GA-Serie "Mein Verein" Auf Augenhöhe mit dem Aikido-Meister in Niederkassel

Niederkassel · Klaus Dieter Petermann lehrt im Rhein-Sieg-Dojo die japanische Kampfkunst Aikido. Dabei geht es darum, die Kraft des Angreifers durch Führen und Lenken mit der eigenen Kraft in Einklang zu bringen und umzuleiten.

 Übungseinheit: GA-Mitarbeiterin Nathalie Dreschke (rechts) nimmt am Aikido-Training mit Klaus Dieter Petermann (links) teil.

Übungseinheit: GA-Mitarbeiterin Nathalie Dreschke (rechts) nimmt am Aikido-Training mit Klaus Dieter Petermann (links) teil.

Foto: Dieter Hombach

An der Wand des Rhein-Sieg-Dojos hängen Samurai-Holzschwerter, der Boden ist mit dicken Matten ausgelegt. Am Eingang sammeln sich einige Paar Schuhe. Trotz der Schwerter strahlt dieser Raum eine gewisse Ruhe und Harmonie aus. Dojo bedeutet übersetzt „Ort des Weges“ und bezeichnet den Raum, an dem die japanische Kampfkunst Aikido trainiert wird. Aikido ist keine Sportart, Aikido ist eine Kunstform. Das Wort „Aikido“ bedeutet soviel wie Harmonie, Lebensenergie und der Weg. In dieser Kunstform kommt es darauf an, die Energie des Angreifers zu nutzen, um ihn in eine Situation zu bringen, in der er sich besinnen kann. Aikido ist zwar eine japanische Kunst der Selbstverteidigung in Tradition der Samurai, jedoch gilt sie als friedfertige Kampfkunst. Getreu dieser Regel werden im Aikido keine Wettkämpfe ausgetragen. Alle Teilnehmer sollen voneinander lernen, die Kraft des Angreifers durch Führen und Lenken mit der eigenen in Einklang zu bringen und umzuleiten.

Diese hohe Kunst lehrt Meister Klaus Dieter Petermann seinen Schülern seit 30 Jahren in Niederkassel. Bis vor Kurzem war das Dojo noch eine Aikido-Schule, doch seit Juni hat sich die Schule zu einem Verein umgewandelt. Dies hatte hauptsächlich organisatorische Gründe. „Durch die Vereinsgründung kann ich einige Aufgaben an meine langjährigen Mitglieder abgeben“, erzählt der 62-jährige Petermann.

Die Übungsleiter, die allesamt Hakamaträger sind und mindestens die erste Danprüfung abgelegt haben, übernehmen seit der Vereinsgründung einen Teil der Kurse, wie die Kinder- und Frauengruppe. Prüfungen und Lehre bleiben weiterhin in der Hand von Meister Petermann, allerdings kann durch die Vereinsgründung nun langfristig sein Lebenswerk erhalten bleiben.

Begegnung auf Augenhöhe

1990 hat Petermann den Dojo in Niederkassel errichtet. Er selbst hat im Alter von 14 Jahren mit Aikido angefangen. Sein Meister stammte aus Japan und war der erste Aikido-Lehrer in Deutschland. Nach beinahe 50 Jahren hat Petermann inzwischen die sechste Danprüfung abgelegt, fünf sind Voraussetzung, um ein eigenes Dojo zu leiten. Petermann zählt zu den wenigen Großmeistern in Deutschland, die die Kunst des Aikido von einem Japaner gelernt haben. Dieses Wissen und Können will Petermann nun weitergeben und beginnt, Aufgaben abzugeben, auch wenn für ihn an Ruhestand noch nicht zu denken ist. Ihm ist wichtig, dass Anfänger und Fortgeschrittene, Kinder und Erwachsene, Frauen und Männer gemeinsam trainieren. „Hier sollen alle voneinander lernen“, so Petermann.

So kommt es dazu, dass die zehnjährige Naomi Schillo und ihre Mutter Nailya Schillo als Anfänger gemeinsam mit dem 19-jährigen Fabian Zins auf der Matte stehen, der seit 13 Jahren in Niederkassel die Kunst des Aikido erlernt. Ebenfalls im selben Kursus ist der 66-jährige Reinhard Löhne. Alle vier trainieren aus unterschiedlichen Gründen im Dojo in Niederkassel. Das Mutter-Tochter-Gespann stammt aus Usbekistan, wo Aikido sehr populär ist, Fabian Zins möchte sich sportlich verbessern, ohne den Druck eines Wettkampfes zu verspüren, und der 66-jährige Reinhard Löhne möchte auch im Alter etwas für seinen Körper tun und in Bewegung bleiben.

Die Intentionen der Teilnehmer sind alle unterschiedlich, doch einen Aspekt des Aikido und besonders am Rhein-Sieg-Dojo in Niederkassel schätzen sie besonders: das Miteinander, das entsteht. „Alle begegnen sich im Dojo auf Augenhöhe, Hakamaträger behandeln auch den blutigsten Anfänger mit Respekt“, betont Nailya Schillo. „Hier gibt es nur ein Miteinander, kein Gegeneinander“, bestätigt auch der 15-jährige Philip Hans. Der Verein plant, in Zukunft neben den Kinder-, Jugend- und Frauengruppen auch eine Seniorengruppe und eine Gruppe für Menschen mit Handicap ins Leben zu rufen. Denn im Aikido stellt das Alter keine Grenze dar, erinnert Petermann: „Solange man spazieren kann, kann man auch Aikido lernen.“

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