"Augen auf und Tasche zu!" Hochsaison für Taschendiebe im Rhein-Sieg-Kreis

Sankt Augustin · Die Polizei warnt mit ihrer Aktion „Augen auf und Tasche zu!“ vor den Maschen von Taschendieben. Die Täter nutzen oftmals das Gedränge auf Weihnachtsmärkten und agieren meist zu zweit oder zu dritt.

 Leichtes Spiel haben Taschendiebe, wenn das Opfer nicht auf die Umhängetasche achtet (gestelltes Foto).

Leichtes Spiel haben Taschendiebe, wenn das Opfer nicht auf die Umhängetasche achtet (gestelltes Foto).

Foto: picture alliance / Frank Rumpenh

Der 87-jährige Sankt Augustiner war nur kurz abgelenkt. Eine unbekannte Frau bedrängte den Senior in der Obst- und Gemüseabteilung des Supermarkts. Eine Komplizin nutzte die Irritation des Mannes und zog ihm die Geldbörse aus der Hosentasche. Die Tat dauerte nur wenige Augenblicke, doch der Schaden war groß. Denn nur kurze Zeit später hob eine der Frauen einen vierstelligen Betrag vom Konto des Rentners ab.

Immer wieder gelingt es Taschedieben vor allem an belebten Orten mit geschickten Ablenkungsmanövern Beute zu machen – so auch in dem oben genannten Fall, der sich Ende August in einem Geschäft im Huma-Einkaufscenter ereignete. Eben dort informierte die Polizei am Dienstag unter dem Motto „Augen auf und Tasche zu!“ während eines Aktionstages zu aktuellen Tricks der Diebe und gab Tipps, wie man sich schützen kann. Denn besonders in den kommenden Wochen haben die Langfinger Hochsaison. Wenn sich auf Weihnachtsmärkten, in Geschäften, in Bahnhöfen oder an Bushaltestellen wieder Menschenmassen drängeln, finden Diebe optimale Voraussetzungen.

„Täter agieren meist zu zweit oder zu dritt. Sie gehen sehr professionell und arbeitsteilig vor“, sagt Ralf Dittrich, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde. „Ein Täter lenkt das Opfer ab und ein anderer zieht die Beute. Manchmal übergibt dieser sie direkt an einen weiteren Täter“, so Dittrich weiter. Die Diebe seien überwiegend Frauen, häufig zwischen 40 und 50 Jahre alt. „Sie reisen eigens von außerhalb an – zum Beispiel aus dem Kölner Raum – begehen nur einige wenige Diebstähle und reisen wieder ab“, erklärt Peter Kickartz, Leiter der Kriminalprävention. Erkennen Beamte bereits bekannte Täter wieder, können sie ihnen einen Platzverweis erteilen. Vielfach bleibt den Polizisten aber nichts anderes übrig, als an die Wachsamkeit der Passanten zu appellieren. Nur in wenigen Fällen gelingt es den Beamten, die Täter zu ermitteln. Die Aufklärungsquote liegt bei rund sieben Prozent.

Keine Rücksicht auf Alter oder Behinderung

„Taschendiebe sind wahnsinnig geschickt. Aber je länger sie brauchen, desto höher das Risiko, dass sie entdeckt werden“, erklärt Christiane Schnaubert, Sprecherin der Polizei. Doch nicht jeder Passant lasse sich gerne auf mögliche Schwachstellen hinweisen. „Jüngere Leute möchten es eher nicht hören, wenn man ihnen Tipps gibt“, sagt Guido Tepper von der Kriminalprävention. Dabei kann sich der Schaden bei einem Diebstahl der Brieftasche schnell mal auf mehr als 200 Euro belaufen, rechnet man Kosten für Dokumente wie Personalausweis und Führerschein zusammen.

Ältere Menschen hingegen freuen sich in der Regel über Hinweise, so Tepper. Gerade sie geraten am häufigsten ins Visier von Taschendieben. „Täter nehmen keine Rücksicht auf Behinderungen oder Alter“, sagt Schnaubert. 433 Taschendiebstähle zählte die Polizei im Rhein-Sieg-Kreis im vergangenen Jahr. 2016 waren es noch fast doppelt so viele Taten. Darunter fallen allerdings nur Delikte, bei denen Täter Wertgegenstände stehlen, die Opfer am Körper tragen. Entwendet ein Dieb zum Beispiel eine Tasche von einem Rollator zählt das bereits nicht mehr zu den Taschendiebstählen.

Tipps zum Schutz vor Taschendieben auf www.nrw-gegen-taschendiebstahl.de und unter 02241/5414777.

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