Die Fahrt von Ennepetal nach Rimini Sia Korthaus ist Siegerin des Niederkasseler Kabarettpreises

Niederkassel · Besucher des „Laach Ovends“ in Niederkassel küren Sia Korthaus zur Siegerin des Kabarettpreises von Kollege Christoph Brüske. Die Wahl-Kölnerin überzeugt das Publikum stimmlich und schauspielerisch.

 Die Siegerin Sia Korthaus während der Autofahrt im VW-Käfer nach Rimini

Die Siegerin Sia Korthaus während der Autofahrt im VW-Käfer nach Rimini

Foto: Martina Welt

Es war ein langer und heißer Abend, den das Rheidter Urgewächs Christoph Brüske den rund 300 Besuchern im Saal des Gasthauses „Zur Linde“ bescherte. Zum vierten Mal zeigten sechs Aspiranten auf die „Kleinkunstkrone des Balkans“, den „VR-Bank Rhein-Sieg Laach Ovend Cup 2017“, was sie drauf hatten.

Am Ende machte die Wahlkölnerin Sia Korthaus aus Ennepetal das Rennen und nahm das von der VR-Bank gestiftete Preisgeld in Höhe von 1000 Euro in Empfang. Zu Recht, denn Korthaus zeigte in ihrer 20-Minuten-Präsentation ihre Vielfältigkeit – sowohl stimmlich als auch schauspielerisch.

Zum Brüllen war ihre Reminiszenz an die sechziger Jahre. „Wir fuhren einen Käfer mit 34 PS und ohne Klimaanlage.“ Allein das weckte bei den vielen älteren Zuschauern Erinnerungen. Dass das Heizgebläse vorwiegend im Sommer anging, sorgte für ausgelassene Heiterkeit. Auch die Fahrt mit Vater, Mutter, Kindern, Oma, Opa und Gepäck von Ennepetal bis nach Rimini – ein Szenario, das viele offenbar kannten. Es wurde immer um drei Uhr nachts losgefahren, egal wohin es ging. Und der Vater fuhr – und zwar immer.

Treffsichere Anekdoten

Ebenso treffsicher fanden die übrigen Anekdoten der Künstlerin den Weg zur Heiterkeit bei den Niederkasselern. Sei es die Begründung für den immer weniger werdenden Sex im Auto wegen der Elektronik, die immer zum falschen Moment piepst oder Auskunft gibt, oder seien es die Anekdoten der über neunzigjährigen Nachbarin, die Schwänke aus ihrem Leben preisgab. „Wir hatten ja nix, und sogar die Kondome wurden selbst gebastelt.“

Auf Platz zwei schaffte es an diesem Abend die jüngste in der Kommödianten-Riege, Jacqueline Feldmann (25) aus dem Sauerland. Auch sie weckte Erinnerungen, zum Beispiel an das Gefühl als Beifahrer der Kinder, die soeben den Führerschein mit 17 im Rahmen des begleiteten Fahrens in der Tasche hatten. Platz drei erreichte Thomas Schmidt aus Köln, 32 Jahre alt. Aber dennoch werde er immer nach dem Ausweis gefragt, wenn er sich ein Bier kaufen wolle. Zudem berichtete der Junggebliebene von seinem Karnevals-Trauma, als er komplett maskiert im Einteiler als Clown die Schule betrat – leider einen Tag zu früh.

Gelungener Abend mit vielen Lachern

Richtig derbe startete Johnny Armstrong in den Abend und dürfte bei so manch einem der Zuhörer gleich zu Beginn für erste Schock-Momente gesorgt haben, angesichts der Pointen, die mehrfach die Grenze des guten Geschmacks überschritten. „Seit ich hier bin, hab ich richtig Urlaubsgefühle“, berichtete der Frank Küster, der als zweiter Künstler an dem Abend ins Rennen ging. Es sei ihm ergangen wie auf der Aida, wo auch als erstes ein Fotoporträt von jedem Gast gemacht werde. „Das ist hier auch so, sobald man nach Stockem reinkommt“, spielte er auf den dort aufgestellten Starenkasten an. Sein Kurzprogramm beschäftigte sich schließlich mit den Begrüßungsfloskeln der Rheinländer, einem kurzen aktuellen politischen Querschnitt und dem schweren Los der Eltern pubertierender Kinder.

Ebenfalls nicht unter die ersten drei schaffte es der Stuttgarter mit italienischen Wurzeln, Olaf Bossi. „Glücklich wie Klaus“ heißt sein aktuelles Programm, aus dem er einen Auszug präsentierte. Es reichte von einem völlig missglückten Urlaub bis hin zu seinem Leben, das er eigentlich nie so wollte, in dem er sich jedoch zuhause fühlt. Deshalb ist er glücklich – ebenso wie sein Nachbar Klaus, der am Samstag gemeinsam mit ihm den Rasen mäht.

Es war ein gelungener Abend, mit vielen Lachern, über gute und weniger gute Pointen, der die Besucher zufrieden und angefüllt mit Heiterkeit in den Abend entließ.

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