Ali Dogan seit Juli im Amt Sankt Augustins Sozialdezernent zieht eine erste Bilanz

Sankt Augustin · Der Königswinterer Ali Dogan ist vor einem Jahr vom Sankt Augustiner Rat zum Beigeordneten der Stadt gewählt worden. Der 35-jährige Sozialdezernent hat sich gut eingelebt.

 Ali Dogan hat vor acht Monaten das Amt des Beigeordneten in der Stadt Sankt Augustin übernommen.

Ali Dogan hat vor acht Monaten das Amt des Beigeordneten in der Stadt Sankt Augustin übernommen.

Foto: Holger Arndt

Für Ali Dogan ist in Sankt Augustin gerade die Zeit der ersten Jahrestage gekommen. Am 15. März 2017 hat ihn der Rat bei Enthaltung der CDU-Fraktion zum neuen Beigeordneten gewählt. Damit endete in der Stadt das politische Gerangel, das mit der Postenverschiebung seines Vorgängers Marcus Lübken zum Geschäftsführer der Wasserversorgungsgesellschaft begonnen hatte. Im Juli übernahm Dogan schließlich das Amt des Sozialdezernenten. „Ich habe mich sehr gut eingelebt“, sagt der 35-jährige Königswinterer. Er sei auf sehr gute Kollegen gestoßen, und auch die Zusammenarbeit mit der Politik sei durch die Bank positiv.

In den vergangenen Monaten hat er viele Gespräche geführt, in verschiedenen Abteilungen des Rathauses hospitiert und den einen oder anderen „Kaltstart“ erlebt. „Die erste Ratssitzung war zwei Tage nach meiner Amtseinführung“, erzählt Dogan. „Aber ich glaube, dass man von Anfang an Akzente setzen kann.“ Er sei jemand, der seine Meinung gern sage und darüber debattiere. „Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen“, sagt er. Was er in den vergangenen acht Monaten noch nicht geschafft hat: Alle Mitarbeiter seines Dezernats kennenzulernen.

Themen haben sich nicht verändert

Bei der Größe des Aufgabengebiets scheint das nicht verwunderlich: Es reicht vom Ordnungsbereich über die Integration bis zum Rechtsdienst. Das bringt vor allem eines mit sich: „Von einem Termin zum anderen muss ich komplett umswitchen“, sagt Dogan, der zuvor in der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit tätig war. So war in Sankt Augustin vieles neu für ihn. Er beansprucht für sich aber, „jugendlichen, frischen Wind“ in die Verwaltung zu bringen.

Die Themen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert: Fehlende Betreuungsplätze, Sanierungsstau an den Schulen, der Aktionsplan Inklusion oder die Pläne für ein Kombibad sind noch immer die Dauerbrenner. „Wir werden viele Projekte an Kitas und Schulen fortführen“, so Dogan. Etwa die Sanierung des Rhein-Sieg-Gymnasiums. Dort hatte die Stadt im vergangenen Jahr für den ersten Bauabschnitt der energetischen Sanierung auf Fördergelder aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept gehofft – war jedoch leer ausgegangen. „Wir werden den ersten Bauabschnitt unabhängig von der Förderung realisieren“, berichtet Dogan. In diesem Jahr sollen die Planungen starten. Dabei soll die Schule als Anbau nun ein Vollgeschoss statt ein Staffelgeschoss erhalten. „Wir haben die Hoffnung, dass dieser Anbau dann den Bedarf für G 9 mit abdecken würde. Da haben wir Glück im Pech gehabt, dass wir das ändern können“, so Dogan mit Blick auf die Förderabsage. Für den zweiten Bauabschnitt möchte die Stadt sich erneut um Zuschüsse bewerben.

Laufen und Filme in der Freizeit

Neuigkeiten gibt es auch zum geplanten Kombibad auf dem Freibadgelände, das die drei maroden Bäder der Stadt ersetzen könnte. Der Sachverständigennachweis solle möglichst im Frühjahr beauftragt werden, so Dogan. Er hofft, dass er dann in diesem Jahr vorliegt. Eine Absage erteilt er einem Sportstättenentwicklungskonzept: „Wir wissen, wo der Schuh drückt und sollten das Geld lieber in Maßnahmen investieren.“ Umdenken muss die Stadt bei den Flüchtlingsunterkünften. Sie sind momentan nur noch zu 45 Prozent ausgelastet. Ein Teil könnte also umgewidmet werden. „Wir überlegen jetzt, wie wir sie nutzen können“, sagt der Beigeordnete. Denkbar sei etwa, im Zuge der Hilfen zur Erziehung Appartments für Jugendliche zu schaffen. „Wir müssen uns nicht verstecken als Stadt Sankt Augustin“, ist Dogan überzeugt. „Ich habe manchmal den Eindruck, die Politik sieht nicht, wie viel wir hier umsetzen“ – trotz klammer Kassen, Personalmangel und dem immer kleiner werdenden Anbietermarkt bei Bauprojekten.

Privat ist Dogan passionierter Läufer und Cineast. Ein Film pro Tag – gerne während er auf dem Laufband ist – kommt im Durchschnitt zusammen. „Ab 1995 kann ich von fast jedem Kinofilm Regisseur, Titel und Oscarpreisträger nennen“, sagt der 35-Jährige und gibt zu: „Manchmal macht es keinen Spaß, mit mir zu schauen.“ Denn er spult auch mal mittendrin zurück, um Szenen mehrfach anzuschauen. Sein Traum? „Wenn ich im Lotto gewinnen würde, würde ich eine Online-Filmseite als Lebenspassion weiterverfolgen.“ Dafür bleibt im Moment neben Beruf und Familie keine Zeit, auch wenn Dogan seit Juli einen wesentlich kürzeren Arbeitsweg hat. Zuvor waren es rund vier Stunden täglich. „Ich nutze jetzt den Luxus, meinen Sohn morgens in die Kita zu bringen“, sagt er. Weiterer Nachwuchs ist unterwegs. Im April soll seine Tochter zur Welt kommen.

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