Flüchtlingsproblematik in Sankt Augustin Die größten Defizite liegen im Management

Sankt Augustin · Gutachten zur Flüchtlingsproblematik: Mitarbeiter der Stadtverwaltung halten die bestehende Steuerung für ungeeignet. Ein Experte schlägt eigenes Amt vor.

 Große Probleme offenbarten sich beim Bau der Flüchtlingsunterkunft am Schützenweg.

Große Probleme offenbarten sich beim Bau der Flüchtlingsunterkunft am Schützenweg.

Foto: Holger Arndt

Es sind nicht Themen wie Sicherheit in den Flüchtlingsunterkünften oder Integration der Neuankömmlinge, bei denen die Verwaltungsmitarbeiter Probleme sehen. Ganz oben auf der Mängelliste steht das Management rund um die Flüchtlingsproblematik, das den Mitarbeitern der Stadt, die mit diesem Thema befasst sind, ernsthaft Sorgen bereitet. Das ist das wesentliche Ergebnis aus der Studie zum Risikomanagement bei der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen, die Björn Weisse am Mittwochabend im Ausschuss für Familie, Soziales, Gleichstellung und Integration vorstellte.

„Es gibt die Besorgnis, dass die Steuerung in der Verwaltung nicht funktioniert und dass das Flüchtlingsmanagement nicht geeignet ist, auf Probleme rund um die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge angemessen zu reagieren“, erläuterte Weisse das Ergebnis. Der Ausschuss empfahl dem Haupt- und Finanzausschuss einstimmig, die Verwaltung zu beauftragen, ein Konzept zur Umsetzung der vorgeschlagenen Steuerungsmaßnahmen zu erstellen und umzusetzen. Diese Bedenken bezüglich des Managements standen nicht nur ganz oben auf der Mängelliste, sondern sie hatten auch erheblichen Abstand zu weiteren möglichen Problemfeldern.

Für Mängel bei der verwaltungsinternen Steuerung und den Abläufen, die Weisse als Kernprozesse bezeichnete, gab es jeweils 32 Punkte. Es folgten Mängel bei den Unterkünften oder der Öffentlichkeitsarbeit, die jedoch mit nur 19 beziehungsweise 17 Punkten deutlich hinter den Defiziten des Managements rangierten. Die Belastung des städtischen Haushaltes ebenso wie mögliche Aggressionen unter den Flüchtlingen wurden mit jeweils 14 Punkten auf die Plätze fünf und sechs der Risiken verwiesen. Immer wieder betonte Weisse, dass es bei der Mängelliste um in die Zukunft gerichtete Bedenken gehe.

Nach Abschluss seiner Ausführungen stellte Wolfgang Haake von den Grünen jedoch fest, dass einige dieser Bedenken in der Stadt sogar schon eingetreten seien und damit die Prognosen bereits von der Realität eingeholt worden seien. Positiv wertete Weisse die Tatsache, dass Managementprobleme einfacher gelöst werden könnten als nicht funktionierende Integration oder Sicherheit. „Die Steuerungsprobleme müssen jetzt gelöst werden“, appellierte Weisse an den Ausschuss schnell tätig zu werden. Dies sei nur möglich, wenn man explizit Verantwortliche benenne und Statusberichte einführe, damit alle Beteiligten auf dem gleichen Informationsstand seien.

Zu den Vorschlägen Weisses zählte zum Beispiel die Zusammenführung aller Akteure rund um das Thema Flüchtlinge in einem Amt, so wie es etwa in Herne gemacht werde. Auch die Gemeinde Wachtberg habe einen möglicherweise für Sankt Augustin geeigneten Lösungsansatz. Sie habe klare Kooperationsverträge mit externen Organisationen abgeschlossen.

Diese und viele andere Vorschläge sollen nun von der Sankt Augustiner Stadtverwaltung geprüft und möglichst schnell in ein geeignetes Konzept gegossen und umgesetzt werden. Weisse, der hauptberuflich das Ordnungsamt der Stadt Karlsruhe leitet, wurde von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle (KGST) beauftragt, das Gutachten für Sankt Augustin zu erstellen. Der Auftrag an die KGST ging wiederum von der Stadt selbst aus und wurde am 9. Dezember 2015 vom Stadtrat beschlossen.

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