Rautenstrauch-Siedlung in Sankt Augustin Denkmalpläne rufen Unmut hervor

SANKT AUGUSTIN · Hoch geladene Stimmung herrschte am Mittwochabend im Rathaus beim Informationsabend zum Entwurf des Denkmalpflegeplans für Sankt Augustin. Der kleine Ratssaal war beinahe vollständig besetzt mit Anwohnern der Birlinghovener Rautenstrauch-Siedlung.

Nach dem vorgestellten Entwurf soll die in den 70er Jahren entstandene Siedlung denkmalverdächtig sein. Damit sind die Anwohner nicht einverstanden.

Im Rahmen einer seit Herbst 2013 durchgeführten detaillierten Bestandsaufnahme haben das Architekturbüro Vogt-Werling, die Stadtplanung und die untere Denkmalbehörde 26 Objekte im Stadtgebiet als denkmalverdächtig und 363 als erhaltenswert eingestuft. „Ein denkmalverdächtiges Gebäude ist noch lange kein Denkmal“, sagte Architekt Michael Werling. „Das erfordert erst noch ein Gutachten des Landschaftsverbands Rheinland.“

Der Entwurf enthält zudem Vorschläge für Satzungen, die Siedlungen wie das Spichelsfeld vor negativer Veränderung bewahren sollen. Für den Turmhof Menden sieht der Plan eine Restaurierung vor. Das Wasserschlösschen in Birlinghoven soll seine Alleinlage behalten. Auch Vorschläge für Platzgestaltungen sowie für die Erhaltung von Grünflächen und Wegekreuzen beinhaltet der Plan.

Erst in der Diskussion, die der Vorstellung des Denkmalpflegeplan-Entwurfs folge, kam die Rautenstrauch-Siedlung zur Sprache. Als sie bei ihrem Rundgang in die Siedlung kamen, sei ihnen das Herz aufgegangen, so Werling: „Ihre Häuser sind ein wunderbares Beispiel für die Architektur der Zeit und sehr gut gepflegt“, fand der Architekt.

"Generationenwechsel findet schon lange statt"

Die Siedlung ist schön, darin waren sich alle einig. Damit endeten die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Nahezu alle Gäste plagten dieselben Sorgen: Können wir unsere Häuser im Falle des Denkmalschutzes überhaupt noch baulich nutzen? Ist ein Wertverfall nicht die unweigerliche Folge? Ja, meinte Anwohner Timo Salchow: „Ich habe mit mehreren Immobilienbüros gesprochen, die mir versichert haben, dass der Verkehrswert unserer Häuser definitiv sinken wird.“

„Wenn Ihnen unsere Siedlung so gut gefällt, dann lassen Sie sie, wie sie ist. Es ging doch auch 35 Jahre ohne Denkmalschutz gut“, sagte Christel Winter, ebenfalls Anwohnerin der Rautenstrauchstraße, und erntete dafür Beifall. Auch das Argument eines möglicherweise bevorstehenden Generationenwechsels konnte sie entkräften: „Das ist Quatsch. Der Generationenwechsel findet schon lange statt.“

Darüber hinaus missfiel den Bürgern die Informationspolitik der Stadt. Viele hätten erst am vergangenen Freitag erfahren, dass ihre Siedlung als denkmalverdächtig eingestuft worden sei. Michael Weingart von der Denkmalbehörde entgegnete: „Wir können nicht jeden Anwohner einzeln informieren. Diesen Arbeitsaufwand können wir einfach nicht leisten.“ Darüber hinaus seien die Fortschritte des Entwurfs in den vergangenen Jahren mehrfach im Umwelt-, Planungs- und Verkehrsausschuss Thema gewesen.

Hälfte der Besucher verließ den Raum

Die Stimmung schaukelte sich immer weiter hoch, die Fronten verhärteten: Es sei doch bisher nur ein Entwurf. Man solle die Rautenstrauch-Siedlung einfach rausstreichen, meinten die Anwohner auf der einen Seite. Auf der anderen Seite Denkmalbehörde und Architekturbüro: So einfach sei das nicht. Der Denkmalschutz richte sich nicht nach den Wünschen der Eigentümer. Sei er erst einmal beschlossen, könnten sie rechtlich dagegen vorgehen.

„Wir werden das jetzt nicht einfach ändern, weil Sie das so wollen“, meinte Marianne Vogt-Werling vom Architekturbüro. Daraufhin verließ die Hälfte der Besucher geschlossen den Raum. Zurück blieb jede Menge Frustration – auf Seiten von allen Beteiligten.

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