250 Trauergäste nehmen Abschied Ehemaliger Landrat Franz Möller in Hangelar beigesetzt

Sankt Augustin · Unter großer Anteilnahme wurde der ehemalige Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Franz Möller, in Hangelar beigesetzt. Er gehört zu den Vätern des Strukturwandels in der Region, der auf den Wegzug der Bundesregierung folgte.

„Landrat aus Leidenschaft“, so lautete der Titel des Buchs, das der Rhein-Sieg-Kreis Franz Möller 1999 zu seinem Abschied vom Amt widmete. So wird ihn die Region auch in Erinnerung behalten. Als leidenschaftlichen Politiker, der über Jahrzehnte prägend wirkte, aber stets ruhig, sachlich und unprätentiös daherkam.

Rund 250 Trauergäste nahmen am Freitag Abschied von Franz Möller, der vor einer Woche im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Er starb in der Nacht vor der Beisetzung seiner Frau Ilse, die den Folgen eines Schlaganfalls erlegen war. Nun ruhen die beiden, die 56 Jahre miteinander verheiratet waren, auf dem Friedhof in Hangelar.

Zur Trauerfeier in der Pfarrkirche Sankt Anna hatten sich neben der Familie und Freunden auch Vertreter von Politik und Verwaltung eingefunden. Darunter langjährige Weggefährten, die mit Franz Möller bewegte Zeiten erlebten, von den Jahren nach der kommunalen Neuordnung über den Hauptstadtbeschluss bis hin zum Strukturwandel in der Region. Der gebürtige Emsländer Möller war von 1974 bis 1999 Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, danach trug er den Titel Ehrenlandrat. Von 1976 bis 1994 saß der promovierte Jurist für die CDU im Bundestag, wo er unter anderem Justiziar der Unionsfraktion war.

Berlin-Bonn-Gesetz als Meilenstein

Verdienste erwarb sich Möller etwa im Zusammenhang mit dem Neubau der ICE-Strecke Köln-Frankfurt, mit dem Siegburg einen Haltepunkt erhielt – heute ein wichtiger Standortfaktor. Eine prägende Rolle spielte er vor allem nach dem Hauptstadtbeschluss des Bundestags 1991.

Meilensteine waren das 1994 beschlossene Berlin-Bonn-Gesetz und die Ausgleichsvereinbarung. Der darauf aufbauende Strukturwandel gilt als Erfolgsgeschichte. Zu den Ausgleichsprojekten, die die Region damals erhielt, gehörte unter anderem die Gründung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 1995. „Er hat die Geschichte des Rhein-Sieg-Kreises in eindrucksvoller Weise geprägt“, sagte Landrat Sebastian Schuster, der Möller eine „unermüdliche Tätigkeit zum Wohl der Allgemeinheit“ bescheinigte.

Sichtlich bewegt nahm auch Frithjof Kühn Abschied von seinem Freund Franz Möller. Beide bildeten die Doppelspitze des Kreises: Möller als ehrenamtlicher Landrat, Kühn als Oberkreisdirektor. Bedingt durch die Änderung der Kommunalverfassung wurden beide Ämter zusammengelegt. Kühn wurde 1999 hauptamtlicher Landrat und damit Amtsnachfolger Möllers. „Landrat zu sein, war für ihn kein Job, sondern ein demokratischer Auftrag, den er mit großer Verantwortung und Pflichtbewusstsein erledigte“, so Kühn, der auf das politische Gespür Möllers verwies: „Als er merkte, dass der Kampf um die Hauptstadt Bonn verloren war, machte er mit dem Berlin-Bonn-Gesetz das Beste aus der Situation.“

„Die Familie war sein Mittelpunkt“

Kühn erinnerte aber auch an den Landrat Möller abseits der großen Entscheidungen: an die Karnevalsempfänge, an die Besuche bei Ehejubiläen und Festen im Kreis, ebenso an die Partnerschaft mit Bunzlau. Die letzten Jahre war er schwer krank, seit Herbst lebte er im Pflegeheim. „Er bewahrte bis zuletzt Haltung und Höflichkeit“, sagte Kühn.

„Wir werden sein Vermächtnis bewahren und für die Menschen weiter voranbringen“, sagte Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Er bezeichnete Möller als „väterlichen Freund“. Von 1992 bis 1994 war er bei ihm wissenschaftlicher Mitarbeiter. Eine prägende Zeit: „Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich bin.“ Er habe vorgelebt, wie man christliche und demokratische Überzeugungen in einer Amtsführung vereint.

Pfarrer Michael Dörr erinnerte an den Privatmann Möller: „Die Familie war sein Mittelpunkt. Daraus hat er seine Kraft gezogen.“ Nach der Messe zog die Trauergemeinde zum Friedhof. Mit seinem langjährigen Wohnort Hangelar blieb Möller stets verbunden, auch wenn er zuletzt in Bad Honnef lebte.

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