Bildung in Niederkassel Kita will eine "Freie Schule" gründen

Niederkassel · Die Villa Kunterbunt plant eine private Grundschule und will klassenübergreifend Plätze für 50 Kinder schaffen. Kinder lernen nach Wochenplan in "Lernbüros" in Partnerschaft mit Lehrern und Eltern.

„Es ist in Deutschland ein Grundrecht, eine Schule zu gründen“, sagte Andrea Redding, Vorsitzende des Vereins „kunterbunt – Förderverein für aktive und freie Bildung“ den Eltern, die sich am Mittwochabend in der Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ von der Elterninitiative über die geplante Schulneugründung informieren wollten. Seit 26 Jahren gibt es die Kita. Genau so lange wird dort schon nach dem Prinzip der Erziehungspartnerschaft, bei dem Kinder, Eltern und Erzieher in einem engen Dialog stehen, gearbeitet. Das bedeutet: Es gibt nicht die starren Hol- und Bringzeiten. Es ist durchaus erwünscht, dass Eltern mal zum Frühstück in der Kita bleiben, und die Kinder lernen und entdecken die Welt in Projekten.

Bei einem Gespräch vor einem Jahr habe die Kita-Leiterin der Villa, Elisabeth Plies, die entscheidende Frage in den Raum gestellt. „Wäre es nicht total schön, wenn wir auch eine Schule mit unserem pädagogischen Ansatz hätten?“, erinnert sich Redding. Zu Beginn der Überlegungen habe es vor allem Fragen gegeben. „Wie geht das, was ist das, was müssen wir tun?“ Inzwischen hat der Förderverein Antworten darauf und sich fest dazu entschlossen, zum Schuljahr 2018/2019 eine erste und eine zweite Klasse klassenübergreifend mit 50 Kindern in der dann neuen Schule einzurichten.

Das Konzept ist fertig. Was fehlt, sind geeignete Räume und das Personal. Erst wenn das alles geregelt ist, wird der Förderverein in das Genehmigungsverfahren mit der Bezirksregierung eintreten. „Das wird dann nochmal ungefähr ein halbes Jahr dauern, bevor wir die Genehmigung bekommen“, so die Erfahrung ähnlicher Schulen. Der Lehrplan des Landes NRW wird auch für die neue „Freie Schule“ gelten. Zwar seien die Reaktionen von Rat und Verwaltung positiv. Die Hoffnung aber, die Stadt könnte mit einem Gebäude weiterhelfen, hat sich nicht bestätigt. Jetzt sind die Eltern auf der Suche und appellieren an alle, die möglicherweise ein geeignetes Haus haben, sich zu melden.

Voraussetzung für die Neugründung einer privaten Schule sei ein besonderes pädagogisches Interesse. Das steht bei den „Villa-Eltern“ im Vordergrund. „Unsere Kinder sollen lernen, wie man lernt“, sagt Redding. Man könne heute nicht wissen, wie die Anforderungen in der Berufswelt in 20 Jahren aussähen. „Unsere Kinder sollen so viel Geborgenheit erfahren, dass sie stark genug sind, um draußen zu bestehen.“

Auch die Lernformen in der freien Schule sind besondere. So wird in Lernbüros nach Wochenplan gelernt. „Dabei können die Kinder das lernen, was sie gerade wollen.“ Er wird fächerübergreifend in Projekten und altersgemischt in Werkstätten gelernt. Die Schule wird einen „ehrlichen Ganztag“ anbieten. Anfangs- und Endzeiten sollen gleitend sein. Noten als Ziffern werden bis Klasse neun nicht vorkommen. Die Lehrer sind Lernbegleiter der Kinder.

Ganz wichtig im Konzept: Auch die Eltern sollen sich mit ihren Kompetenzen einbringen und sind in der Schule jederzeit willkommen. Mittelfristig wollen die „Villa-Eltern“ ein neues und passgenaues Schulhaus bauen, und sie planen eine kleine weiterführende Gesamtschule für die Kinder aus der „Freien Grundschule“. Schulgeld wird es in der neuen Schule nicht geben. Allerdings übernimmt das Land nur 87 Prozent der Kosten. Den Rest wollen die Eltern über Sponsoren und freiwillige Mitgliedsbeiträge im Förderverein zusammenbekommen.

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