Kinderbetreuung in Niederkassel Mehr als die Hälfte der städtischen Mitarbeiter arbeitet in Kitas

Niederkassel · Zählt man die beiden noch in Planung befindlichen Kindertagesstätten an der Sanddornstraße und an der Litauer Straße mit, so sind in den vergangenen zehn Jahren zehn neue Einrichtungen entstanden. Und der Bedraf steigt weiter.

 Derzeit wird die Fassade der Kita Wittelbacher Straße verklinkert. Eröffnung soll im Sommer sein.

Derzeit wird die Fassade der Kita Wittelbacher Straße verklinkert. Eröffnung soll im Sommer sein.

Foto: Martina Welt

„Das ist sehr viel“, bestätigt der zuständige Beigeordnete Sebastian Sanders auf GA-Anfrage. Die Gründe für den Kita-Boom sieht er zum einen in den vielen Neubaugebieten der Stadt, wo es naturgemäß durch den Zuzug von Familien immer viele Kinder gibt, und in der zunehmenden Betreuung von Kindern unter drei Jahren. 2008 waren es 78 U 3-Kinder, bis 2016 stieg die Zahl auf 341. Auch für die Kleinsten gibt es seit dem Kita-Jahr 2013/2014 einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Zudem habe sich die Arbeitswelt der Eltern verändert, und der Bedarf an Betreuung sei gestiegen. Die Stadt habe für U 3-Kinder eine Versorgungsquote von 68 Prozent, über Dreijährige sind zu 97 Prozent versorgt. Aktuell besuchen 1390 Kinder in 78 Gruppen eine Kita. Dass alle Eltern auch einen Kita-Platz bekommen, gewährleistet die Stadt mit ihren 24 Kindertagesstätten und den Tagesmüttern.

Die meisten Kitas befinden sich in städtischer Trägerschaft. Aber auch katholische, evangelische und freie Träger sind Betreiber von Kitas. Drei weitere Kindertagesstätten werden in den kommenden drei Jahren ihre Türen öffnen. Schon in diesem Jahr soll die im Bau befindliche Kita Wittelsbacher Straße eröffnen. Im kommenden Jahr wird die Elterninitiative „Villa Kunterbunt“ eine zweite Kita unter ihrer Trägerschaft an der Sanddornstraße eröffnen. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr beginnen, sagt Sanders. Für 2019 sei die Eröffnung einer Kindertagesstätte an der Litauer Straße geplant.

Im Jugendhilfeausschuss erläuterte Kämmerer Bernd Steeg die Auswirkungen auf den Haushalt. Während für die Betriebskosten der Kita Sanddornstraße alles auf Null gestellt wurde, sie wird unter freier Trägerschaft laufen, mussten für Grunderwerb und Planung der Kita an der Litauer Straße jeweils 440.000 Euro in 2017 und 2018 eingestellt werden. Der Haushalt für die Jugendhilfe wurde im Ausschuss einstimmig verabschiedet.

Auch im Stellenplan hat der Kita-Boom Auswirkungen. Mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter der Stadt arbeitet schon jetzt in den Kitas. Aktuell sind das rund 242 Stellen, und es gibt weiteren Bedarf. Genau da liegt auch das Problem: Es reicht nicht aus, neue Gebäude zu bauen, sie können nur genutzt werden, wenn ausreichend geschultes Personal da ist.

„Der Markt ist leer gefegt, wie finden Sie die Erzieherinnen und Erzieher“, erkundigte sich Edgar Engelhardt (SPD) im Jugendhilfeausschuss. Es werde derzeit an einem Maßnahmenkatalog gearbeitet, der personell zu mehr Entspannung führen solle, berichtete der zuständige Beigeordnete Sebastian Sanders. Beispielhaft nannte er eine verbesserte Position der Stellengesuche auf der städtischen Homepage. So werden in der Stellenausschreibung, zu der man über einen Klick auf der Startseite kommt, gleich mehrere Sozialpädagogische Fachkräfte und Ergänzungskräfte gesucht. Auch in den Zeitungen oder bei der Agentur für Arbeit will die Stadt regelmäßige Anzeigen schalten.

„Wir prüfen derzeit auch, ob wir eine private Personalvermittlungsagentur einschalten“, so Sanders weiter. Ebenso will man in den sozialen Medien präsent sein, um Fachkräfte zu werben. Die Stadt bietet für Kinderpflegerinnen eine Weiterqualifizierung an und prüft derzeit, ob eine duale Ausbildung möglich ist. Auch den Vorschlag Engelhardts, doch schon bei Praktikanten mit Vorverträgen eine Weiterbeschäftigung sicherzustellen, will die Verwaltung prüfen.

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