Klärwerk in Niederkassel Wo Mikroorganismen ganze Arbeit leisten

Niederkassel · Seit 42 Jahren gibt es die zentrale Kläranlage für die gesamte Stadt Niederkassel. Inzwischen sind 99 Prozent aller Haushalte an das Klärwerk angeschlossen. In den kommenden Jahren wird dort modernisiert und erweitert: Investitionen für rund 1,5 Millionen Euro sind geplant.

Der Geruch verrät es: Die Bauten gleich hinter dem Rheindamm gehören zur Kläranlage. Seit 1974 gibt es in Niederkassel eine zentrale Kläranlage und inzwischen sind 99 Prozent aller Haushalte in der Stadt auch daran angeschlossen. Vor dieser Zeit wurde das Abwasser in privaten Drei-Kammer-Klärgruben entsorgt, die in regelmäßigen Abständen leergepumpt werden mussten. „Das gibt es heute nur noch bei einigen wenigen Gehöften, die außerhalb der Stadt liegen“, sagt der Betriebsleiter der Kläranlage und Erste Beigeordnete Helmut Esch.

Die Anlage in Niederkassel entspricht modernen Standards, und damit das auch so bleibt, sollen rund 1,5 Millionen Euro in den nächsten Jahren investiert werden. Dazu soll im kommenden Jahr ein Niedrigdruck-Gasbehälter gebaut werden, der dafür Sorge trägt, dass mehr Gas erzeugt und den Blockheizkraftwerken zugeführt werden kann.

Dank dieser Vorarbeit kann dann in einem zweiten Schritt das Gas effizienter aus dem Klärschlamm herausgeholt werden. Dafür soll 2018 ein sogenannter Mischer im Faulturm sorgen, der den Schlamm dort umwälzt. Als dritte Maßnahme ist die bessere Entwässerung des Klärschlamms geplant. Sie kann entweder durch eine Zentrifuge oder aber eine leistungsfähigere Presse erreicht werden. „Hier ist die letzte Entscheidung noch nicht getroffen“, so Esch.

Diese letzte Maßnahme des Gesamtpaketes ist für frühestens 2019 geplant. Je trockener der Klärschlamm ist, desto leichter wird er und kann so auch kostengünstiger entsorgt werden. „Wir werden auch den Transport und die Abfuhr des Schlamms neu organisieren“, kündigt der technische Leiter Harry Mohn an. Noch weiter in der Zukunft soll es dann eine weitere Reinigungsstufe in Niederkassel geben, die zum Beispiel auch Rückstände von Medikamenten entfernen kann, bevor das Wasser in den Rhein abgeleitet wird. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik und erst für die Jahre 2020 bis 2022 geplant.

„Grundsätzlich sind wir gut in Niederkassel aufgestellt“, sagt Mohn. An drei Stationen wird das Abwasser bei der Ankunft und an zwei weiteren Stellen rund um die Uhr gemessen. Per Computer wird das Kanalsystem überwacht und gesteuert und zusätzlich nimmt Christof Neuser mit seinen Kollegen Stichproben aus dem geklärten oder teils geklärten Abwasser, um die Mikroorganismen zu bestimmen. „Es gilt, ein äußerst sensibles System am Leben zu erhalten“, so Mohn und dazu müsse man die Arbeit mehrfach absichern.

Angefangen hat man 1974 nur mit der rein mechanischen Reinigung des Wassers. Als dann in den 90er Jahren das große Fischsterben im Rhein begann, setzte sich die biologische Reinigung durch und jetzt sind es nur noch 18 Gehöfte, die nicht an das städtische Kanalnetz mit der Kläranlage angeschlossen sind. „Was wir in den Rhein leiten, ist allerdings noch kein Trinkwasser“, so Holger Holtmann, der seit drei Jahren die Niederkasseler Kläranalage leitet. Aber man halte sich streng an die Vorgaben der Bezirksregierung, was Stickstoff und Phosphatwerte anbelange.

„Es liegt auf der Hand, dass auch das Verhalten der Bürger darüber entscheidet, ob die Anlage gut funktioniert oder nicht“, meint Mohn. Feuchttücher, Chemikalien oder Farben gehören nicht in den Kanal. „Wir hatten auch schon bunte Becken und die gesamten Organismen sind abgestorben“. „Was bei uns ankommt, wissen wir nie genau.“ Deshalb werden schon bei der Grobreinigung Proben genommen, damit die Mitarbeiter schnell und effektiv reagieren können.

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