Streit um Zentrumsentwicklung Heftige Debatte um Marktplatte in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Der Sankt Augustiner Zentrumsausschuss verschiebt seine Entscheidung zur Umgestaltung des Karl-Gatzweiler-Platzes. Knackpunkte sind die prekäre Haushaltslage der Stadt und die Kosten.

Die geplante Umgestaltung des Karl-Gatzweiler-Platzes in Sankt Augustin hat im Zentrumsausschuss eine hitzige Debatte ausgelöst. Knackpunkt waren vor dem Hintergrund der prekären Haushaltslage der Stadt vor allem die Kosten. So gab es nach einer mehrstündigen und zum Teil sehr laut geführten Diskussion am Ende keine Entscheidung für eine Planvariante, sondern lediglich einen Termin für eine Sondersitzung Ende November.

Dass die Stadt den Marktplatz umgestalten möchte, ist nicht neu. Er ist Teil des Masterplans Urbane Mitte und im Grundförderplan des Integrierten Handlungskonzepts (IHK) enthalten. Die Verwaltung hatte sich erhofft, darüber im kommenden Jahr Fördermittel zu bekommen. Dafür muss bis zum 22. Dezember der Antrag gestellt werden. „Diese Chance ist einmalig“, sagte der Erste Beigeordnete Rainer Gleß. Er glaube nicht, dass die Stadt noch einmal die Chance habe, eine Förderung von 70 Prozent für die Zukunft des Zentrums zu bekommen.

Drei Varianten, eine Gemeinsamkeit

Drei Varianten wie der neue Platz aussehen könnte, hatte die Verwaltung deshalb erarbeitet. Gemeinsam ist ihnen, dass die obere Ebene vor dem Huma-Einkaufspark vergrößert werden soll. Der Höhenunterschied zur Rathausebene soll mit einer Treppe überbrückt werden. Sie war ursprünglich einmal in einem großen Bogen vorgesehen, soll aufgrund der Kosten nun aber gerade angeordnet werden. Die Vorzugsvariante der Verwaltung beinhaltet zudem einen Teil des bereits vorhandenen Wasserspiels, das in eine Treppe eingebunden werden könnte.

Version zwei sieht stattdessen ein Wasserfontänenfeld mit neuer Brunnenanlage vor, Variante drei verzichtet komplett auf Wasser. Ein Aufzug soll in allen drei Fällen die barrierefreie Erreichbarkeit des Platzes von der Parkebene ermöglichen. Die Gesamtkosten variieren von rund 2,47 Millionen Euro für Variante drei, 2,515 Millionen Euro für die Vorzugsvariante sowie 2,83 Millionen Euro für Version zwei. Die Kosten für die ursprünglich vorgesehene Gestaltung lagen bei rund 3,1 Millionen Euro. Ziel ist laut Gleß, dass der Platz nach dem Umbau eine gestalterische Einheit mit dem Huma-Vorplatz bildet.

Doch ob das bei diesen Kosten wirklich notwendig ist, daran schieden sich die Meinungen der Fraktionen. „Wir haben damit in der Fraktion Schwierigkeiten“, sagte Christian Günther von den Grünen. „Wir hatten gesagt, es soll eine deutliche Einsparung geben.“ Dazu fehlte den Grünen eine genaue Aufschlüsselung über die Kosten der einzelnen Elemente. Für Günther ist etwa der Aufzug unverzichtbar, sonst sollte die Stadt sich aber vorrangig auf eine Auffrischung des Platzes konzentrieren. Sein Fraktionskollege Thomas Pätzold ergänzte: „Der Bau im Bestand bringt immer Unwägbarkeiten und birgt ein enormes Risiko einer Kostensteigerung.“

Haushaltsausgleich 2022 steht auf dem Spiel

Unterstützung erhielten die Grünen von der SPD. Gerhard Schmitz-Porten befürwortete zwar grundsätzlich die Vorzugsvariante, wies aber ebenso auf die Haushaltssituation hin. „Der Marktplatz ist, so wie er jetzt ist, auch für Veranstaltungen nutzbar“, sagte er. „Ich habe mittlerweile Bedenken, dass wir den Haushaltsausgleich 2022 schaffen.“ Es gebe viele dringendere Aufgaben, und das Geld könne ja nur einmal ausgegeben werden, deshalb seien die Haushaltsberatungen abzuwarten, so Schmitz-Porten, der, wie auch die Grünen, Beratungsbedarf anmeldete.

Gegenwind bekamen Grüne und SPD von den Christdemokraten, dem Aufbruch und Wolfgang Züll von der FDP – auch vor dem Hintergrund, dass die Zeit für den Förderantrag drängt. „Ich kann nur an alle appellieren zuzustimmen“, sagte Claudia Feld-Wielpütz (CDU). Es sei mit der neuen Planung bereits Geld eingespart worden. Natürlich müsse die Stadt einen Eigenanteil tragen. Aber: Die Stadt sei mit den Planungen bereits in Vorleistung getreten, und über kurz oder lang müsse an der Marktplatte sowieso wieder etwas gemacht werden. Deutlicher reagierte Züll: „Wir müssen jetzt in die Puschen kommen, damit wir uns nach draußen nicht lächerlich machen.“ Auch die Verwaltung konnte die Diskussion nicht nachvollziehen. „Ich glaubte, wir sind alle eigentlich willens, das Projekt anzugehen“, sagte Rainer Gleß. „Ich nahm an, ich hätte bereits ein Signal aufgrund des Masterplans und des IHK.“

Doch an eine Einigung war auch nach fast zwei Stunden Debatte nicht zu denken. Schließlich setzten die Fraktionen eine Sondersitzung für Mittwoch, 29. November, an, in der die Umgestaltung erneut beraten werden soll.

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