Vierte Rheinbrücke Verbindung von Niederkassel nach Köln ist weiterhin politisch gewollt

RHEIN-SIEG-KREIS · Fast zu einem Mythos geworden ist die mögliche Rheinbrücke zwischen Niederkassel und der linksrheinischen Seite des Flusses. Seit den 70er Jahren gibt es die Pläne nun schon, umgesetzt wurde die Brücke jedoch nie. Nur in Vergessenheit ist sie in all den Jahren nie geraten. Derzeit liegt die Idee schriftlich beim Land NRW - in der Schublade, aber immerhin präsent.

"Es gibt die grobe Idee zu der Brücke, aber keine weiteren Planungen", sagt Niederkassels Erster Beigeordneter Helmut Esch. Im Jahr 2012 meldete die Stadt die Brücke im Bundesverkehrswegeplan an. "Bei einer Enthaltung stimmte der Kreisplanungsausschuss im November vergangenen Jahres der Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan einstimmig zu", erklärt Mehmet Sarikaya, Leiter des Kreisplanungsamtes. Nun liegt die Liste der eingereichten Vorschläge - darunter auch die Südtangente - bei der Landesregierung.

"Wir haben die Brücke allerdings ohne einen genauen Standort vorgeschlagen", sagt Esch. Denn da liegt eines der Probleme. "Der Langeler Bogen ist ein Naturschutzgebiet. Das ist für uns schwierig, auf der anderen Rheinseite in Godorf aber einfacher", so der Beigeordnete. Niederkassel bevorzugt einen südlicheren Standort - auf Höhe der Evonik. "Aber da ist es auf Kölner Seite in Höhe Wesseling kompliziert."

Vor allem die Infrastruktur ist hier problematisch, eine Verbindung zu Bundes- und Landstraßen müsste erfolgen. Ziel der Brücke ist es, die Autobahn 555 bei Godorf mit der Autobahn 59 nördlich von Niederkassel zu verbinden. "Der Kosten-Nutzen-Faktor ist hier sehr hoch", sagt Sven Habedank, Verkehrsplaner beim Kreis.

2005 wurde die Brücke bereits in den Gesamtverkehrsplan NRW aufgenommen. "Der Träger einer solchen Brücke kann aber nicht das Land sein", sagt Sarikaya. Der Bund sei verantwortlich, die Strecke müsste entsprechend zur Bundesstraße werden. "Eine solche Brücke würde den Landeshaushalt komplett sprengen", sagt der Planungsamtsleiter. Deshalb nun die mögliche Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan. "Faktisch hat die Brücke aber keinen Planungsstand", betont Esch.

Das Interesse ist jedoch sehr groß, auch bei den umliegenden Kommunen und Industriebetrieben. "Für die Industrie und die IHK wäre der Kölner Speckgürtel und der Chemiegürtel im Süden besser zu erreichen, gleiches gilt für den Flughafen", sagt Habedank. Doch auch für den öffentlichen Nahverkehr könnte die vierte Brücke über den Rhein ein wichtiges Bindeglied darstellen. "Mit einer Stadtbahn könnten wir Niederkassel mit linksrheinischen Linien verbinden und so den Nutzen der Maßnahme erhöhen", ergänzt Sarikaya.

Dies ist auch der entscheidende Faktor der Brücke für Niederkassel. "Wir wollen natürlich für den Verkehr nicht nur Durchgangsstation sein, sondern auch einen größtmöglichen Nutzen davon haben", betont Esch. Ehe die Pläne aber konkreter werden, vergehen nach Ansicht aller Beteiligten noch Jahre.

"Die Ideen sind im Hinterkopf. Aber wenn wir das Thema planerisch jetzt nicht angehen, dauert es noch wesentlich länger", sagt Sarikaya. Um dem Verkehrschaos rund um die anstehenden Brückensanierungen zu entgehen, hätte man laut Sarikaya die Brückenplanungen schon vor rund 20 Jahren angehen müssen. Landrat Frithjof Kühn sieht das ganze Vorhaben eher kritisch. Er setzt seine Hoffnungen auf besagte Südtangente.

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