Öffentlicher Nahverkehr im Rhein-Sieg-Kreis Kreis treibt Stadtbahn-Pläne voran

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Idee einer rechtsrheinischen Bahn von Beuel über Niederkassel nach Köln nimmt konkrete Züge an. Das Potenzial ist groß: Rund 90.000 Menschen wohnen im Umfeld der möglichen Trasse.

Bislang stand sie als Vision im Raum, oder – je nach Sichtweise – als fixe Idee: die neue Stadtbahnverbindung zwischen Beuel, Troisdorf, Niederkassel und Köln. Doch nun nimmt dieses Projekt konkrete Züge an. Es ist für den Bedarfsplan des Landes für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angemeldet. Treibende Kraft ist der Rhein-Sieg-Kreis, der eine Machbarkeitsstudie anstrebt. Niederkassel und Troisdorf sind mit im Boot, und auch mit Bonn ist der Kreis im Gespräch.

Die rechtsrheinische Stadtbahn könnte die eingleisige Trasse des sogenannten Rhabarberschlittens nutzen, die in den 60er Jahren für den Personenverkehr stillgelegt wurde und heute ein sporadisch befahrenes Industriegleis ist. Zwischen Mondorf und Beuel müsste die Trasse inklusive Siegquerung neu gebaut werden. Das Amt für Kreisentwicklung und Mobilität beim Rhein-Sieg-Kreis hat ein Exposé erstellt, das sogar schon Haltepunkte von Schwarzrheindorf über Bergheim, Mondorf, Rheidt und Lülsdorf bis an den Südrand Kölns beinhaltet. Auch der Abzweig über Sieglar nach Troisdorf soll dem Papier zufolge von der Stadtbahn bedient werden.

In Beuel wäre die Verknüpfung mit der Linie 66 denkbar. Unklar ist dagegen, wie es auf Kölner Gebiet weitergehen könnte. Das Exposé nennt zwei Ausbauoptionen: Bei der einen geht die Strecke rechtsrheinisch weiter nach Zündorf, wo sich eine Verbindung zur Kölner Stadtbahn 7 ergeben könnte. Die andere Variante führt über die – gerade in der Diskussion befindliche – Rheinbrücke nach Köln-Godorf, wo eine Verknüpfung mit der linksrheinischen Rheinuferbahn (Linie 16) möglich wäre.

„Man muss das alles in einem Zusammenhang sehen“, sagt Mehmet Sarikaya, Leiter des Amts für Kreisentwicklung und Mobilität. Mit seinem Kollegen Christoph Groneck verfolgt er schon seit Jahren die Idee einer Niederkasseler Stadtbahn. Durch die große politische Zustimmung, die die Rheinbrücke findet, sieht der Kreis nun die Chance, Nägel mit Köpfen zu machen. „Die Rheinbrücke bietet die Möglichkeit, den Raum sowohl über die Straße als auch über die Schiene besser anzubinden.“ Die neue Stadtbahn wäre dabei ein wichtiges Bindeglied im Dreieck Köln-Bonn-Troisdorf. Besonders würde Niederkassel profitieren, das bislang nur durch Busse bedient wird. Mit fast 40 000 Einwohnern ist Niederkassel die größte Stadt im Verkehrsverbund Rhein-Sieg ohne Bahnanschluss für Personenverkehr. Rechnet man noch Bergheim und Schwarzrheindorf hinzu, dann wohnen 50 000 Einwohner entlang der Stadtbahntrasse. Solch ein Potenzial hat laut Exposé keine andere Linie im Kreisgebiet – Ausnahme: der nördliche Abschnitt der Stadtbahn 66 in Sankt Augustin und Siegburg. Entlang des Abzweigs bis Troisdorf leben weitere 40 000 Einwohner.

In den Rathäusern von Niederkassel und Troisdorf ernten die Pläne Sympathie. „Wenn das alles so kommt, wäre das ein Segen für die Entwicklung der Stadt“, so Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild. „Der ÖPNV wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.“ Gleichwohl rechnet er damit, dass manche Bürger, die in Nähe der Gleistrasse wohnen, die Pläne nicht widerspruchslos hinnehmen. Auch Troisdorfs Technischer Beigeordneter Helmut Wiesner (er wechselt nach Bonn) befürwortet das Vorhaben: „Grundsätzlich ist die Überlegung richtig, weil die größte Stadt im Rhein-Sieg-Kreis nicht vom Stadtbahnnetz bedient wird.“

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