Biotop in Sankt Augustin Heu und Honig aus Menden

Sankt Augustin · Besuch auf der Streuobstwiese von Andreas Fey: Hier ist eine Scheune als Lernort geplant. Imkerin Nicole Saturna wird in diesem Jahr rund 70 Kilogramm Honig ernten können.

 An naturbelassenen Pflanzen und bunter Blütenvielfalt mangelt es den Bienen von Imkerin Nicole Saturna und Andreas Fey, der die Streuobstwiese zur Verfügung stellt, nicht.

An naturbelassenen Pflanzen und bunter Blütenvielfalt mangelt es den Bienen von Imkerin Nicole Saturna und Andreas Fey, der die Streuobstwiese zur Verfügung stellt, nicht.

Foto: Thomas Heinemann

Kniehoch sprießt das saftige Grün auf der kunterbunten Wiese, die eingerollten Fruchtdolden der wilden Möhre wippen sanft im Wind. Libellen surren über den bis zum Grund glasklaren Teich, an dessen Rändern Vögel baden und Bienen trinken. Und auch das Trockenbiotop mit tonnenschweren Basaltblöcken, Kies, Sand und Lehmgumpe ist seit Wochen sichtbar bewohnt.

Seit dem letzten Besuch im Frühsommer hat die heimische Natur die Streuobstwiese am Ortsrand von Menden ganz in ihren Besitz genommen. Initiator und Eigentümer Andreas Fey ist mit der Entwicklung des künstlichen Naturrefugiums sichtbar zufrieden: „Alles wächst und gedeiht. Es macht den Spaziergängern und auch mir einfach Spaß, dem Leben hier auf der Wiese zuzusehen.“

Das große Holztor und der natürliche Zaun aus 1500 Weißdornsträuchern schützen das Biotop zuverlässig, sagt Fey: „Die Leute haben Respekt vor der Natur und halten Abstand.“ Und das auch vor den eifrigen Wächtern, die rund um das Biotop im fleißigen Einsatz sind: Nachdem Bienendiebe im Herbst und Winter Honig gestohlen und dabei Bienenvölker umgebracht hatten, haben Biologe Andreas Fey und Imkerin Nicole Saturna die Kästen besser gesichert und die Videoüberwachung des Geländes ausgebaut.

Mit Erfolg: Die anderen Bienenvölker haben nicht nur überlebt, sondern über den Sommer eifrig gearbeitet. Bis zu drei Kilometer weit sind die Bienen im Hochsommer „auf Tour“, um Pollen für den Honig zu sammeln. Doch so weit müssen sie in Menden nicht fliegen, freut sich Imkerin Nicole Saturna aus Hangelar: „Die Wiese ist perfekt. Sie ist frei von Dünger oder Spritzmitteln und die Pollenversorgung ist hier deutlich besser als in Gärten. Auch die vielen Linden in der Nähe sind gut. Dort finden die Bienen viel Nahrung direkt vor der Haustür.“ Das ist im Frühjahr und Herbst besonders wichtig, sagt die Imkerin, da Bienen dann nur wenige hundert Meter um ihren Stock herum sammeln.

Bei so viel Lob für die Wiese wundert es nicht, dass Imkerin Saturna, die als einzige in Nordrhein-Westfalen nach dem Demeter-Standard zertifiziert ist, und Streuobstwieseninitiator Andreas Fey vom ersten Honig hellauf begeistert sind. „Der Honig hat eine sehr feine Würze, den Unterschied schmeckt man sofort“, sagt Fey: „Allerdings ist der Ertrag auch nur etwa ein Viertel des Ertrags einer konventionellen Bienenhaltung.“ Doch das stört die Bienen und auch Fey nicht. Es gehe um die Sache und die Natur, nicht um den Profit, betont der Biologe, der im Gespräch mit einem Sankt Augustiner Pflanzenmarkt ist, um die rund 70 Kilo Honig verkaufen zu können: „Wirklich viel ist das nicht, das wird schnell weg sein.“

Das galt auch für 300 Ballen Heu, die Fey im Frühjahr beim ersten Schnitt der Wiesen eingefahren hat. In fünf Tierfachmärkten bis nach Aachen haben die Ballen voller unbehandelter, saftiger Kräuter reißenden Absatz bei Kaninchenhaltern gefunden. „Wir schneiden immer nur einen Teil der Wiesen, um den Tieren weiterhin einen Rückzugsort zu lassen. Ende August kommt der zweite Schnitt, dann bleibt das Gras bis zum Frühjahr stehen“, sagt Fey. Der nächste große Schritt, der Bau einer Feldscheune als Lehrwerkstatt etwa für Kindergarten- und Schülergruppen, wird für das kommende Jahr erwartet. Fey: „Im Herbst stellen wir die Bauvoranfrage.“

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