Anklage wegen Mordes Sohn tötete betende Mutter mit 80 Stichen

Niederkassel/Bonn · Die Bonner Staatsanwaltschaft klagt einen 32-Jährigen wegen Mordes an seiner Mutter an. Zudem liegt eine weitere Anklage wegen Vergewaltigung der Freundin gegen ihn vor.

Als die gläubige Muslima am frühen Morgen des 7. April zu Hause in Niederkassel-Ranzel ihre Gebete sprach, soll sich ihr 32-jähriger jüngster Sohn von hinten genähert und auf sie eingestochen haben. Mehr als 80 Stiche wurden bei der Obduktion festgestellt, unter anderem in Hals und Herz. Die 69-Jährige starb noch am Tatort. Nun hat die Bonner Staatsanwaltschaft den 32-Jährigen wegen heimtückischen Mordes angeklagt, wie Behördensprecher Robin Faßbender auf GA-Anfrage mitteilte.

Wie aus der Anklage hervorgeht, hatte der 32-Jährige die Nacht in der Wohnung der Eltern verbracht, weil die sicherstellen wollten, dass er am nächsten Tag einen Termin wahrnimmt: Ihr Sohn sollte sich beim Amtsgericht Aachen zu einer Anhörung einfinden, in der es darum gehen sollte, ob der 32-Jährige für eine psychiatrische Begutachtung vorläufig in der Klinik untergebracht werden muss. Hintergrund ist ein Strafverfahren, in dem ihm die mehrfache massive Vergewaltigung seiner früheren Freundin vorgeworfen wurde, und es bestand der Verdacht, dass er an einer psychischen Störung leide.

Ob der tödliche Angriff gegen seine Mutter im Zusammenhang mit diesem Verfahren und dem Gerichtstermin steht, ist noch völlig ungeklärt. Fest steht laut Anklage hingegen, was passiert ist: Der 32-Jährige stand am Morgen des 7. April auf, holte sich in der Küche ein Messer mit einer 15 Zentimeter langen Klinge und ging ins Wohnzimmer, wo seine Mutter auf dem Boden kniete und betete. Der Vater lag noch im Bett, schlief und bekam deshalb nicht mit, was nebenan passierte.

Wie Oberstaatsanwalt Robin Faßbender erklärte, griff der 32-Jährige die Mutter hinterrücks an und stach wieder und wieder mit dem Messer zu. Dann ließ er das Messer liegen, um zu gehen. Beim Verlassen der Wohnung, so die Anklage, begegnete er dem ahnungslosen Vater, der dem Sohn nichts anmerkte. Erst als der 32-Jährige verschwunden war, ging der Vater ins Wohnzimmer und fand seine Frau in ihrem Blut liegen. Er alarmierte den Rettungsdienst, doch für die 69-Jährige gab es keine Hilfe mehr.

Der Sohn hatte in der Zwischenzeit die Polizei alarmiert und mitgeteilt, er habe gerade seine Mutter umgebracht. Danach war er jedoch verschwunden. Die Polizei fahndete mit Hochdruck nach dem 32-Jährigen, setzte bei ihrer Suche auch einen Hubschrauber ein, der eine Stunde lang über dem Viertel kreiste. Ein Suchhund nahm die Spur des Geflüchteten auf, verlor sie jedoch an einer Bushaltestelle. Bereits einen Tag später bat die Polizei die Bevölkerung mit einer Öffentlichkeitsfahndung um Hilfe. Und am Abend wurde der 32-Jährige in Siegburg von Passanten auf der Straße erkannt und festgenommen, ohne Widerstand zu leisten. Seitdem sitzt er in U-Haft und hat sich bisher nicht geäußert.

Laut Anklage ist der 32-Jährige elf Mal vorbestraft – fünf Mal wegen Gewaltdelikten. Zeugen zufolge war bis zum zwölften Lebensjahr des Beschuldigten alles in Ordnung, er spielte Fußball im Verein und war Torschützenkönig. Zuletzt aber galt der jüngste Sohn der seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Familie als schwierig. Demnächst muss das Schwurgericht den Fall mit Hilfe eines psychiatrischen Gutachters klären. Die in Aachen gegen den 32-Jährigen erhobene Anklage wegen Vergewaltigung soll in dem Prozess in Bonn mit verhandelt werden.

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