Rautenstrauch-Siedlung in Birlinghoven Bürgerprotest gegen Denkmalplan

Sankt Augustin · Einige Bewohner der Birlinghovener Rautenstrauch-Siedlung wehren sich in einem Schreiben an die Mitglieder des Sankt Augustiner Planungsausschusses gegen die Einstufung ihrer Häuser als denkmalverdächtig.

Sie befürchten, dass das Gremium den vorläufigen Denkmalpflegeplan in seiner Sitzung am 31. Mai beschließt. Stadtsprecherin Eva Stocksiefen verneinte das am Mittwoch gegenüber dem General-Anzeiger: „Es soll weder dort noch in der darauffolgenden Ratssitzung behandelt werden. Es soll erst einmal die Aussprache mit den Bewohnern in aller Ruhe erfolgen und kein Zeitdruck herrschen.“

Anwohnerin und Eigentümerin Angelika Lietzmann sagte daraufhin dem GA: „Das begrüße ich zunächst, weniger Zeitdruck ist nie schlecht. Mir ist aber etwas schleierhaft, was dahinter steckt.“

Wie berichtet, hatte die Stadt eigens einen Infoabend für die Bewohner der Siedlung am 9. Mai einberufen – unter anderem, weil ein Teil der Menschen die Präsentation des entworfenen Denkmalpflegeplans verlassen hatte. Sie bemängelten, dass das zuständige Architekturbüro Vogt-Werling verkündet hatte, dass nichts geändert werde, nur weil sie das wollten.

Das Schreiben der Anwohner liegt dem General-Anzeiger vor, es soll auch an Bürgermeister Klaus Schumacher zur Kenntnis geschickt werden. Den Brief haben Rudolf und Christel Winter, die frühere Ortsvorsteherin Angelika Günther, Angelika Lietzmann und Sigrid Sorge-Ploeger unterzeichnet. Darin heißt es, dass die Einstufung mit Ausnahme von zwei Eigentümern „auf völlige Verständnislosigkeit“ stoße und „großen Unmut“ ausgelöst habe. Lietzmann sagte: „Wir sind durch die Siedlung gegangen. Von 88 Eigentümern sind 86 dagegen und zwei dafür.“

Mit dem Schreiben wollen die Anwohner schon vor dem Infoabend am 9. Mai ihren Protest ausdrücken. Die Verfasser kündigen in dem Brief an, nach der Sitzung ein weiteres Schreiben an die Ausschussmitglieder zu senden – allerdings waren sie beim Verfassen des Schreibens noch in der Annahme, dass der Ausschuss am 31. Mai über den Plan abstimmt. Das wird laut Stocksiefens gestriger Aussage nicht der Fall sein.

Birlinghovens Ortsvorsteherin Heike Borowski hofft, dass sich die Lage beim Infoabend in gut zwei Wochen beruhigt und versachlicht. Bislang hat sie laut eigener Aussage rund zehn Bürgerbriefe zu dem Thema bekommen, die sie an die Verwaltung und die Fraktionen weiterleiten soll. „Die Absender sprechen sich alle gegen die Einordnung als Denkmal aus. Einer hat sogar offiziell widersprochen“, sagte Borowski. Sie habe aber auch von vier Anwohnern gehört, die dafür seien. „Einzelne Bürger haben wohl auch an den Landschaftsverband Rheinland geschrieben und das Vorhaben befürwortet“, sagte sie. Das Meinungsbild in der Siedlung ist ihr zufolge nicht einheitlich.

Für Verwirrung sorgte die Stadt zudem bei einigen Anwohnern mit ihrer Einladung für den 9. Mai. So sollen etwa auch Eigentümer angeschrieben worden sein, die in der Louis-Hagen-Straße wohnen, deren Haus aber nicht im Stil der Rautenstrauch-Siedlung gebaut ist.

Dazu Eva Stocksiefen: „Es mag sein, dass versehentlich einzelne Häuser eine Einladung erhalten haben, die an der Grenze liegen, aber nicht im selben Stil erbaut sind.“ Sie sagte, dass es nur um die Häuser gehe, die im Stil der Rautenstrauch-Siedlung erbaut sind.

Und einige der Anwohner waren wohl irritiert, dass die Stadt nur jeweils einen Eigentümer – zumeist männliche – angeschrieben hat. „Es war nur ein Eigentümer eingeladen, die meisten Häuser gehören aber jeweils zur Hälfte den Ehepartnern“, sagte Lietzmann.

Laut Stocksiefen basierten die Schreiben auf den Datenlisten der Grundsteuerbescheide. „Die Einladung gilt natürlich für alle Miteigentümer, also für Männer und Frauen“, so Stocksiefen. Um das klarzustellen, hat die Verwaltung noch ein zweites Schreiben nachgeschickt. In dieser hat sie laut Lietzmann auch den Veranstaltungsort geändert: Statt im Ratssaal treffe man sich nun im Haus Lauterbach in Birlinghoven. „Wir müssen jetzt abwarten, was am 9. Mai gesprochen wird“, sagte sie.

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