Nach 38 Jahren Helmut Esch verlässt Niederkasseler Verwaltung

Niederkassel · Nach 38 Jahren verlässt Beigeordneter Helmut Esch die Niederkasseler Stadtverwaltung. Sein Nachfolger Stephan Smith tritt seinen Dienst am 1. April an.

 Die Stadtentwicklung der Vergangenheit ist untrennbar mit Helmut Esch verbunden.

Die Stadtentwicklung der Vergangenheit ist untrennbar mit Helmut Esch verbunden.

Foto: Martina Welt

Ein „bestelltes Feld“ wird Helmut Esch seinem Nachfolger nicht hinterlassen, wenn er die Stadtverwaltung verlässt. Der erste Beigeordnete mag diesen Begriff ohnehin nicht und er weiß genau, warum er nach fast 38 Jahren in der Verwaltung das geflügelte Wort vom „bestellten Feld“ nicht bemühen will. „Stadtentwicklung bedeutet, dass alles im Fluss ist“, sagt Esch, der seit August 1981 in der Niederkasseler Stadtverwaltung arbeitet und das Rathaus zum 31. Mai 2019 im Rahmen einer Altersteilzeit-Regelung verlassen wird.

Symbolisch für das nicht enden wollende Aufgabenfeld steht sein Wiedervorlage-Stapel, den er permanent in beträchtlichem Umfang in der rechten oberen Ecke seines Schreibtisches auftürmt und wo immer wieder neue Projekte für neue Herausforderungen sorgen. Stolz ist der Vater von vier Töchtern auf den Sportpark Nord, ein Großprojekt, welches er maßgeblich mitgestaltet hat. Da Esch jedoch eher dazu neigt, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, hält er die zahllosen weiteren Spuren seiner Amtszeit nicht weiter für erwähnenswert. „Da waren immer sehr viele Menschen beteiligt“, sagt Esch.

Seit 18 Jahren Beigeordneter bei der Stadt Niederkassel

Seit dem 1. September 2001 ist er Beigeordneter der Stadt und in dieser Funktion zuständig für alle technischen Fachbereiche der Verwaltung. Schon Mitte 1990 wurde er Fachbereichsleiter des Fachbereichs 7, zu dem Hoch-und Tiefbau, Gebäudemanagement, Vermessung Liegenschaften und Beitragswesen zählten. Während seiner Berufstätigkeit, die übrigens in seinem Geburtsort Troisdorf in der Stadtverwaltung als Auszubildender begann, hat sich einiges verändert. „Früher war alles viel kleiner, es gab extrem weniger Beschäftigte und die EDV war bei weitem nicht so präsent.“ Esch erinnert sich noch gut an Zeiten, in denen elektrische Schreibmaschinen als besonders innovativ galten. „Die Bebauungspläne und Flächennutzungspläne wurden damals noch mit Buntstiften koloriert und mit einem Maßstab vermessen“, weiß Esch.

Auch die gesellschaftliche Stellung der Stadtverwaltung als Behörde sei eine andere gewesen. „Heute wird man gleich ans Kreuz genagelt, wenn mal etwas schief läuft“, das sei früher anders gewesen. „Natürlich müssen wir die Bürger mitnehmen, wenn wir etwas planen“, sagt Esch, das Anspruchsdenken vieler, bei allem mitentscheiden zu wollen, hält er jedoch für eher kontraproduktiv angesichts der vielen unterschiedlichen Interessenlagen, die es bei jedem Bauprojekt gebe. Es liegt in der Natur der Sache, dass gerade in seinem Fachbereich viele Bürgerbeschwerden über Straßenanliegergebühren oder Bauprojekte landen. „An Kritik ist immer was Wahres dran, deshalb beschäftigt sie mich auch lange“, sagt Esch auch nach fast 38 Jahren Dienstzeit. Er sei jedoch ein großer Verfechter des persönlichen Gesprächs. „In einer Mail hat man so manches schnell geschrieben, was sich im Gespräch doch ganz anders darstellt“, so der Beigeordnete.

"Ein extremer Zulauf kann für Niederkassel nicht gut sein"

Sein Verhältnis zur Politik, sprich den Ratsvertreten, sei durchweg immer ein sehr gutes gewesen. Er kann sich nur an eine einzige Straßenbaumaßnahme erinnern, wo es geknallt hat. „Da wurden Fehler gemacht, die mussten benannt und korrigiert werden“, beschreibt Esch diese Phase rückblickend. Sein Wunsch für die Zukunft seien schlankere Verwaltungsverfahren. „Jedes I-Tüpfelchen muss stimmen, damit neue Projekte einer gerichtlichen Überprüfung standhalten, da würde ich mir mehr Flexibilität und Vereinfachungen wünschen“, so Esch.

Für seine Wahlheimat wünscht sich der Rheidter, dass Niederkassel es auch weiterhin schafft, seine Identität angesichts des großen Drucks aus den benachbarten Großstädten Bonn und Köln zu bewahren: „Ein extremer Zulauf kann für Niederkassel nicht gut sein.“ Esch erinnert daran, dass man sich auf die Fahne geschrieben habe, eine Einwohnerzahl von 44 000 nicht zu überschreiten. “Für mehr ist weder die Kläranlage noch das inner- und überörtliche Straßennetz ausgelegt“, mahnt Esch, der auch Betriebsleiter des Abwasserwerkes und der Stadtwerke ist. Noch gebe es rund 80 Hektar Wohn- und Gewerbeflächen, die man entwickeln könne. Esch wünscht der Stadt die Stadtbahn zwischen Bonn und Köln. Außerdem, dass sich in Niederkassel keine radikalen Tendenzen und extreme Randerscheinungen etablieren und dass der Zusammenhalt der Menschen und Vereine dort so gut bleibt wie bisher.

Ein Gespür für das Kommende

Was er in seinem Ruhestand machen wird, „da habe ich noch keine so richtige Vorstellung von“, sagt er. „Mein Garten ist groß und der Sommer steht bevor“, außerdem ist Esch im Festkomitee des Rheidter Karnevals ein nicht wegzudenkender Kopf ebenso wie im Kirchenvorstand. Dann gibt es da ja noch die vier Enkel und mögliche Wanderungen durch die Alpen, ebenso wie die eine oder andere Kreuzfahrt, die er inzwischen auch mit seiner Frau unternimmt. Mit ihm verlässt ein immer kompetenter Ansprechpartner, der fast immer eine Antwort auf Bürgeranfragen hat, die Verwaltung „Ich habe über die Jahre ein Gespür dafür entwickelt, was kommen könnte, und mich vorab informiert“, meint er dazu. Bis zum 31. Mai ist Esch noch im Amt. Einige Wochen davon kann er nutzen, um seinen Nachfolger Stephan Smith einzuarbeiten, denn der wird seinen Dienst bereits zum 1. April antreten.

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