Buchhandlung Die "Bücherstube" macht bald Schluss

SANKT AUGUSTIN · Noch gut 15 Monate soll es dauern, bis der erste Bauabschnitt für den neuen Huma im Sankt Augustiner Zentrum bezugsfertig ist. Diesen Umzug aber wird Karl-Heinz Matheis nicht mehr mitmachen. Der Inhaber der "Bücherstube" macht dann Schluss.

Wer oben auf der Rampe steht, kurz vor dem Eingang in das Huma-Center, kann von dort aus förmlich zusehen, wie das neue Einkaufszentrum wächst. Kräne drehen sich und hieven die Bewährungseisen am Haken durch die Luft. Durch einen riesigen, mehrgliedrigen Arm aus Stahl wird Beton für die Decken und Wände gepumpt.

Noch gut 15 Monate soll es dauern, bis der erste Bauabschnitt für den neuen Huma im Sankt Augustiner Zentrum bezugsfertig ist. Diesen Umzug aber wird Karl-Heinz Matheis nicht mehr mitmachen. Der Inhaber der "Bücherstube" macht dann Schluss, wenn die Geschäfte in das neue Gebäude ziehen und der alte Huma-Markt abgerissen wird.

"Ich bin jetzt 68 Jahre alt, und man wird auch nicht gesünder. Da unterschreibt man keinen Zehnjahresvertrag mehr", sagt der Buchhändler aus Leidenschaft. Bis August 2015 läuft sein derzeitiger Mietvertrag noch.

Matheis ist einer der letzten Buchhändler in NRW, der noch privat einen Buchladen in dieser Größe führt. Er möchte schon gerne, dass es weitergeht und auch in der neuen Sankt Augustiner Einkaufsmall eine Buchhandlung zu finden ist. Allein der Nachfolger fehlt. "Es ist unglaublich schwer, jemanden zu finden, der das Geschäft übernehmen will", sagt Matheis. Was viele Gründe habe. Zum einen schrecken laut Mattheis die Jahre der Bauzeit mögliche Interessenten ab. "Man kann einfach nicht einschätzen, wie sich das Geschäft entwickeln wird." Zum anderen wirke die Krise im Buch- und Einzelhandel massiv. "Selbst die Buchhandelsketten winken ab", so Matheis. Seinen Taschenbuchladen hat er vor kurzem schließen müssen. Zu groß ist der Umsatz-Rückgang. "Das liegt sicher auch ein wenig an der Baustelle", sagt der Buchhändler. Obwohl sich eigentlich nichts dadurch geändert habe. Es gebe genügend Parkflächen. "Auch wenn viele Kunden das anders im Kopf haben", sagt Matheis. Auch sei das Center problemlos zu erreichen. "Dass neben uns eine Großbaustelle ist, merken wir sonst eigentlich gar nicht." Klar seien es Internetanbieter wie Amazon und die großen Ketten, die viele Kunden kosten würden. "Aber ich verstehe das nicht so ganz, weil wir den gleichen Service bieten. Viele Kunden wissen das offensichtlich noch nicht."

Es schmerzt ihn schon, dass es keinen gibt, der sein Geschäft, sprich die Bücher und den guten Namen in der Branche, übernehmen will. Die "Bücherstube" ist ein Begriff - nicht nur in Sankt Augustin. Und Karl-Heinz Matheis war ein Mann der ersten Stunde im Huma-Center. Im September 1977 hat er seine "Bücherstube" eröffnet. "Das war damals gigantisch mit einem unglaublichen Angebot. Aus Leverkusen und Gummersbach sind die Leute zum Einkaufen gekommen." Das habe etwas von einer neuen Dimension gehabt.

Mehrmals ist er im Laufe der Jahre im Center umgezogen, hat sich stets vergrößert. "Jetzt habe ich hier immer noch 500 Quadratmeter. Aber das ist heutzutage zu groß", sagt er. Eine ähnliche Größe sei aber auch im neuen Center vorgesehen. "Der Investor bedauert schon, dass es wohl nicht mehr weitergeht", sagt Matheis. "Es ist wichtig, dass hier neu gebaut wird, das muss sein. Und so wie es läuft und geplant ist, ist es schon optimal." Nur die Buchhandlung im neuen Markt müsse kleiner sein.

So ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ist noch im Gespräch mit dem Centermanagement. Gemeinsam will man versuchen, über den Börsenverein des deutschen Buchhandels jemanden zu finden. "Es tut schon weh zu erleben, das meine Mitarbeiter und die Stammkunden die dicke Pille schlucken müssen", sagte der 68-Jährige.

Aber Karl-Heinz Matheis freut sich auch schon. Darauf, mehr Zeit für sich, seine Hühner und seine Puten zu haben. Und für die vielen ungelesenen Bücher, die er noch in seinem Regal stehen hat. "Ich glaube ich kann ganz gut loslassen. Und einmal rund durch das Land NRW möchte ich noch mit dem Rad fahren."

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