Spaziergang in der Region Flugplatz Hangelar ist Heimat für bedrohte Schönheiten

Sankt Augustin · Die Heidenelke hat auch in diesem Sommer den Flugplatz in Sankt Augustin und das weitläufige Areal der Hangelarer Heide erobert. Dort blühen und gedeihen seltene Kräuter.

Eine der Heideschönheiten in Hangelar ist der Feldthymian.

Eine der Heideschönheiten in Hangelar ist der Feldthymian.

Foto: Thomas Heinemann

Segelflugzeuge, Hubschrauber oder Kleinflugzeuge gibt es am Flugplatz Hangelar viele. Aber sie alle zusammen sind „Dianthus deltoides“ zahlenmäßig weit unterlegen: Die Heidenelke hat auch in diesem Sommer den Flugplatz und das weitläufige Areal der Hangelarer Heide erobert. Ihre purpurfarbene Blüte, die weiße Pünktchen und einen fast schwarzen Ring trägt, ist in großer Zahl genau dort zu sehen, wo sonst kaum etwas wächst, wie der Sankt Augustiner Biologe Wolf Lopata erklärt. Regelmäßig führt er auf Einladung des städtischen Büros für Natur- und Umweltschutz gemeinsam mit Biologin Birgit Dannefelser interessierte Naturfreunde zu den „Heideschönheiten“ rund um den Flugplatz.

„Tagsüber blüht sie, abends schläft sie“, zeigt Lopata auf die Heidenelke, die zum Sonnenuntergang – also pünktlich zum Ende des Flugbetriebs – ihre Blüte schließt. An botanischen Schönheiten mangele es der Heide nicht, sagt der Biologe und führt die Gruppe vorbei an Kleinflugzeugen auf die gemähten Flächen des Vorfelds. „Für die Sicherheit des Flugbetriebs muss regelmäßig gemäht werden. Der Heidenelke schadet das nicht, sie braucht sogar die Mahd.“ An nicht benötigten Flächen ist die Heide sich selbst überlassen. Kniehoch wachsen Gräser und auch seltene Bewohner, die einen würzigen Duft in die Heide bringen. „Das ist Feldthymian“, zeigt Lopata auf einen knorrigen Stängel mit trockenen, violetten Blütenresten: „Seine ätherischen Öle halten Schädlinge fern. Sie helfen der Pflanze auch bei langer Trockenheit zu überleben.“

Nur wenige Zentimeter weiter schimmert in blassem Gelb ein Labkraut durch. „Das ist verwandt mit dem Waldmeister, und man könnte das Kraut verwenden, wenn man Milch gerinnen lassen will – daher auch das Wort 'Lab' im Namen.“ Immer wieder fallen unter den kniehohen Kräutern gelbe flache Blütenansammlungen am Boden auf – Hornklee, der in Hangelar zwei seltenen Schmetterlingsarten als Heimat dient. „Dort, wo das Gras und die Heide nicht gemäht werden, ziehen sich die Bläulinge wie auf eine kleine Insel zurück.“

Inseln, die nicht nur Pflanzen, sondern auch seltenen Tieren und insbesondere den Vögeln als Rückzugsort dienen, berichtet Flugplatzbetriebsleiter Jürgen Unterberg von seinen Beobachtungen: „Um den Flugplatz herum ist ein hoher, dichter Zaun, der viele jagende Tiere und auch Hunde fernhält. Für Kiebitze und Feldlerchen ist das eine Chance, sich breitzumachen.“ Auch werden am Flugplatz keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die Kräuter verdrängen und damit als Lebensraum wegfallen für Insekten, die wiederum Vögeln als Nahrung dienen. Gerade weil die Heide so trocken und mager ist, fühlen sich Flora und Fauna hier wohl, betont Lopata, den das echte Johanniskraut kurz innehalten lässt. Beim Zerreiben der strahlend gelben Blüten färbt der Inhaltsstoff Hypericin die Fingerspitzen blutrot. Als Heilpflanze ist es seit Jahrhunderten bekannt, auf Weiden als giftiges Kraut aber wenig beliebt.

Zwischen Flaumhafer und Glatthafer hat sich ein anderes, gelb leuchtendes Kraut breitgemacht, zeigt der Biologe auf eine Wuchsinsel neben den Parkpositionen von „Dauerparkern“ am Flugplatz. „Das ist ein Greiskraut, das Jakobskreuzkraut, das bei Wiederkäuern und anderen Tieren als Lebergift gefürchtet ist.“ Des einen Leid ist des anderen Freud': Das Kraut ist Heimat der schwarz-gelb geringelten, ebenfalls giftigen Raupen des Jakobskrautbären, einem später schwarzen Schmetterling mit feuerroten Flügelrändern mit zwei roten Punkten. Eine weitere Heideschönheit, sagt Lopata, die fernab der Hangelarer Heide ohne das stark bekämpfte Greiskraut nur noch auf Steppen, Waldwiesen oder ungenutztem Trockenrasen zu finden sei.

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