Universität Bonn hilft bei Neugestaltung Lehrteich in Niederkassel wird zum Forschungsgelände

Niederkassel · Wissenschaftler der Universität Bonn arbeiten am Lehrteich des Niederkasseler Bürgervereins. Das Gewässer soll unter ökologischen Gesichtspunkten neu gestaltet werden.

 H. Holderberg und C. Fehse entnahmen dem Teich Wasserproben

H. Holderberg und C. Fehse entnahmen dem Teich Wasserproben

Foto: Dieter Hombach

Es ist ein kleines Idyll, an dem viele Pflanzen und Tiere ein Zuhause gefunden haben. Aber, es geht noch mehr, hat sich der Bürgerverein Niederkassel gedacht und sich für die Neugestaltung seines Lehrteichs Hilfe von der Universität Bonn geholt. Andrée Hamm, wissenschaftlicher Leiter des Pilotprojekts Agrarökologie und organischer Landbau an der Uni Bonn, soll den Niederkasselern um Josef Piel, Friedhelm Küster und Wim Timmermann aufzeigen, wie sie ihr Biotop unter ökologischen Gesichtspunkten neu gestalten können.

Seltene Obstsorten pflanzen sie dort schon seit Jahren an, auch eine kleine Streuobstwiese haben sie angelegt. Künftig wollen die Niederkasseler aber auch mit einer Trockenmauer und alten Baumstämmen Kleintieren, wie Eidechsen, eine neue Heimat bieten. Den nächsten Schritt gehen sie gemeinsam mit der Uni Bonn. Denn die jetzige Wiese, auf der Brombeeren, Sauerampfer und Disteln wachsen, muss nicht nur umgegraben, sondern rund 30 Zentimeter ausgekoffert werden. Dazu will Andrée Hamm im kommenden März mit Studenten und Doktoranden zum Lehrteich kommen. Sie wollen dann die Grasnarbe entfernen und den Boden 25 Zentimeter tief auskoffern und dann umgraben.

Gegen das Insektensterben

Anschließend streuen sie auf der unterschiedlich beschaffenen Fläche eine besondere Saatmischung aus, um so bestimmte, neue Lebensräume zu schaffen. So soll eine Pflanzenvielfalt entstehen, die nur extensiv gepflegt wird, das heißt, gemäht wird nur noch im Juni und Herbst. Die Wildblumen die dort einmal wachsen, sind lebenswichtig für die Insekten und auch die Vögel, die sich von den Insekten ernähren. Die Wissenschaftler hoffen so, wenn auch nur im geringen Maße wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen und vor allem dem Insektensterben und dem Aussterben vieler heimischer Vögel entgegentreten zu können.

Von Interesse ist auch die Wasserqualität des kleinen Teichs, der Fischen und Vögeln eine Lebensgrundlage bietet. Dazu war Helena Holderberg am Lehrteich, die für ihre Bachelorarbeit die Gewässerchemie, monatlich über das Jahr verteilt, wissenschaftlich erfassen wird. Ziel ist es, mehr über die Organismen in einem stehenden Gewässer und den Lebensraum von Insekten im und am Wasser zu erfahren. Unterstützt wird die angehende Agrarwissenschaftlerin dabei von der Biologin Catherine Fehse. „Wir möchten mit diesen Arbeiten einen Standort für Bildungsangebote an der Uni Bonn einrichten“, sagte Andrée Hamm. Damit seien aber nicht nur die Studenten der Bonner Uni gemeint, ergänzte Friedhelm Küster, sondern auch Oberstufenschüler von Gymnasien, Real- und Gesamtschulen, mit denen man bald Kontakt aufnehmen möchte. Bisher kamen zumeist die Kindergärten und Grundschulen mit ihren Kindern zum Anschauungsunterricht an das kleine grüne Refugium, das jetzt schon vielen Tieren eine sicheren Rückzugsraum bietet. Einen großen Vorteil hat der Lehrteich nach Ansicht von Hamm noch, denn die Lage und auch der eingezäunte Bereich lassen darauf hoffen, das man hier von Vandalismus verschont bleibt.

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