Spendenaktion in Sankt Augustin Historisches Grabkreuz in Mülldorf ist gerettet

Sankt Augustin · Mülldorfer spendeten 3300 Euro für das Kreuz von Josephine Loewenich. Die junge Frau starb im Jahre 1922 - und war die erste, die auf dem Friedhof beerdigt wurde.

 Das Kreuz der Josephine Loewenich restauriert und damit für die Nachwelt erhalten.

Das Kreuz der Josephine Loewenich restauriert und damit für die Nachwelt erhalten.

Foto: Thomas Heinemann

Über viele Jahre stand auf dem Mülldorfer Friedhof jenes unscheinbare Kreuz, dessen allmählich verwitterter Stein viel Geschichte zu erzählen wusste. In der Vergangenheit haben Metallsammler im Zweiten Weltkrieg, aber auch Wind und Wetter ihre Spuren hinterlassen – und zwar derart schlimm, dass das Kreuz zu verfallen drohte. Claudia Feld-Wielpütz und Ortsvorsteher Heinz-Peter Schumacher ergriffen daher im vergangenen Mai die Initiative und begeisterten Mülldorfer für die Sanierung des Kreuzes. Am Mittwoch wurde das umfassend wieder hergestellte Kreuz im Rahmen einer Andacht von Pater Devis Don Wadin auf dem Friedhof eingesegnet.

„Die Resonanz war wider Erwarten gut“, zeigte sich Schumacher von der Beteiligung begeistert. Das hatte einen guten Grund: Das Kreuz erzählt ein Stück Ortsgeschichte. Es erinnert an Josephine Loewenich, die am 20. Juli 1922 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 18 Jahren in Mülldorf starb und als erste Person auf dem damals neuen Mülldorfer Friedhof an der Bonner Straße bestattet wurde.

Kreuz muss erhalten bleiben

„Wir haben in Mülldorf nicht viel Geschichte, aber die, die wir haben, wollen wir pflegen“, hatte die CDU-Ratsfrau und engagierte Mülldorferin Feld-Wielpütz im Mai appelliert, auch, weil Josephine „Finchen“ Loewenichs Schicksal im Ort Spuren hinterlassen hatte: Ihr Vater Peter Loewenich (1868-1951) war studierter Pädagoge und Lehrer, ab 1903 Hauptlehrer der Schule in Mülldorf. Nicht nur als Dirigent des Kirchenchors und Geigenspieler bei Konzerten war er geschätzt, sondern auch im Vorstand des Turnvereins Siegburg-Mülldorf. Die Familie war im Ort bekannt und blieb von Schicksalsschlägen nicht verschont. Am 9. September 1917 wurde Josephines Bruder Karl bei einem Granatenangriff getötet. Der dritte Sohn der Familie, Hermann, starb bereits als Kleinkind.

Im Zweiten Weltkrieg sollte auch Josephines älterer Sohn Walter fallen. Im Juli 1922 klagte Josephine über Bauchschmerzen, die trotz Bettruhe, Eisbeutel und Nahrungsentzug – seinerzeit die ärztliche Therapie der Wahl – nicht besser wurden. Es war ein Blinddarmdurchbruch, der die jungen Frau schließlich dahinraffte. Dass auch zukünftig an das Schicksal von „Finchen“ und das ihrer Familie erinnert wird, sei den 40 Spendern zu verdanken, die rund 3300 Euro für die Sanierung zusammengetragen hatten, betonte Schumacher: „Ich freue mich, dass nicht nur Firmen, sondern auch Vereine und viele Mitbürger dabei waren, denen die Ortsgeschichte am Herzen lag.“

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