Das Sankt Augustiner Jugendtaxi ruft Interesse hervor Auf dem Weg zum Vorzeigeprojekt

SANKT AUGUSTIN · Sei Mai fährt das Jugendtaxi in Sankt Augustin. Das Ziel des Projekts: Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, Gewaltdelikte und sexuelle Übergriffe auf dem Heimweg sollen vermieden werden. Aus den anderen Kommunen gibt es eine positive Resonanz.

Nico Schmied weiß nicht, wie viele Stunden Arbeit er in das Projekt Jugendtaxi in Sankt Augustin gesteckt hat. "Das kann ich wirklich nicht schätzen, da kommt schon was zusammen. Aber ich hänge mit viel Herzblut drin", sagt Schmied zu seinem Projekt.

Nach den knapp vier Monaten sagt der 27-Jährige: "Ich bin zufrieden mit der Resonanz."

Anfang Mai ist das Jugendtaxi gestartet. Das Ziel: Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, Gewaltdelikte und sexuelle Übergriffe auf dem Heimweg vermeiden. Das Angebot gilt an folgenden Tagen: von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag sowie vor gesetzlichen Feiertagen, an Brauchtumstagen und in der Karnevalswoche.

Jugendliche können Coupons für eine Fahrt addieren

Zwei Coupons im Wert von je drei Euro stehen den 14- bis 23-Jährigen pro Woche zu. Damit können sie ihre Heimfahrt im Stadtgebiet zwischen 21 und 6 Uhr per Taxi billiger gestalten. Die Jugendlichen einer Gruppe können die Coupons addieren. Aber: Die eingesetzten Coupons dürfen die Kosten der Taxifahrt nicht übersteigen. Und: Pro Fahrt darf ein Jugendlicher nur einen Bon nutzen. Der Verein zur Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen und die Taxigenossenschaft/Taxiruf 33 33 33 kooperieren mit Schmied.

Etwa 280 Gutscheine haben die Ausgabestellen laut Schmied seit Mai verteilt, 100 Fahrten seien zustande gekommen - trotz der Ferienzeit, sagt Schmied. Noch bis November will er die Pilotphase laufen lassen und schauen, ob es sich lohnt, seine Idee auszudehnen. Schmied ist optimistisch, zumal zu den anfänglichen 2000 Euro weitere Spenden gekommen sind. Beispielsweise hat die Nachbarschaftshilfe 500 Euro gegeben.

Und: Schmied erhält positive Resonanz aus anderen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises. So haben sich Verwaltungsmitarbeiter aus Hennef, Swisttal und Königswinter bei ihm gemeldet und nach seinen Erfahrungen gefragt. "Das bestätigt mich in meiner Arbeit und war ja auch von Anfang an unser Ziel: Dass unser Projekt ein Vorbild für andere ist", sagt Schmied.

Doch noch leidet das Jugendtaxi an einigen Kinderkrankheiten: Die Coupons gibt es im Jugendzentrum Matchboxx, im Rhein-Sieg-Gymnasium (RSG), im Albert-Einstein-Gymnasiun und in der Gesamtschule. Doch an den Schulen verteilten laut Schmied bislang die Sekretärinnen die Gutscheine.

Das soll sich nun ändern, die jeweiligen Schülervertretungen sollen das nun machen - von Gleichaltrigen an Gleichaltrige also. "Ich denke, dadurch wird das besser laufen", sagt Promotionsstudent Schmied. Am RSG übernimmt die Schülervertretung diese Aufgabe. Schülersprecherin Sophie Steffens sagt: "Wir halten das für eine sehr gute Idee - gerade, wenn man wie jetzt liest, dass Jugendliche verschwinden. Die Kinder sollen sicher nach Hause kommen."

Schülersprecherin setzt sich für das Projekt ein

Die 18-jährige Zwölftklässlerin ist aus Überzeugung dabei: "Ich glaube, ich würde das Jugendtaxi auch selbst mal nutzen."

Ein weiteres Problem laut Schmied: Das Projekt steht und fällt bislang noch zu sehr mit seinem Engagement. Zuletzt war er etwa in San Sebastian surfen. Zwar erhalte er selbst in Spanien Anrufe zum Jugendtaxi, aber in der Heimat tue sich dann wenig.

Seiner Erfahrung nach braucht es jemanden, der vorneweg geht, der ständig vor Ort ist - etwa bei den Sportwochen in Menden und Meindorf. "Das hat dort super gefruchtet", sagt Schmied, der beim SV Menden auch als Spielertrainer der ersten Fußball-Seniorenmannschaft agiert.

Und nicht nur aus den Kommunen sei die Rückmeldung positiv, sagt Schmied. Zuletzt habe ihm etwa ein Vater eine E-Mail geschrieben und Schmieds Idee gelobt. Es sind Momente wie diese, die Nico Schmied antreiben - egal, wie viele Stunden es auch braucht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort