Serie Augustiner Köpfe Ein Nordlicht mit Bewegungsdrang

Sankt Augustin · Ex-Bürgermeisterin Anke Riefers kommt aus Büsum, fühlt sich aber in Sankt Augustin zu Hause. Sie war die erste weibliche Bürgermeisterin der Stadt. Uns hat sie unter anderem verraten, wo ihr Lieblingsplatz in Sankt Augustin ist.

Ganz ohne Ehrgeiz geht es nicht: Anke Riefers auf einer Brücke über den Pleisbach in Niederpleis. FOTO: MATTHIAS HENDORF

Ganz ohne Ehrgeiz geht es nicht: Anke Riefers auf einer Brücke über den Pleisbach in Niederpleis. FOTO: MATTHIAS HENDORF

Foto: Matthias Hendorf

Die Antwort kommt schnell. Sehr schnell. Was die Menschen über sie einmal sagen sollen, ist die Frage. Anke Riefers sagt: „Dass ich mich für Sankt Augustin und die Menschen eingesetzt habe.“ Dann überlegt sie kurz und schiebt nach: „Das wird mir so auch schon bestätigt.“

Mit Anke Riefers, 75, verbinden die meisten Sankt Augustiner vermutlich ihre Zeit als Bürgermeisterin Mitte der 90er Jahre. Überraschend wählen die Menschen 1994 eine Sozialdemokratin, sie war die erste weibliche Bürgermeisterin in Sankt Augustin. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung setzt die Bezirksregierung sie aber außer Amt, wie es im besten Bürokratendeutsch heißt. Bei der Wiederholungswahl bestätigen die Bürger Riefers. Zunächst ist sie ehrenamtlich tätig, ab 1996 hauptamtlich, bevor sie bei den Kommunalwahlen 1999 überraschend am jetzigen Bürgermeister Klaus Schumacher scheitert, Riefers nennt ihn liebevoll „Schumi“.

„Am Wahlabend war ich schon traurig“, sagt Riefers heute. Ob davon eine Narbe geblieben ist? „Nein, damit habe ich abgeschlossen.“ Ihr Sohn Christian hilft ihr noch in der Wahlnacht, als er sagt, dass sie mehr als nur Bürgermeisterin sei. Denn das Amt beansprucht sie sehr. „Mir ging das Herz auf, wenn ich das Rathaus gesehen habe. Eigentlich habe ich keinen Urlaub gemacht, weil ich nicht weg wollte aus Sankt Augustin“, sagt sie.

Dabei ist Riefers gar nicht aus Sankt Augustin, sie ist ein klassisches Nordlicht, in Büsum an der Nordsee aufgewachsen. „Ich bin auf dem Bauernhof groß geworden und habe dort Kohl gepflanzt“, sagt Riefers. Später studiert sie in Kiel und Berlin, arbeitet unter anderem als Physiklehrerin, bevor sie 1968 nach Erlangen in Bayern zieht. Dort tritt sie in die SPD ein, scheidet als Lehrerin aus und lässt sich in den Stadtrat wählen.

1974 zieht sie mit der Familie nach Bonn, drei Jahre später nach Sankt Augustin, wo sie 1979 wieder kommunalpolitisch aktiv wird. Es ist die Wiederaufnahme ihrer politischen Laufbahn, über die Riefers sagt: „Bürgermeisterin wollte ich nie werden.“ Doch irgendwann habe die SPD sie gefragt, also habe sie zugesagt. Auf die Frage, ob sie wie so viele Politiker nach Macht gestrebt habe, sagt sie: „Wenn man etwas bewirkt hat und das registriert, dann möchte man mehr davon.“

Nachdem die Bürger sie aus dem Rathaus gewählt haben, verabschiedet Riefers sich aus der Politik. Sie geht nicht auf das Angebot ein, Bürgermeisterin in Büsum zu werden, eine mögliche Kanzlerschaft an der Fachhochschule Bad Honnef zerschlägt sich, aus politischen Gründen, wie sie selbst vermutet.

Knapp 40 Jahre lebt sie nun schon in Sankt Augustin, mittlerweile in Hangelar. „Ich habe zwar meine Wurzeln in Büsum, aber meine Heimat ist hier“, sagt sie. Sie legt anders als so viele Einwohner Wert darauf, dass sie aus Sankt Augustin kommt und nicht aus Hangelar.

Anke Riefers mag es nicht, wenn man sie als rastlos beschreibt, sie sagt: „Ich bin gerne in Bewegung, sowohl körperlich als auch geistig. Ich brauche eine Aufgabe.“ Unter anderem setzt sie sich für die Städtepartnerschaft zwischen Sankt Augustin und dem israelischen Pendant Mewasseret Zion ein, steht dem Freundeskreis seit der Gründung 1995 vor. Zudem ist sie Aufsichtsratsvorsitzende der Gemeinnützigen Baugenossenschaft, engagiert sich im Lions Club. In ihrer Freizeit spielt sie Golf, weil sie gerne an der frischen Luft ist. Ganz ohne Ehrgeiz geht es aber auch auf dem grünen Rasen nicht. „Viele Leute verbinden einen gewissen Ehrgeiz mit mir. Vermutlich stimmt das auch“, sagt sie.

Ihr Lieblingsplatz in Sankt Augustin ist unter anderem der Spielplatz am Flugplatz Hangelar, dort spielt sie mit ihren vier Enkeln. Oder sie trifft sich in ihrer Freizeit mit Freunden oder Nachbarn auf einen Kaffee. Als Sankt Augustiner Original bezeichnet sie sich nicht, aber „ein Sankt Augustiner Kopf bin ich schon, weil ich sehr viele Bezüge in der ganzen Stadt habe“.

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