Kritik von ADFC Fahrradstraße in Niederkassel wird abgelehnt

Niederkassel · Der Arbeitskreis „Fahrradfreundliches Niederkassel“ regte die Einrichtung von Fahrradstraßen in der Stadt an. Im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss wurde der Vorschlag abgelehnt. Der ADFC kritisiert die Entscheidung.

„Hier fehlt der Mut, mal etwas anderes zu machen und ein Zeichen zu setzen“, kommentierte Ulrich Buchholz (Bündnis 90/Die Grünen) im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss die Vorlage der Niederkasseler Stadtverwaltung, in der die vom Arbeitskreis „Fahrradfreundliches Niederkassel“ angeregte Einrichtung von Fahrradstraßen in der Stadt abgelehnt wird.

Der Arbeitskreis hatte vorgeschlagen, in Mondorf die Hafenstraße, die Rheinallee und die Moselstraße bis hin zur Neckarstraße als Fahrradstraße auszuweisen. Ein Thema, mit dem sich der Ausschuss nun zum zweiten Mal beschäftigte. Nach einem Ortstermin vor geraumer Zeit blieb die Kreispolizei bei ihrer Auffassung, dass, abgesehen von dem Teilstück Moselstraße, die übrigen Straßen nicht geeignet seien, als Fahrradstraße ausgewiesen zu werden. Hauptgrund: Sicherheitsbedenken.

Dem schlossen sich die Verwaltung und schließlich auch der Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss (UVP) an. Einstimmig bei zwei Enthaltungen der Grünen wurde somit, insbesondere aus Gründen der mangelnden Verkehrssicherheit, der Vorschlag des Arbeitskreises abgelehnt.

„Kann Niederkassel keine Fahrradstraße?“

Zwischenzeitlich war das Thema zu einem Politikum geworden. Der Ortsgruppensprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Peter Lorscheid, meldete sich zu Wort und fragte in einer Pressemitteilung: „Kann Niederkassel keine Fahrradstraße?“ Postwendend folgte die öffentliche Mitteilung des Planungsausschuss-Vorsitzenden Nico Pestel (CDU), der angesichts der kritischen Äußerungen Lorscheids die Fortführung des Arbeitskreises in Frage stellte.

„Es ist kein guter Stil, dass Sie nicht zum ersten Mal Initiativen des interfraktionellen Arbeitskreises, die nicht in ihrem Sinne verlaufen, in der Öffentlichkeit einseitig kritisieren, ohne vorher die Diskussion zu suchen“, monierte Pestel den Vorstoß Lorscheids.

Der ADFC-Sprecher wiederum rechnete in seiner Mitteilung vor: „Die Stadtverwaltung Niederkassel hat in 20 Jahren nicht einen einzigen Meter Straße gefunden, der sich in ihren Augen zur Ausschilderung als Fahrradstraße eignet.“ Als „absurd“ bezeichnet Lorscheid die Behauptung, Radfahrer müssten auf Fahrradstraßen keine Rücksicht auf Fußgänger nehmen.

Er verweist auf den Paragrafen 1 der Straßenverkehrsordnung, der zur Rücksichtnahme auffordere – das gelte natürlich auch auf Fahrradstraßen. Für die Fußgänger ändere sich rechtlich nichts gegenüber der heutigen Situation.

In Moselstraße wäre Fahrradstraße möglich

Zudem verlaufe der bedeutsame Rheinradweg und die deutschlandweite D-Netz-Route 8 entlang des Rheins. Radverkehr sei dort schon heute die vorherrschende Verkehrsart. Lorscheid fordert nun, falls es in Mondorf wirklich nicht möglich sein sollte, zu prüfen, ob an anderen Stellen des Rheinradwegs, zum Beispiel zwischen Rathausstraße und Waldstraße oder in Lülsdorf zwischen Burgstraße und Uferstraße, eine Fahrradstraße eingerichtet werden könne.

Pestel führte indes erneut die Ausschussvorlage an, die auch auf den Gastronomiebetrieb „Rheingold“ an der Rheinallee mit starker Auto- und Fußgänger-Frequentierung hinweise. In der Hafenstraße spreche die Unübersichtlichkeit in der Kurve gegen die Fahrradstraße. In der Moselstraße wäre eine Fahrradstraße zwar möglich, wegen der Kürze des Teilstücks aber nicht sinnvoll.

Zudem verwies Pestel auf die Debatte im Ausschuss, die deutlich gemacht habe, dass sich an der Verkehrssituation in der Rheinallee nichts ändern werde, wenn dort ein Schild „Fahrradstraße“ angebracht werde. Rechtlich bedenklich sei die Situation, wenn es zu einem Verkehrsunfall komme, da die Kreispolizeibehörde eine Fahrradstraße abgelehnt habe, wiederholte Pestel die Argumente.

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