Fährverkehr in Niederkassel Neue Lülsdorfer Fähre geht im Oktober in Betrieb

Niederkassel · Wolfgang Hubert schippert die Fahrgäste auch künftig über den Rhein von Lülsdorf nach Wesseling. Das neue 1,3 Millionen Euro teure Schiff steht derzeit für die Endmontage in der Mondorfer Lux-Werft. Für den 14. Oktober ist die erste Fahrt geplant.

Sie macht schon was her, die neue Personenfähre, die derzeit noch in der Lux-Werft in Mondorf auf dem Trockenen liegt. Aber das Schiff strahlt bereits frisch lackiert und in Teilen mit dunkler und eleganter Holzverkleidung ausgestattet. Insgesamt wirkt die Fähre schon jetzt modern und transparent, dunkle Ecken gibt es nicht, und das ganz Besondere des Schiffes ist das Rolldach, welches den Passagieren ermöglicht, bei schönem Wetter die Sonne zu genießen.

Und noch etwas steht erst seit der Vertragsunterzeichnung am Mittwoch fest: Wolfgang Hubert, der Fährmann der ausgemusterten „Marienfels“, wird auch die neue, modernere und viel größere Personenfähre über den Rhein schippern. Allerdings ist er fortan nicht mehr selbstständig, sondern befördert die Menschen von Lülsdorf nach Wesseling als Angestellter der Weisbarth Schifffahrt OHG. Seine „Marienfels“ hat Hubert auf Ebay angeboten und auch bereits verkauft.

Die neue Firma hat Reiner Weisbarth, Eigentümer der Weisbarth Fahrgast Schifffahrt GmbH, die neben zwei Schiffen in Köln auch das Eventschiff „Anja“ betreibt, eigens wegen der neuen Fähre gegründet. Am 14. Oktober wird das schmucke Stück seine erste Fahrt mit Passagieren starten. „Vorher muss allerdings noch die Schiffsuntersuchungskommission (SUK) prüfen, ob alles in Ordnung ist“, so Weisbarth.

1974 wurde Obst und Gemüse auf dem Schiff verkauft

Auch die Taufe muss noch terminiert werden, und ganz davon abgesehen fehlt es noch an allen Ecken und Enden. Die Antriebe sind nicht komplett eingebaut, die Landeklappen müssen montiert werden, und der Innenausbau, wie zum Beispiel die barrierefreien Toiletten, das Rolldach, die Küche und der Steuerraum, ist noch nicht abgeschlossen. Auch die Elektrik ist noch nicht vollständig montiert. „Das schaffen wir aber locker“, zeigt sich Weisbarth optimistisch. Regelmäßig schaut er nach den Fortschritten an dem dann vierten Schiff in seiner Flotte.

Geplant hat der 60-jährige Urfelder seinen Werdegang nie, beteuert er. „Es hat sich immer alles irgendwie ergeben, und dann musste ich eine Entscheidung treffen“, so Weisbarth. Sein Großvater Karl Weisbarth hat eine Art schwimmenden Gemischtwarenladen auf dem Rhein betrieben. „Mein Vater Johannes hat das dann wirklich auf die Spitze getrieben“, meint Weisbarth.

Er habe 1974 die „Johannes“ bauen lassen, und durch dieses Schiff habe man mit einem Einkaufswagen fahren und sich selbst bedienen können. Frisches Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst und Käse gab es an der Bedientheke. „Dieses Schiff habe ich 1990 übernommen und 1994 festgestellt, dass sich diese spezielle Form des Einzelhandels nicht mehr rechnet“, meint Weisbarth.

"Strolch" ist als Fähre unterwegs

Er sattelte um und gründete die Fahrgastschifffahrt GmbH. Der gelernte Einzelhandelskaufmann mit dem Zertifikat als Schiffsführer für Binnengewässer kaufte ein gebrauchtes Fahrgastschiff, das bis zu 120 Personen aufnehmen konnte – seine erste „Anja“. Seit 2013 fährt er mit der dritten „Anja“ die Geburtstags- oder Hochzeitsgesellschaften oder aber Betriebe bei ihren Ausflügen über den Rhein.

Was ihm fehlte, war eine Anlegestelle in Köln. Deshalb schlug er zu, als die Firma Linden ihre vier Anlegestege und die beiden Schiffe 2015 zum Kauf anbot. Eines der Schiffe, der „Strolch“, ist als Fähre unterwegs. Das zweite Schiff „Stromer“ übernimmt sogenannte Längsfahrten, ähnlich wie die Anja. „Dieses Geschäftsmodell funktioniert gut“, weiß Weisbarth. Auf seiner neuen Fähre ist auf einer Fläche von 26 mal 6,5 Metern für bis zu 100 Menschen Platz zum Feiern. Das Ambiente ist modern und hell und die beiden 120 PS starken Dieselmotoren sorgen für den nötigen Schub.

Tagsüber wird die Fähre nach Bedarf fahren und zwar zwischen 6 und 19 Uhr (sonntags zwischen 10 und 19 Uhr) von Lülsdorfer Seite ab der Nato-Rampe direkt nach Wesseling. Nur drei bis vier Minuten dauert die Rhein-Überfahrt, die mit der „Marienfels“ und dem alten Lülsdorfer Anleger auch mal 20 Minuten in Anspruch nehmen konnte.

Etwas kompliziert sind die vertraglichen Vereinbarungen mit den Städten Wesseling und Niederkassel. Die Stadträte entschieden sich, für 1,3 Millionen Euro ein neues Schiff zu bauen. Eigentümer ist die Weisbarth Schifffahrt OHG. Die beiden Städte finanzieren das Schiff ebenso wie den Fährmann, Versicherungen, Personal und Diesel. Die rund 160 000 Euro im Jahr teilen sie sich auf. Im Gegenzug fließt ein Teil der Einnahmen der OHG an die Städte zurück.

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