Literatur in Sankt Augustin Blinde Autorin lädt zur ersten Lesung

SANKT AUGUSTIN · Der James-Bond-Synchronsprecher, Dietmar Wunder, liest aus dem Krimi „Grüße nach Beverly Hills“ der Sankt Augustinerin Britta Merkle-Lücke.

 Britta Merkle-Lücke hat James-Bond-Stimme Dietmar Wunder gewinnen können für die Lesung aus ihrem Buch.

Britta Merkle-Lücke hat James-Bond-Stimme Dietmar Wunder gewinnen können für die Lesung aus ihrem Buch.

Foto: Holger Arndt

Britta Merkle-Lücke strahlt, wenn sie ihren Gästen die Tür öffnet und sie per Handschlag begrüßt. Mit schlafwandlerischer Sicherheit führt sie einen in die modern eingerichtete Wohnung, und nur die dunkle Sonnenbrille lässt darauf schließen, dass die Buchautorin blind ist. Deshalb erwartet die Besucher bei der Lesung in der Buchhandlung R² in der Siegburger Holzgasse ein besonderes Schmankerl. Dietmar Wunder, die Synchronstimme des aktuellen James Bond, Daniel Craig, wird ihr Buch „Grüße nach Beverly Hills“ lesen. „Er hat eine wunderbare sonore Stimme“, freut sich Merkle-Lücke über den Coup, der ihr mit Wunder gelungen ist.

Natürlich sei mit dem Erscheinen ihres Buches 2014 immer wieder nachgefragt worden, ob sie nicht auch mal eine Lesung veranstalten wolle. „Da hat sich bei mir der Gedanke geformt, wie es wohl wäre, wenn Wunder Passagen aus meinem Buch vorlesen würde“. Dieser Gedanke kam jedoch nicht von ungefähr, denn Merkle-Lücke ist seit jeher ein großer James Bond-Fan und besonders begeistert von der Synchronstimme des aktuellen Action-Helden Daniel Craig. „Ich habe versucht mir vorzustellen, wie es sich wohl anhören würde, wenn Wunder die beiden Charaktere im Buch lesen würde“, denn schließlich handelt es sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Frauen. Merkle-Lücke war schnell klar, dass die scheinbare Dissonanz passt und rief bei Wunders Agentur an.

Eine Woche später bekam sie die Zusage und hatte damit, wie sie selbst sagt, „einen wunderbaren Sprecher“ für ihre Lesung gefunden. Was fehlte, war ein passender Ort. „Als ich den ersten Stock der Buchhandlung in diesem alten Haus betrat, habe ich sofort die tolle Stimmung dort gespürt“, berichtet sie von der Entscheidung, ihre erste öffentliche Lesung außerhalb ihres Geburtsortes Walheim bei Stuttgart, dort zu veranstalten. Damit ist für die Autorin, die sich mit der Veröffentlichung ihres Buches einen schon lange gehegten Traum verwirklicht hat, alles perfekt für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend.

Die Geschichte ihres Romans erzählt von zwei Freundinnen. Das ist einmal Charlotte, die im deutschen Generalkonsulat in Los Angeles arbeitet und ein aufregendes Leben lebt und Sophie, die ein eher verstaubtes Leben in Deutschland führt. Die beiden schreiben sich regelmäßig – per E-Mail. „Es sind Geschichten, in denen sich jeder Zuhörer wiederfinden wird“, glaubt die Autorin. Einen Fokus legt sie auf Amerika, das sie „in ihrem ersten Leben“, vor ihrer Blindheit kennengelernt hat. Aber es gibt auch viele Momente aus ihrem „zweiten Leben“. Vor zehn Jahren wurde die Welt komplett dunkel um die lebensfrohe, zierliche Frau mit dem roten Kurzhaarschnitt. Es war die eine mögliche Konsequenz aus der Diagnose Glaukom (Grüner Star), die sie schon mit 25 Jahren bekommen hatte.

„Mit Ende 30 war ich schon austherapiert und unterzog mich innerhalb kurzer Zeit 17 Operationen – letztendlich zählt die heute 54-jährige zu den Ausnahmen, bei denen die Operationen erfolglos blieben. Weihnachten 2004 sei es dann passiert. „Ich habe bis dahin Nebel gesehen, konnte aber noch Umrisse und Farben erkennen“. Als sie eines Morgens im Dezember auf ihren Wecker schauen wollte, konnte sie die Zahlen dort nicht mehr erkennen. „Zwei Tage später war ich blind“. Völlige Dunkelheit herrscht um sie herum seit 2006 und es war das Schreiben, das sie aus dem tiefen Loch, in das sie fiel, herausholen konnte. Schon Ende 2005 hat sie unter einem Pseudonym ihre Geschichte niedergeschrieben.

„Ich wollte keinen öffentlichen Seelenstrip machen“, und bis heute outet sie sich nicht. Die einstige Fremdsprachenkorrespondentin hat zuletzt in Bonn gearbeitet und dort auch ihren Mann kennen gelernt. Beide leben seit über 30 Jahren in Sankt Augustin. Das Zukunftsprojekt der Autorin ist ein Bühnenstück. Es wird ein Psychothriller, zu dem sie inhaltlich noch nichts verraten wird. Dass sie sich diesmal für die Form des Drehbuchs entscheiden hat, sei auch eher aus der Not heraus geboren worden. „Ich hatte so ungefähr nach 40 Seiten eine Schreibblockade“, erinnert sie sich und mit dem Entschluss, ihren Stoff als Theaterstück zu schreiben, konnte sie sich daraus befreien. Das Stück wird derzeit bearbeitet und befindet sich in der Endphase.

Die Lesung in der Bernstein Verlagsbuchhandlung Gebrüder Remmel R² in der Siegburger Holzgasse 45 beginnt am Freitag, 7. Oktober, um 20 Uhr. Karten für 12 Euro kann man ab sofort in der Buchhandlung vorbestellen unter 0 22 41/8 66 71 70 oder bei bonnticket.de und über die Tickethotline 02 28/50 20 10.

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