1974 in Hangelar wohnt, war genau dieser Traum der Motor ihres Engagements. Sie besuchte Veranstaltungen und Seminare und lernte weitere Europäer mit Visionen kennen, die sie begeisterten, wie Jacques Santer, Roman Herzog oder Jean-Claude Juncker. Smith ist sich sicher, dass es keinen Sinn mache, über das zu klagen, was nicht gut sei in Europa. Es gehe vielmehr darum, sich über die Notwendigkeit Europas immer wieder zu verständigen und Kompromisse zu suchen. „Dazu kann jeder etwas tun, und die erste gute Tat ist die, wählen zu gehen.“ Ganz persönlich hofft Smith, dass sie dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron eines Tages begegnet. „Ich würde ihm sagen, dass er so weitermachen soll.“

Noch mehr wünscht sie sich jedoch, dass die Menschen aufmerksam werden, hinhören, tolerant bleiben und sich für Frieden, Freiheit und Zusammenhalt in Europa einsetzen. „Europa ist nicht irgendetwas weit weg von uns, sondern wir alle sind Europa, und das ist leider bei vielen Menschen nicht angekommen“, meint Smith.

Eine hohe Wahlbeteiligung ist ihr Wunsch

Für den Wahlsonntag hat sie nur einen Wunsch: Dass möglichst viele Menschen wählen gehen. Denn nur so können die Meinungsfreiheit, die Freiheit von Bildung und Erziehung, die Freiheit der Justiz und die Pressefreiheit als Grundlagen einer freien und friedlichen Gesellschaft überleben, ist Smith überzeugt. Sie selbst sieht den Erhalt von Frieden und Freiheit auch als persönliche Verpflichtung für ihre beiden Kinder und die vier Enkelkinder und deren Zukunft an.

Neben dem Europa-Engagement arbeitet Smith auch für das Projekt „Deutsche Alleenstraße“, das nach dem Fall der Mauer entstand. Inzwischen zieht sich ein grünes Band der Bäume von der Insel Rügen bis zum Bodensee. „Für mich ist auch das ein Projekt der Verbindung und Verständigung zwischen Ost und West.“ Ihre Gedanken, kürzer zu treten, setzt Ingeborg Smith aktuell noch nicht um. Zu Entspannung nutzt sie die Zeit am Klavier oder geht zum Walken und genießt ihre Familie, die ihr sehr wichtig ist und die sie auch über Jahrzehnte unterstützt hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort