Susann Pásztor las in Sankt Augustin Begleitung am Ende des Lebens

Sankt Augustin · Sie war aus Berlin angereist, um in Sankt Augustin aus ihrem dritten Roman „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ zu lesen: Die Autorin Susann Pásztor.

 Zu Gast in Sankt Augustin: Susann Pásztor liest in der Bücherstube aus ihrem neuen Buch, das die Sterbebegleitung zum Thema hat.

Zu Gast in Sankt Augustin: Susann Pásztor liest in der Bücherstube aus ihrem neuen Buch, das die Sterbebegleitung zum Thema hat.

Foto: Martina Welt

Drangvolle Enge herrschte zwischen Büchertischen und Regalen am Donnerstagabend in der Bücherstube. Rund 80 Besucher hatten sich auf den Weg gemacht, um mehr über das Thema Sterbebegleitung zu erfahren. Erstmals in Kooperation mit der Ökumenischen Initiative zur Begleitung Schwerkranker, Sterbender und Trauernder Sankt Augustin habe die Bücherstube eine Lesung zu diesem Thema organisiert, führte Monika Randermann in den Abend mit der Autorin Susann Pásztor ein.

Sie war aus Berlin angereist, um in Sankt Augustin aus ihrem dritten Roman „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ zu lesen. „Sie beschäftigen sich mit einem Thema, das uns als Hospizverein sehr am Herzen liegt“, stellte Josef Hartmann, Vorstandsmitglied der Initiative fest. Für ihn sei es „ein warmherziges Buch, das Mut macht und Wege aufzeigt, weniger angstvoll mit dem Thema umzugehen.“

Das sieht die Autorin, die sich vor sieben Jahren auch zur Sterbebegleiterin ausbilden ließ, ähnlich. Es sind die absolut sympathischen Defizite ihrer Protagonisten und deren Lebenswirklichkeiten, die einen berühren und mitten ins Herz treffen.

Sei es der übergewichtige Fred, Mitte 40, der nach der Ausbildung zum Sterbebegleiter nun seine erste Klientin, Karla, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat, begleiten soll.

Schon in der Wohnung wird es schwierig für ihn, denn die vielen Fotos von Rockkonzerten – das ist nicht seins. Es ist für ihn eine fremde Welt, denn „von Hippies, Woodstock und freier Liebe verstand er nichts“, liest Pásztor vor. Auch die Konversation, die er mühsam in Gang bringt, trifft bei der schwerkranken Karla auf wenig Begeisterung. Stattdessen kommt sie gleich zum Punkt. „Was bringt sie dazu, fremde Leute zu besuchen, die bald sterben werden?“ Die Direktheit der Frage ist Fred natürlich unangenehm, aber er ist – wie immer in seinem Leben – vorbereitet. „Was ich davon habe? Vielleicht möchte ich lernen, es auszuhalten, dass Menschen sterben“, antwortet er.

Dass sein etwas klein geratener nur 1,45 Meter großer 13-jähriger Sohn, der gerne dichtet, sich aber nicht für Essen interessiert, am Ende einen besseren und intimeren Zugang zu der knurrigen Dame findet, ist eher Zufall, unvorbereitet und nicht vorhersehbar.

Aber so ist auch das Leben, zu dem das Sterben gehört, und genau das ist es auch, was die Autorin humorvoll und direkt dem Leser mitgibt.

Ihre Leichtigkeit im Blick auf das traurige Thema wie den Tod tut gut und zeigt, dass bei der Sterbebegleitung immer beide Seiten profitieren. Sie selbst habe gelernt, die eigene Hilflosigkeit aushalten zu können, sagt Pásztor.

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