Lutherjahr in Hangelar Die Reformation in 95 Stichworten

Sankt Augustin · Der Sankt Augustiner Autor Martin Thull liest in der Hangelarer Bücherei aus seinem Buch „Luther für Einsteiger“ und hätte den Reformator gerne kennen gelernt. „Er war ausgebufft, selbstbewusst und hat seine Mission durchgesetzt.“

 Mit Playmobil-Luther und seinem Buch „Luther für Einsteiger“: Der Sankt Augustiner Autor Martin Thull.

Mit Playmobil-Luther und seinem Buch „Luther für Einsteiger“: Der Sankt Augustiner Autor Martin Thull.

Foto: Martina Welt

Es war ein überschaubarer Kreis an Zuhörern, der sich in der Katholischen Bücherei Sankt Anna in Hangelar zur Auftaktveranstaltung der „PfarrBar“ eingefunden hatte. Mit „Luther für Einsteiger“ hatte Gabriele Jung, Leiterin der Bücherei, zum Einstieg in das Lutherjahr eingeladen. Das Bändchen des Sankt Augustiner Autors Martin Thull ist bereits im Februar vergangenen Jahres erschienen. Analog zu den 95 Thesen des Reformators, deren Veröffentlichung sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, präsentiert Thull die Reformation in 95 Stichworten.

Im Gepäck hatte der Journalist am Mittwochabend neben seinem Buch auch einen Playmobil-Luther, der bei den Besuchern ähnlich viel Anklang fand wie das Buch selbst. Die Figur sei Ende letzten Jahres immerhin schon 500.000 Mal verkauft worden, informierte Thull die Besucher über die Nachfrage nach dem Gimmick zum Lutherjahr ebenso wie über die Möglichkeiten, Luther im Kleinformat möglichst günstig zu erstehen.

Thull stellte klar, dass er kein Luther-Experte sei und auch nie zu dem Thema geforscht habe. Er sei journalistisch zu Werke gegangen, und so liest sich das Büchlein trotz der lexikalischen Form leicht und bringt das Leben des Reformators und seine Zeit schlaglichtartig auf den Punkt. Was in dem Büchlein auf 102 Seiten alphabetisch geordnet ist, gab Thull bei seiner Lesung in der Bücherei in einer eigenen neuen Ordnung wieder. „Wenn Sie später nach Hause gehen und zu dem ein oder anderen Punkt sagen, das hab' ich nicht gewusst, würde ich mich sehr freuen“, schickte er voraus.

Luther nutzte damalige Medien

Thull stieg ein mit dem „Peterspfennig“ und entdeckte schon die erste Parallele zur heutigen Zeit. Denn ähnlich wie die Elbphilharmonie, die am Abend der Lesung feierlich eröffnet wurde, gab es im 16. und 17. Jahrhundert Prestigebauten, deren Bauzeit die des viel kritisierten neuen Wahrzeichens Hamburgs bei weitem überschritten. So wurde 120 Jahre am Petersdom gebaut, dessen Finanzierung letztendlich nur durch den Verkauf von Ablässen, den „Peterspfennig“, zu bewerkstelligen war.

Genau dieses Verfahren, ebenso wie Wallfahrten oder Reliquienverehrung, waren es schließlich auch, die Luther auf die Palme brachten und seine Thesen zur Reformation schreiben ließen. Dass diese, statt zur gewünschten theologischen Auseinandersetzung am Ende zur Spaltung der Kirche führten, begründete Thull damit, dass das Anliegen Luthers nach einer akademischen Diskussion nicht verstanden worden sei.

Wichtig war dem Autor auch, dass Luther es verstand, die Medien seiner Zeit zu nutzen. Das war der Buchdruck mit beweglichen Lettern, den Johannes Gutenberg einige Jahrzehnte zuvor erfunden hatte. Damit sei die Reformation befördert worden. „Luther hat gewusst, dass er so seine Thesen am schnellsten verbreiten kann“. Auch hier sieht Thull eine aktuelle Parallele. „Der neue amerikanische Präsident hat meiner Meinung nach die Wahl nur deshalb gewonnen, weil er Twitter als Kommunikationsmittel genutzt hat.“ Thull hätte Luther gerne kennengelernt. „Er war ausgebufft, selbstbewusst und hat seine Mission durchgesetzt.“

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