Schulen in Niederkassel Gebremste Freude über die geplante „Freie Schule“

Niederkassel · Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild sieht mögliche negative Auswirkungen auf die Schullandschaft. Eine Elterninitiative will eine Schule mit altersgemischten Klassen und besonderem pädagogischen Konzept einrichten.

 Genau prüfen will Stephan Vehreschild, ob die geplante „Freie Schule“ eine sinnvolle Ergänzung für die Stadt ist.

Genau prüfen will Stephan Vehreschild, ob die geplante „Freie Schule“ eine sinnvolle Ergänzung für die Stadt ist.

Foto: Martina Welt

Mit gebremster Begeisterung begleitet Bürgermeister Stephan Vehreschild das Engagement des Vereins „Kunterbunt – Förderverein für aktive und freie Bildung“, der in Niederkassel eine „Freie Schule“ etablieren will. „Wir werden dem Verein keine Steine in den Weg legen, aber auch nicht den roten Teppich ausbreiten“, formuliert es der Verwaltungschef auf Anfrage des GA. Zunächst müsse man abwarten, was der Verein genau anbieten wolle und ob dieses Konzept tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Angeboten in der Stadt sei, so Vehreschild weiter.

Spezifisches Problem Niederkassels ist die Abwanderung vieler Kinder in die weiterführenden Schulen nach Bonn oder Köln. Grundsätzlich sei jedoch der Anteil der Abwanderung etwas gesunken, sagt Vehreschild. Ungefähr 70 Prozent der Fünftklässler verbleiben in Niederkassel, 30 Prozent orientieren sich in die benachbarten Großstädte oder gehen nach Troisdorf. Derzeit gebe es jedoch zehn Parallelklassen als Eingangsklassen in allen weiterführenden Schulen. Vor zwei Jahren seien es acht Parallelklassen gewesen, was eine etwas verbesserte Bindung an Niederkassel dokumentiere. Diese Veränderung hat sich mit der Neugründung der Gesamtschule am Schulzentrum-Nord entwickelt. Zeitgleich läuft die Hauptschule am Schulzentrum sukzessive aus, die Realschule in Mondorf soll zweizügig weitergeführt werden.

Wie berichtet, plant der Förderverein der Kita „Villa Kunterbunt“, die bereits seit 26 Jahren von der Elterninitiative in Rheidt geführt wird, die Neugründung einer „Freien Schule“. Derzeit sind die Initiatoren auf der Suche nach einem passenden Gebäude, in dem rund 50 Kinder in einer ersten und einer zweiten Klasse untergebracht werden können. Die Schule soll eine besondere pädagogische Ausrichtung haben. Das Prinzip der Erziehungspartnerschaft, das es in der Kita „Villa Kunterbunt“ bereits gibt, soll in der Grundschule mit Eltern, Schülern und Lehrern zusammen fortgeführt werden. An den Start gehen soll die Schule schon im Schuljahr 2018/2019. Gelernt wird an der Freien Schule in Lernbüros nach Wochenplan. Die Klassen sind altersgemischt, und der Lehrplan wird in Projekten abgearbeitet. Bewertet werden die Schüler nicht mit dem klassischen Notensystem, sondern mit der Beschreibung von Entwicklungen. Die neue Schule soll eine Ganztagsschule sein. Schulgeld wird nicht erhoben, allerdings hoffen die Eltern auf freiwillige Beiträge für den Förderverein.

Das Grundstück gleich neben der Kita sei eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, stellt Vehreschild fest. Der Förderverein sieht es als ideal an, in direkter Nachbarschaft zur Kita eine Schule bauen zu können. „Wir müssen sehen, ob wir nicht eigene Interessen haben und diese Flächen über kurz oder lang selbst nutzen wollen“, so Vehreschild. Der Verein plant hingegen nicht nur eine Grundschule, sondern mittelfristig auch eine – wenn auch kleinere – Gesamtschule als „Freie Schule“ mit besonderem pädagogischen Konzept.

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