Comedy in Sankt Augustin Großer Spaß über die Absurditäten des Alltags

SANKT AUGUSTIN · Ob durchdrehende Eltern beim Elternsprechtag oder Bauplaner von Hennefer Bushaltestellen: Das Comedy-Trio Andreas Etienne, Andrea Frohn und Michael Müller begeistert in Sankt Augustin sein Publikum.

 Als Femme fatale der Moderne verdreht Andrea Frohn den beiden eingespielten „Kollegen“ Michael Müller (links) und Andreas Etienne mehr als einmal den Kopf.

Als Femme fatale der Moderne verdreht Andrea Frohn den beiden eingespielten „Kollegen“ Michael Müller (links) und Andreas Etienne mehr als einmal den Kopf.

Foto: Thomas Heinemann

Wenn Schwimmen schlank macht, was machen Blauwale dann falsch? Bekommen Vegetarier Wurstfinger? Und was macht man am Wochenende? Wichtige Fragen, über die sich die zwei Kollegen – Andreas Etienne und Michael Müller – aus dem Bonner Bauordnungsamt den ganzen Tag den Kopf zerbrechen können. Zumindest solange, bis die neue Kollegin – Andrea Frohn – ihnen den Kopf verdreht: Als Roboter, vollautomatische Mitarbeiterin oder einfach „ne Blechbüchse“ bringt sie frischen Wind ins Büro, der den dicken Staub lichtet und darunter die Beethovenhallen-Akte, Eilanträge aus dem Jahr 2011 und Opernsanierungspläne zum Vorschein bringt.

„Kannst Du das Problem nicht erfassen, kannst du es auch liegen lassen,“ lautet der Rat der beiden Herren, die mit ihren ganz eigenen Methoden den störrischen Amtsschimmel hegen und pflegen – und damit am Samstagabend beim Publikum in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums den Nerv der Zeit trafen.

Feine Beobachtungsgabe

Paragrafenreiter, Bauplaner von Hennefer Bushaltestellen bis zum Flughafen BER, durchdrehende Eltern beim Elternsprechtag und Stereotypen von Sport- und Kunstlehrern bei der Planung des nächsten Schulfestes auf der Lehrerkonferenz: Das Repertoire der Themen, die sich Andreas Etienne und Michael Müller nach 30 Jahren als erprobte „Nachbarn“ im Bonner Haus der Springmaus herausgepickt hatten, zeugte von feiner Beobachtungsgabe und der hohen Kunst, Absurditäten des Alltags in geschliffener rheinischer Mundart auf die humoristische Spitze zu treiben. Und das gelingt den beiden Profis auch mit der Leichtigkeit von Nebensätzen, die präzise ihre Pointe treffen. Etwa wenn sich das Duo in der Rolle zweier Architekten über „rheinische Ausschreibungen“ für den BER-Flughafen unterhält und dabei aufs Landschaftsschutzprojekt „Grüne C“ zu sprechen komm: „Ich habe gedacht, das war ein Aprilscherz“, sagt der Eine, der Andere antwortet: „Ja, war es auch. Aber die Konkurrenz hat es trotzdem gebaut.“

Das Publikum jubelte mit Spontanapplaus, wie er so oft an dem Abend zu hören war. Dafür sorgte auch Andrea Frohn: Die Schauspielerin aus Köln, die unter anderem im Düsseldorfer Kommödchen, im Bonner Contra-Kreis-Theater und auf anderen Bühnen zu sehen war, brachte jungen, frischen Wind ins routinierte Kollegenduo. Ob als naiv-überforderte Berufsschülerin oder aufgebrachte Businessfrau oder Helikopter-Mutter: In der Rolle der Femme fatale der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts schloss Andrea Frohn den komödiantischen Kreis lückenlos. Das Trio erntete am Samstagabend derart viel Beifall und Zuspruch, dass der Programmname „Kollegen – Drei sind eine(r) zu viel!“ ruhigen Gewissens in „keine zu viel!“ abgeändert werden darf.

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