Stadt legt Entwicklungskonzept vor Bezahlbarer Wohnraum in Sankt Augustin wird knapp

Sankt Augustin · Die Lücke ist groß: In Sankt Augustin fehlen 517 bezahlbare Wohnungen bis zum Jahr 2031. Das geht aus einem Entwicklungskonzept hervor, das die Stadt jüngst der Politik vorgelegt hat.

Erstellt hat das Konzept das Planungsbüro Schulten Stadt- und Raumplanung aus Dortmund. Demnach müssten in der Stadt jährlich 32 neue öffentlich geförderte Wohnungen entstehen, um den Bedarf perspektivisch decken zu können. Doch allein aktuell besteht schon ein Nachholbedarf von rund 100 bezahlbaren Wohnungen in der Kommune. „Wir sind mittendrin im Wohnungsnotstand“, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt, Rainer Gleß. Dabei gebe es in allen Wohnungsmarktsegmenten einen ganz erheblichen Nachholbedarf. „Die Versorgung mit Wohnraum ist eine der größten stadtentwicklungs- und regionalpolitischen Aufgaben unserer Zeit.“

Was steckt hinter dem Konzept?

Das Papier legt den Fokus auf Wohnraum für Einkommensschwache, die auf bezahlbare Angebote angewiesen sind. Entstanden ist es in den vergangenen anderthalb Jahren, nachdem der Haupt- und Finanzausschuss die Verwaltung im November 2015 damit beauftragt hatte. Es beinhaltet Informationen zur aktuellen Situation, analysiert Flächen, auf denen künftig bezahlbare Wohnungen entstehen könnten, und gibt Empfehlungen wie der Bedarf zukünftig gedeckt werden könnte.

Wie ist die Situation in der Stadt?

Laut Planungsbüro fiel mit Stand Ende 2016 jeder fünfte Sankt Augustiner Haushalt in die Kategorie einkommensschwach. Das entspricht rund 5700 Haushalten in der Kommune. Derzeit sind rund 7,5 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert – und damit deutlich mehr als in Bonn (3,7 Prozent) oder dem Rhein-Sieg-Kreis insgesamt (3,9 Prozent). Doch in den vergangenen Jahren sind in Sankt Augustin immer weniger bezahlbare Wohnungen entstanden. Zwischen 2000 und 2016 seien es 200 Wohnungen gewesen, heißt es im Entwicklungskonzept. Das macht im Schnitt 13 pro Jahr. Dabei seien die meisten davon vor 2010 errichtet worden, 2015 und 2016 sogar gar keine mehr.

Wo ist der Bedarf am größten?

Die größte Nachfrage gibt es bei kleinen Wohnungen sowie Wohnungen für große Familien mit fünf und mehr Personen. Ab auch barrierearmer und barrierefreier Wohnraum werde aufgrund des demografischen Wandels immer häufiger benötigt, schreibt das Büro in dem Bericht.

Wo könnten weitere Wohnungen entstehen?

Das Planungsbüro hat 48 potenzielle Wohnbauflächen in der Stadt analysiert, auf denen es insgesamt ein Potenzial von 3560 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie 2080 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gebe. Wie groß ist das Areal, was passt darauf, wem gehört es und möchte derjenige verkaufen – waren einige der Kriterien. Elf dieser 48 Flächen hebt der Bericht schließlich als sogenannte Starterflächen hervor. Sie eignen sich demnach besonders auch für bezahlbaren Wohnraum, zudem könnten sie kurzfristig realisiert werden. Dazu zählen beispielsweise die städtische Fläche neben der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg oder aber auch private Areale in Buisdorf und Niederpleis. „Starterflächen heißt aber nicht, dass man sie alle sofort an den Start bringt“, sagt der Erste Beigeordnete Rainer Gleß. Laut Planungsbüro sind mit jeder Fläche Herausforderungen verbunden: vom fehlenden Planungsrecht bis zur Infrastruktur wie Kita- und Grundschulplätzen, die geschaffen werden müsste.

Wo liegen weitere Probleme?

Die Flächen, die sich das Planungsbüro angeschaut hat, sind zu 88 Prozent in privatem Eigentum. Lediglich acht sind im Besitz der Stadt. Und nicht alle Eigentümer sind gewillt, ihre Grundstücke zu verkaufen. Hinzu kommt: Es sei auch nicht bei allen potenziellen Investoren ein Interesse vorhanden, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Soll es eine Quote für bezahlbaren Wohnraum geben?

Nein. Eine starre Quote, die für alle Baugebiete in Sankt Augustin gilt, schließen die Beigeordneten Gleß und Ali Dogan aus. Stattdessen soll jedes Areal individuell betrachtet werden, um eine angemessene Quotierung zu finden. „Wir wollen den Ausbau sozialverträglich gestalten und ganz genau darauf schauen, welche Quartiere vor welchen Herausforderungen stehen“, so Dogan.

Hat die Stadt bereits Projekte angestoßen?

Laut Verwaltung gibt es bereits über die Starterflächen hinaus Entwicklungstätigkeiten. So entstehe öffentlich geförderter Wohnraum an der Klöckner-Mannstaedt-Straße sowie an der Bonner Straße.

Was sagt die Politik?

Die Mitglieder des Planungs- sowie des Sozialausschusses nahmen den Bericht zu Kenntnis. Es sei wichtig, das Thema anzugehen, so die SPD. Die Fraktionen hatten aber auch noch einige Fragen. Etwa wie die Stadt Eigentümer zum Verkauf der Flächen bewegen möchte. Die Grünen wiesen darüber hinaus darauf hin, auch ökologische Aspekte einzubeziehen. Hinweise gab es zudem von der CDU, dass auch die umliegenden Kommunen bezahlbaren Wohnraum schaffen müssten, um regional ein Gleichgewicht zu haben.

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