Wahlprojekt in Sankt Augustin „Wir engagieren uns heute für ein Morgen“

Sankt Augustin · Die beiden Sankt Augustiner Gymnasien wählen beim Projekt „Deine Stimme zählt“ des General-Anzeigers und der Rheinischen Post ihre Schülerabgeordneten.

Gedrängel vor der Aula im Rhein-Sieg-Gymnasium: Rund 500 Schüler der Klassen neun bis zwölf warten auf Einlass, denn sie sollen die Kandidaten ihrer Schule wählen, die bei dem Projekt „Deine Stimme zählt“ als Schülerminister und Schülerministerin kandidieren.

Gleich sechs Kandidaten präsentieren sich auf der Bühne. Alle haben ein kleines Video vorbereitet, um ihre Forderung publikumswirksam darzustellen. Am Ende wird es knapp, aber Lydia Nitschke und Can Ince erhalten die meisten Stimmen und werden jeweils ein Video ins Netz stellen.

So wie alle Kandidaten fordern auch die beiden wieder die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren im Gymnasium (G9). Weniger Druck in der Schule und mehr Medienkompetenz sowie die Gemeinschaft sind Punkte, für die Lydia wirbt. „Sich heute für ein Morgen engagieren“, das ist ihr Wahlspruch, der vielen Mitschülern aus der Seele gesprochen hat.

Kreativ und werbewirksam präsentiert sich Can Ince. Er nutzt seinen Vornamen für Parolen wie „Yes wie Can“, „Cancengleichheit“ oder „Caneval“ und erntet neben Lachern damit auch jede Menge Zustimmung. Für ihn zählen eine erträglichere Schule, sicherer Karneval und Chancengleichheit zu den wichtigen Forderungen, für die er steht. „Ich werde BundesCanzler – Yes we Can“, endet der Abiturient seine Vorstellung.

Betreut wurden die Kandidaten von Andrea Brassel-Ochmann und Sabine Coester, die beide unter anderem auch Sozialwissenschaften unterrichten. Sie freuen sich, dass die Abiturienten trotz der vielen Klausuren die derzeit geschrieben werden, Zeit erübrigen, um bei dem Projekt des General-Anzeigers und der Rheinischen Post mitzumachen. „Eure Stimme zählt“, motiviert Brassel-Ochmann die Schüler, auch wenn unter 18-Jährige bei den Landtagswahlen ihre Stimme nicht abgeben dürfen.

Jennifer Genähr und Lenard Strahringer, beide 16 Jahre alt und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums, zermartern sich derzeit vor allem darüber ihre Köpfe, wie sie ihre Forderungen, die sich vor allem mit Schulthemen beschäftigen, am besten in Szene setzen. Sie müssen nämlich ihr Video hochladen, damit alle Schüler sie kennenlernen.

Die Zeit drängt und schon jetzt ist den beiden Schülern des Leistungskurses Sozialwissenschaften(SoWi) der Klasse 11 klar, dass es nicht so einfach wird, in nur 60 Sekunden ihre Anliegen zu transportieren – und das in einer Form, die in den Köpfen bleibt, damit man auf sie aufmerksam wird. Die Tipps ihres Projektleiters Christian Wilhelm, das Video in Bewegung zu drehen, nehmen die beiden gerne auf. „Ich möchte auf das Schulsystem eingehen, denn das sind die Punkte, die die Leute, die später wählen, auch berühren.“ Lenard findet, dass Schule individueller sein müsste.

Für Jenny ist eine modernere Schule mit besserer Ausstattung wichtig. Wie sie das mit der Kamera einfangen werden, ist noch nicht ganz klar. Dass bei manchen Fünftklässlern die Rucksäcke größer sind als die Schüler, das könnte man zum Beispiel mit einem Tablet leicht abstellen, auf dem sämtliche Bücher gespeichert wären, sprudeln ihre Ideen. Ob sie sich zu diesen Themen eher mit ihren Mitschülern im SoWi-Kurs unterhalten oder doch lieber die Mensa-Frau befragen, ist noch nicht abschließend entschieden.

Fest steht: Sie wollen beide am 30. März nach Düsseldorf ins Apollo Varieté fahren, um vor großem Publikum und den Spitzenpolitikern des Landes über ihre Anliegen zu diskutieren. „Wer wählen will, muss sich auskennen, und deshalb ist diese Aktion ein Schritt in die richtige Richtung“, glaubt Lenard. Auch für Jenny ist das Projekt ein guter und anderer Ansatz, um aktiv zu werden.

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