Kind mit Asperger-Syndrom Mädchen aus Niederkassel wünscht sich Assistenzhund

Niederkassel · Mira-Sophie hat das Asperger-Syndrom und braucht einen Assistenzhund, der sie im Alltag begleitet. Einziehen kann ihr neuer Gefährte jedoch nur dann, wenn die Familie der Sechsjährigen die Kosten für die umfangreiche Ausbildung des Hundes aufbringt.

 Mira-Sophie mag Tiere, mit ihnen versteht sie sich auch ohne Worte.

Mira-Sophie mag Tiere, mit ihnen versteht sie sich auch ohne Worte.

Foto: Martina Welt

Mira-Sophie ist aufgeregt, so wie immer, wenn Besuch erwartet wird. Es platzt förmlich aus ihr heraus, dass sie einen kleinen gelben Hund möchte. Sie hat sehr genaue Vorstellungen, wie ihr tierischer neuer Freund aussehen sollte. Damit auch andere wissen, was sie meint, malt die Sechsjährige gleich mal ein Bild von sich, ihrer Mutter und dem neuen Mitbewohner auf vier Pfoten, der hoffentlich im Herbst dieses Jahres bei Familie Steinröhder einziehen darf. Mira-Sophie vergisst auf ihrer Zeichnung auch nicht das Drumherum, damit es ihrem neuen Kumpel gut geht. Das sind ein Schlafplatz, ausreichend Futter und natürlich Leckerchen, die es immer dann gibt, wenn Sonny, so würde Mira-Sophie ihren Hund nennen, etwas gut gemacht hat.

Mira-Sophie hat das Asperger-Syndrom. Diese Form des Autismus ist genetisch bedingt und hat gravierende Auswirkungen auf den Alltag der Familie und auf das Leben des quirligen sechsjährigen Mädchens.

Einziehen kann ihr neuer Gefährte jedoch nur dann, wenn die Familie die Kosten für die umfangreiche Ausbildung des Hundes aufbringen kann. Unterstützung für einen Autismus-Begleithund gibt es derzeit nicht. 26.000 Euro würde der Therapiehund kosten und das ist eine Summe, die Mutter Jennifer und Vater Marvin niemals werden aufbringen können.

Jennifer Steinröhder verspricht sich einiges davon, dass ein Assistenzhund bei ihnen einzieht. „Tiere nehmen den Menschen so wie er ist“, das spüre auch Mira-Sophie, die schon jetzt einmal in der Woche zum Reiten geht und auch eine enge Verbindung zu den vier Nymphensittichen hat, die jedem Besucher sofort mit Namen vorgestellt werden.

Der ausgebildete Hund sollte erkennen, wenn das Mädchen mit den vielen Außenreizen nicht zurechtkommt, und ihm helfen, sich zu beruhigen. Auch im Straßenverkehr könnte der vierbeinige Freund des autistischen Kindes eine große Hilfe sein. „Der Hund würde zuverlässig auf ein Stopp-Kommando reagieren und Mira so vor gefährlichen Situationen bewahren.“ Das wäre ihrer Mutter am wichtigsten und würde eine Menge Stress von der Familie nehmen. Was ihr bei Menschen schwer fällt, gelingt Mira-Sophie bei Tieren umso besser, nämlich ihre Gefühle zu zeigen und auszuleben.

"Rund 150 Bewerbungen für Assistenzhunde im Jahr"

Den Kontakt zu dem gemeinnützigen Verein Patronus-Assistenzhunde in Mönchhagen in Mecklenburg-Vorpommern hat die Familie über die Niederkasseler Selbsthilfegruppe Luftschlosspiraten gefunden. Dieser Weg war es auch, der die Mitglieder von Patronus sehr schnell überzeugt hat.

„Wir haben rund 150 Bewerbungen für Assistenzhunde im Jahr und können davon nur knapp 30 ausbilden, denn geeignete Trainer sind äußerst schwer zu finden“, sagt Thomas Gross vom Verein Patronus-Assistenzhunde. Wer einen Hund über den Verein vermittelt bekommt, geht eine rund 15-jährige intensive Partnerschaft ein, denn immer wieder muss mit dem Hund Gelerntes aufgefrischt werden.

Zunächst wird ein Anamnesebogen ausgefüllt, dann müssen sich die Familien auf den Weg nach Mecklenburg-Vorpommern machen. „Wir legen Wert darauf, dass die Familie mindestens zwei Tage bei uns bleibt, damit wir auch das Negative kennenlernen“, formuliert es Gross. Schließlich sei es wichtig, genau zu sehen, was die Eltern bewege und warum sie sich um einen Assistenzhund bewerben. „Sind die Defizite erkannt, kann Hilfe konkret und punktgenau erfolgen.“ Oftmals könne schon der erste Kontakt mit einem Hund vor Ort hergestellt werden.

Hund soll Ruhe ausstrahlen

Wenn die Chemie stimmt, wird der Hund passgenau auf die Bedürfnisse des Kindes gemeinsam mit der Familie weiter geschult. Erst wenn die Ausbildung auch vor Ort nach vielen Besuchen von Trainer und Hund abgeschlossen ist, darf das vierbeinige Familienmitglied einziehen. „Für Mira-Sophie haben wir schon zwei mögliche Hunde ins Auge gefasst“, sagt Gross. Sie wird im März mit ihren Eltern nach Mecklenburg-Vorpommern fahren und die Aspiranten möglicherweise kennenlernen.

Sollte einer der Hunde dann bei Familie Steinröhder einziehen, wird es seine Aufgabe sein, Ruhe auszustrahlen und das Mädchen und seine Eltern in schwierigen Situationen zu unterstützten. Dazu dient auch eine sogenannte Dreierkonstellation: Dabei hält sowohl ein Elternteil als auch das Kind eine Leine des Hundes, sodass die Verbindung im doppelten Sinne über das Tier bestehen bleibt. Ziel aller Bemühungen ist es, dass die Kinder ruhiger werden, auch in Situationen, die ihnen Angst machen. „Da kommen den Eltern oftmals die Tränen vor Freude, wenn sie feststellen, wie positiv sich ihr autistisches Kind mit dem Hund entwickelt“, resümiert Gross den Grund, warum er sich ehrenamtlich für dieses Thema engagiert.

Wer Familie Steinröhder unterstützen und Mira-Sophie zu ihrem Autismus-Begleithund verhelfen möchte, kann unter dem Verwendungszweck „Mira-Sophie“ auf das Konto von Patronus-Assistenzhunde e.V. spenden. Die Kontodaten findet man auf der Homepage des Vereins unter www.patronus-assistenzhunde.de.

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