Golfkurs Sankt Augustin/Bonn Golfplatz hat Bauauflagen nicht erfüllt

Sankt Augustin · Der Betreiber der Anlage möchte neue Kurzbahnen bauen. Doch beim Bauantrag fiel auf, dass ökologische Ausgleichsmaßnahmen nicht umgesetzt wurden. Eine Streuobstwiese fehlt. Jetzt stockt das Verfahren.

Der Golf Course Sankt Augustin/Bonn hat einige ökologische Ausgleichsmaßnahmen, die ihm beim Bau der 18-Loch-Anlage vor 25 Jahren auferlegt wurden, nicht umgesetzt. Das berichtete der Erste Beigeordnete der Stadt Sankt Augustin, Rainer Gleß, in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses. Herausgekommen ist das alles, nachdem der Golfplatz, der seine Bahnen auf Hangelarer und Bonner Gebiet hat, einen Antrag zum Bau von Kurzbahnen gestellt hatte.

Die sechs Kurzbahnen von 80 bis 120 Metern Länge sollen auf einem 1,33 Hektar großen Areal gebaut werden, das zurzeit als Pferdekoppel dient. Zum Vergleich: Die herkömmlichen Golfbahnen sind zwischen 124 und 499 Meter lang. Die Fläche liegt zwischen der Zufahrtsstraße zum Clubhaus und den Bahnen eins und zwei.

Betreiber muss Evaluation vorlegen

Ausgerechnet dieses Grundstück war indes als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft festgesetzt: Die entsprechende Streuobstwiese wurde allerdings nie angelegt, so Gleß. „Es steht zu vermuten, dass noch weitere Maßnahmen nicht durchgeführt wurden.“

Deshalb forderte die Stadtverwaltung die Betreiberfamilie auf, eine Evaluation vorzulegen, was von den Auflagen seinerzeit umgesetzt und was nicht durchgeführt wurde. Die Überprüfung soll über ein Fachbüro geschehen. Dann will die Verwaltung sowohl der Politik als auch der Familie einen Vorschlag unterbreiten, wie weiter vorgegangen werden kann. Eine Entscheidung über die Erweiterung des Platzes um die geplanten Kurzbahnen, wozu auch eine Änderung des Bebauungsplans notwendig wäre, soll erst nach Vorliegen des Gutachtens debattiert werden.

Martin Metz (Grüne) konnte es einfach nicht fassen, dass der Golfplatzbetreiber die ökologischen Auflagen nicht umgesetzt hat, „zumal der Golfplatz damals ziemlich umstritten war“, sagte er. Eine Vorentscheidung über die Baupläne lehnte er kategorisch ab. Auch Horst Köhler (Aufbruch) ärgerte sich darüber, „dass wir an der Nase herumgeführt worden sind“. Er verwies darauf, dass auch das Clubhaus mit dem 14-Betten-Hotel eigentlich „viel bescheidener“ hätte ausfallen sollen.

Attraktives Erholungsgebiet

Peter Kespohl (SPD) und René Puffe (CDU) fragten nach Details in der Planung der Kurzbahnen. Sie sind gedacht für ältere Spieler und Golfinteressierte ohne sogenannte Platzreife, also die Befähigung, um auf den großen Plätzen spielen zu dürfen. Solche Plätze stellen immer mehr Golfanlagen zur Verfügung. Denn für eine 18-Loch-Runde müssen gut sechs Kilometer zurückgelegt werden – und das in etwa drei bis vier Stunden. Das sei für viele Senioren zu beschwerlich, so Betreiberin Anja Siemens-Fischer, die engagiert für ihre Pläne warb.

Die Bahnen würden relativ eng angelegt werden, was umfangreiche Baum- und Sträucheranpflanzungen nach sich zöge, um die Bahnen gut voneinander zu trennen. Das sei ja auch von Vorteil für die Natur. Der Golfplatz, meinte sie, habe doch zudem mit seiner parkähnlichen Landschaft ein attraktives Erholungsgebiet geschaffen. Zusätzliche Infrastrukturen müssten nicht angelegt werden, weil alles vorhanden sei – auch hinreichend viele Parkplätze seien auf dem Gelände da.

Dass die Familie Siemens-Fischer die Stadt an der Nase herumgeführt habe, wie Köhler meinte, wies sie zurück. Immerhin habe man doch zwei Teiche in den Golfplatz integriert und weitere drei angelegt.

Der Ausschuss folgte dem Vorschlag des Beigeordneten einstimmig. Die Ergebnisse sollen in zwei Monaten vorliegen. Die Kosten für das Gutachten muss der Golfplatzbetreiber tragen.

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