Yachthafen in Mondorf Großbrand sorgt noch immer für schlaflose Nächte

NIEDERKASSEL · Die Schiffseigner sind noch immer entsetzt über die Brandstiftung im Oktober im Yachthafen in Mondorf. Die Polizei ermittelt bei der Suche nach den Tätern in alle Richtungen.

Ein schweres Jahr für den Mondorfer Yacht-Club geht zu Ende. Der Großbrand in der Nacht zum 14. Oktober wirkt nach und sorgt bis heute bei einigen Schiffseignern für schlaflose Nächte. Zu sehen ist nur noch eines der vier Boote, die bei dem Brand zum Teil vollständig beschädigt wurden. Die übrigen betroffenen Boote wurden bereits in Werften gebracht oder aber wegen des Totalverlustes entsorgt.

Schwer getroffen hat es das Sportboot von Joachim Stähler. „Das war ein Kindheitstraum, den ich mir zusammengespart habe“, sagt er und kämpft jetzt noch gegen die tiefe Traurigkeit an, die ihn befällt. Erst seit vier Jahren nannte er das Sportboot sein Eigen. In der einen Nacht löste sich sein Traum in Rauch auf. Für 16.500 Euro hat er jetzt genau das gleiche Boot im Internet entdeckt. In sein Boot hatte er zusätzlich zu dem Kaufpreis nochmal für eine Rumpferneuerung 8500 Euro und für eine neue Antriebseinheit 3500 Euro reingesteckt.

Das Geld ist nun futsch und der Automechaniker kann auch nicht auf Entschädigung hoffen, jedenfalls solange die Brandstifter nicht dingfest gemacht werden. Eine Kaskoversicherung hat er für sein Boot nicht abgeschlossen, sodass zunächst auch von dieser Seite keine Entschädigung zu erwarten ist. Adria, Gardasee oder Nordsee – diese Ziele hat der Siegburger mit einer Familie angesteuert, und das muss er nun ganz weit nach hinten schieben.

600 Liter Diesel verschmutzten den Rhein

„Ich kann mir kein neues Boot leisten“, sagt er, und es sei auch seiner Frau nicht zumutbar, dass er sämtliche Ersparnisse ausschließlich in das Boot stecke. Sein Sportboot zählte zu den beiden Booten, die an diesem verhängnisvollen Freitag noch untergegangen sind und mit ihm die 40 Liter Benzin im Tank.

Peanuts im Vergleich zu dem Boot am Ende des Stegs, welches zuerst in Flammen aufging. Darin schlummerten noch 600 Liter Diesel, die mit dem Untergang den Rhein verschmutzten. „Für mich wäre es das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn die Polizei die beiden Täter, von denen es gleich zwei Video-Aufnahmen gibt, dingfest machen könnte.“ Die Polizei gibt sich auch fünf Wochen nach dem Brand zugeknöpft. „Die Ermittlungen laufen noch in alle Richtungen.“ Mehr sagt der Sprecher der Wasserschutzpolizei, Ramon van der Maat, auf GA-Anfrage nicht.

Stähler hingegen kann bis heute nicht durchschlafen, denn nachts beschleicht ihn die Angst, was alles hätte passieren können, wenn er – wie so viele Nächte – mit seiner Familie auf dem Boot übernachtet hätte.

Das erging dem Club-Vorsitzenden Ralf Mundorf ähnlich: „Auch meine Gedanken haben sich nach dem Brand immer nur um das gedreht, was ich da gesehen habe“, sagt er. Ein riesiges Flammenmeer, das sich noch im Wasser spiegelte, enorme Rauch- und Hitzeentwicklung, vier Boote, die in Flammen standen und zwei Boote, die anschließend gesunken sind und geborgen werden mussten. Natürlich kocht aktuell die Gerüchteküche hoch im Club, und die Aufregung legt sich nur langsam.

Videoanlage soll aufgerüstet werden

Viele der Schiffseigner mutmaßen, es könnte sich auch um eine Art „Eigensanierung“ gehandelt haben, denn niemand kann sich erklären, warum zunächst am Ende des Stegs das Boot in Brand gesetzt wurde und erst später, wesentlich weiter vorne, ein Brandsatz in Stählers Boot geworfen wurde, der schließlich dafür sorgte, dass die Feuerwehr zunächst die Brände vorne am Steg löschen musste und daher erst sehr spät zu dem Boot ganz hinten gelangen konnte.

„Wir müssen versuchen, wieder Ruhe unter den Vereinsmitgliedern und auch den Gastliegern hinzubekommen“, skizziert Mundorf seine Aufgabe. Der Code für das Schloss zum Steg ist inzwischen nicht mehr gültig. „Ich denke mal, der war auch von Basel bis Rotterdam bekannt.“ Jetzt müssen Mitglieder und Mieter mit einem Schlüssel das Tor öffnen.

Die Videoanlage soll zudem aufgerüstet werden, damit potenzielle Täter in Zukunft deutlicher ins Bild gerückt werden können. Vier Boote gingen durch den Brand in Flammen auf. Der Schaden ist enorm, vor allem aber auch in den Köpfen der Eigner, und es wird lange dauern, bevor wieder Normalität beim Yacht-Club einkehrt.

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