Stadtentwicklung in Sankt Augustin „Buisdorf stirbt gerade“

Sankt Augustin · Der Netto-Markt schließt am 7. Mai. Der Buisdorfer Hof macht Ende März zu und es gibt einen Prüfantrag der CDU zur Zukunft des Bürgerhauses.

Der drittkleinste Stadtteil Sankt Augustins steht vor einschneidenden Veränderungen: Der Netto-Markt an der Frankfurter Straße im Zentrum schließt am 7. Mai. Laut Konzernangaben entspricht er nicht mehr dem modernen Konzept im Hinblick auf Lage, Erreichbarkeit, Größe und Gestaltung. Die Mitarbeiter will das Unternehmen in den umliegenden Filialen weiter beschäftigen. Zusätzlich schließt auch das Restaurant Buisdorfer Hof Ende März. Und wie bereits berichtet wird das Haus Buisdorf ab 2017 nicht mehr als Bürgerhaus genutzt. Ein wesentlicher Teil der Infrastruktur in Buisdorf bricht also weg – zumal die Sparkasse schon seit 2013 keine Filiale mehr in dem 3358-Einwohner-Stadtteil hat und seither eine mobile Filiale dort hinfährt. „Dann ist es hier irgendwann eine Diaspora“, sagte Ortsvorsteher Bernhard Müller dem GA.

Zum 31. März schließt Pächterin Heike Winkhoff den Buisdorfer Hof – obwohl sie erst im Sommer 2014 eröffnet hat. „Es rentiert sich einfach vorne und hinten nicht. Ich komme auf keinen grünen Zweig“, sagte Winkhoff. „Bevor ich in die Insolvenz gehe, höre ich lieber auf.“ Einen Nachfolger gibt es noch nicht, Bürkle Immobilien aus Troisdorf sucht im Auftrag des Eigentümers. Da ohnehin schon ein Zahnarzt sowie ein Allgemeinmediziner dort untergebracht sind, ist es laut GA-Informationen denkbar, einen weiteren Arzt unterzubringen – und keine Gaststätte. Winkhoff sorgt sich um den Stadtteil. Sie kommt aus Bonn, wohnt seit zwei Jahren aber in Buisdorf. „Der Stadtteil stirbt gerade, das ist ein bisschen gruselig“, sagt sie.

Wie berichtet, hat der Haupt- und Finanzausschuss (Hafa) zuletzt die Schließung von Haus Buisdorf als Bürgerhaus zum Jahresende beschlossen. Der Grund: Der Dauerbelegungsplan führt pro Woche vier Vereinsaktivitäten und einen Volkshochschulkurs auf. Die Auslastung ist also sehr gering und kostet die Stadt pro Jahr 38 800 Euro. Die will sie nun sparen, deshalb hat sie Pächterin Gisela Bomheuer zum Jahresende gekündigt.

Sie organisierte im Erdgeschoss etwa Feiern anlässlich von Hochzeiten. Noch unklar ist, was mit dem Jugendcafé Eden und dem Schützenverein St. Georg geschieht, die beide im Keller untergebracht sind. Kämmerer Stephan Rupp versicherte im Ausschuss, dass „wir die weitere Nutzung prüfen unter Beibehaltung des Jugendcafé Eden und der Schützen“. Die CDU votierte damals gegen den Beschluss. Sie wollte zunächst die Nachnutzung geklärt wissen und dann über die Zukunft des Bürgerhauses entscheiden. „Wir halten die Reihenfolge weiter für falsch“, sagte CDU-Fraktionschef Georg Schell. Seine Fraktion hat deshalb für den Hafa am Donnerstag einen Prüfantrag eingebracht. Darin stellt sie acht Fragen an die Verwaltung – unter anderem, welche räumliche Alternativen für die ständigen Nutzer wie die Schützen vorhanden seien. „Wir wollen die Entscheidung fundierter machen. Es geht nicht um eine Bestandsgarantie für das Haus“, sagte Schell.

Eine der Fragen ist, ob eine Fortführung von Haus Buisdorf ähnlich zum Haus Lauterbach in Birlinghoven möglich sei. Dort hatte der Männerchor im Jahr 2013 das Haus Lauterbach von der Horstmann'schen Verwaltung gekauft. Sie hatte das Gebäude 2002 gebaut, die jährliche Miete von 34 000 Euro war der Stadt später zu teuer. Da der Chor das Haus von Beginn an betrieb, entschloss er sich, es zu kaufen – mit Hilfe der Stadt, die einen Investitionskostenzuschuss von 100 000 Euro beisteuerte. Der Verein nahm ein Darlehen auf. „Das war nicht ganz einfach, uns diese finanzielle Verpflichtung aufzuladen. Aber für Birlinghoven hat es sich gelohnt, und der Verein kommt über die Runden mit großem freiwilligen Engagement“, sagte Geschäftsführer Klaus Mai.

Wie sehen Sie die Zukunft Buisdorfs? Schreiben Sie uns per E-Mail an siegburg@ga.de oder per Post an General-Anzeiger, Markt 45a, 53721 Siegburg.

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