Asklepios-Klinik in Sankt Augustin Betrieb der Kinderklinik läuft vorerst weiter

Sankt Augustin · Das Land NRW berät ab Oktober über die vom Asklepios-Konzern beantragten Fördergelder für die Schließung. Die Dauer des Verfahrens ist noch offen. Unklar ist bislang, ob, und wenn ja, wie viel Geld Asklepios bekommen kann.

Nach der Ankündigung des Asklepios-Konzerns, seine Kinderklinik in Sankt Augustin schließen zu wollen, stehen mehr Fragen als Antworten im Raum. Völlig unklar ist bislang, ob, und wenn ja, wie viel Geld Asklepios aus dem Krankenhausstrukturfonds bekommen kann. Das NRW-Gesundheitsministerium bestätigte auf Anfrage, dass eine „Interessensbekundung“ der Kinderklinik vorliege.

Wie berichtet, hat der Asklepios-Konzern am Dienstag mitgeteilt, dass er für die Schließung der Kinderklinik Fördermittel aus dem Strukturfonds des Bundes beim Land Nordrhein-Westfalen beantragt. Sollten diese nicht bewilligt werden, hat die Geschäftsführung hilfsweise Mittel zur Schließung der Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie beantragt. Wie berichtet, diskutiert der Konzern bereits seit einigen Wochen über die Zukunft des Standorts. Auslöser war der bevorstehende Weggang zweier Chefärzte des Deutschen Kinderherzzentrums an die Bonner Unikliniken, denen weiteres Personal folgen will.

Die eigentliche Antragsphase für den Strukturfonds, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, beginne erst am 1. Oktober. Dann gehen sämtliche Anträge durch den „Filter“: Das Ministerium berät mit den Landesverbänden der Krankenkassen und den Ersatzkassen in Nordrhein-Westfalen, welche Anträge förderfähig sind. Dann erst werden die mit den größten Chancen auf eine Bewilligung ans Bundesversicherungsamt (BVA) weitergereicht. Das entscheidet schlussendlich über die Bewilligung. Die Dauer des Verfahrens, so heißt es, sei völlig offen.

Mit dem Krankenhausstrukturfonds stellt der Bund für die Jahre 2019 bis 2022 jährlich 500 Millionen Euro zur Verfügung. NRW stehen davon rund 105 Millionen Euro zu. Hinzu kommt eine Kofinanzierung durch das Land in gleicher Höhe. „Da es sich jedoch um eine freiwillige Förderung handelt, besteht kein gesetzlicher Anspruch“, so ein Ministeriumssprecher. „Die Vorhaben unterliegen demnach einer Ermessensentscheidung.“

Finanzierung aus mehreren Geldtöpfen

Kompliziert ist der Sachverhalt auch deshalb, weil das Kinderherzzentrum aus etlichen Geldtöpfen finanziert worden ist: Darin stecken Millionen von Euro aus dem Berlin/Bonn-Ausgleich, Fördermittel des Landes und Spenden von Privatleuten und Unternehmen. Zudem hat der Kreis Anspruch auf eine jährliche Leistung von 115.000 Euro – über noch etwa 50 Jahre.

Auf dem Gelände der Kinderklinik sind auch das Ronald McDonald Haus und die Oase der McDonald's Kinderhilfe Stiftung angesiedelt. Dort sind acht hauptamtliche sowie 81 ehrenamtliche Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell seien die Belegungszahlen des Hauses sehr gut, teilt Jana Klanten, Pressesprecherin der Stiftung, auf Anfrage mit. Es gebe Wartelisten von Patienten verschiedener Fachrichtungen. „Was die zukünftige Belegung des Elternhauses betrifft, stehen wir weiterhin im engen Austausch mit der Klinik und werden bei bestehender Nachfrage Familien auch künftig in Sankt Augustin ein Zuhause auf Zeit und mit der Oase einen Rückzugsort in der Klinik bieten“, sagt Klanten.

Für den Fall, dass die Kinderklinik schließe, seien vertraglich und organisatorisch verschiedene Szenarien bedacht – wie an allen anderen Standorten auch. „Derzeit glauben und hoffen wir, dass der Klinikstandort weiterhin erhalten bleibt und insgesamt eine gute Lösung für die Patientinnen und Patienten aus der Region gefunden wird“, so Klanten.

In der Asklepios Klinik hat die kinderärztliche Notdienstpraxis der niedergelassenen Ärzte im Rhein-Sieg-Kreis Räume gemietet. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) am Mittwoch mitteilte, müsse sie über den Standort in Sankt Augustin und seinen kinderärztlichen Notdienst befinden, „sobald uns belastbare und offizielle Informationen zur Zukunft der Klinik vorliegen“. Gespräche dazu habe es mit der KVNO noch nicht gegeben, teilte deren Pressesprecher Heiko Schmitz mit.

Für die kleinen Patienten und ihre Eltern ändert sich mit den Schließungsplänen noch nichts: Kinderklinik und Notdienstpraxis bleiben regulär in Betrieb.

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