Zu Besuch bei Magiern in Niederkassel Assistent der "Zaubertrixxer"

NIEDERKASSEL/SANKT AUGUSTIN · GA-Reporter Nicolas Ottersbach versucht sich als Zauberassistent. Ob sein Besuch bei den Zaubertrixxern erfolgreich war und er von den Schwertern verschont wurde, erfahren Sie hier.

Hinter dem Rücken bohrt sich ein Schwert durch die kleine Kiste. Dann unter der Kniekehle. Und schließlich kurz vor der Nase. Drinnen ist es stockdunkel, das Licht fällt nur durch die restlichen 13 Schlitze herein. Vier weitere Klingen folgen, bis Schluss ist. Schluss mit Ausweichen und Verrenken, Schluss mit der Karriere als Zauberassistent. „Aber das war gar nicht so schlecht für das erste Mal – und die Größe“, sagt Ingo Brehm. Ein nüchternes Kompliment des Illusionisten.

Doch das war auch für ihn neu: Sonst setzen sich eben keine 1,90 Meter großen Reporter in die einen Kubikmeter große Kiste.

Hier, im Keller eines Wohnhauses in Lülsdorf, proben die „Zaubertrixxer“ Ingo Brehm und Albin Zinnecker (beide 41) für ihre Auftritte. Die Wände sind nicht verputzt, dafür stehen aber unzählige Illusionen herum.

Es wirkt ein bisschen wie ein Folterkeller, bei dämmrigem Licht und den ganzen Schwertern. Unter den Requisiten ist auch die weltberühmte zersägte Jungfrau. Gesägt wird hier eigentlich nicht. Die Jungfrau wird einfach mit scharfen Metallklingen „zerteilt“. Und die Jungfrau ist auch keine Jungfrau, sondern Brehms Lebensgefährtin Delia Arnold. Sie ist eine von vier Assistentinnen, die die Zaubertrixxer bei ihren Auftritten unterstützen. Vertrauen sei dafür sehr wichtig.

„Es kann immer etwas schiefgehen“, erzählt sie. Damit das nicht passiert, wird regelmäßig geprobt. So lange, bis jeder Handgriff sitzt, die Aktionen aller Beteiligten wie von Zauberhand ineinandergreifen.

Hang zur Perfektion

Mit diesem Hang zur Perfektion sind die beiden Zauberer schon Deutsche Meister geworden. Das ist allerdings bereits drei Jahre her, momentan konzentrieren sie sich auf ihre neue Show. Ein zweistündiges Programm, mit dem sie auch in der Region auftreten. Ob das der letzte Schritt ist, um von der Zauberei leben zu können?

„Nein. Wenn wir wollten, könnten wir das auch jetzt schon“, sagt Zinnecker. Ist es denn wenigstens der erste Schritt, um irgendwann einmal wie Siegfried und Roy in Las Vegas aufzutreten? „Auch das nicht. Das ist ein anderes Geschäft als hier in Deutschland, ein besonders hartes.“

Dort tragen die Künstler alle Risiken, sind entweder erfolgreich oder scheitern. „Die meisten scheitern, und zwar an der Unbekanntheit“, sagt Brehm. Das Duo entschied sich deshalb dazu, langsam zu wachsen. 15 Jahre hat das gedauert. Mittlerweile sind die Auftragsbücher voll. Ihre Vollzeit-Jobs haben sie dennoch behalten: Brehm ist Polizist, Zinnecker IT-Fachmann.

Der Trick soll unerklärlich bleiben

Die Leidenschaft für Illusionen weckte bei Brehm ein Zauberer im Ägypten-Urlaub. Bei Zinnecker war es ähnlich, nur dass diesmal Brehm derjenige war, der seinen Weggefährten in einer Troisdorfer Kneipe begeisterte. Beide ließen sich von internationalen Zauber-Meistern unterrichten, investierten in teure Illusionen. „Die kann jeder im Internet bestellen“, sagt Brehm.

Um sich abzusetzen, entwickelten sie deshalb eigene Tricks. Diese Begeisterung für die Kunst kommt auch im kargen Probenkeller auf. Selbst dann, wenn die Musik etwas blechern klingt und aus einem herkömmlichen CD-Player kommt. Die Assistentinnen steigen nämlich nicht nur alleine, sondern sogar zu zweit in die Schwertkiste.

„Wir haben aber noch viel größere Tricks, die wir in einer Halle üben müssen“, erzählt Zinnecker. Da lassen sie dann ihre Damen komplett verschwinden. Oder Cheerleader ihre Kostüme im Flug wechseln. „Es kommt nicht nur auf die Tricks an, die aneinandergereiht werden. Wir wollen Geschichten erzählen“, sagt Brehm. Jede Illusion wird zu einem kleinen Abenteuer, an dem die Zuschauer teilhaben können. Und letztlich wird das Publikum auch an der Nase herumgeführt. „Das will es aber auch. Wichtig ist nur, dass der Trick unerklärlich bleibt.“

Markt ist hart umkämpft

Dieses Zusammenspiel mit dem Publikum ist wahrscheinlich ihr Erfolgsrezept. Denn die meisten Auftritte absolvieren sie bei Unternehmen – Betriebsfeiern, Tagungen und Teambuilding-Maßnahmen sind eine Nische. „Wir versuchen dabei, auf jeden Kunden speziell einzugehen, stellen die Show so zusammen, dass sie zu den jeweiligen Themen passt“, erklärt Brehm.

Wenn es um Datenübertragung in die Cloud geht, lassen sie Pakete verschwinden, die dann wieder unversehrt auftauchen. „Durch solche Engagements lässt sich Geld verdienen“, sagt er. Bei privaten Feiern ist sei das schwieriger. „Da ist der Markt hart umkämpft, das drückt die Preise.“ So tief, dass es für einen Hauptberuf zu wenig wäre. Deshalb wollen sie nun öfter mit einem abendfüllenden Programm wie „Nix als Trixx“ auf der Bühne stehen. Und irgendwann Vollzeit-Zauberer sein.

Auftritt in Sankt Augustin

Mit dem Programm „Nix als TriXX“ ist das Duo am 20. Mai in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums in Sankt Augustin zu Gast. Beginn ist um 19.30 Uhr. Die Karten kosten zwischen 13,90 Euro (ermäßigt) / 18,30 Euro (normal) und 23,80 Euro. Zu kaufen sind sie in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen und in der Bücherstube Sankt Augustin. Mehr Infos: www.nix-als-trixx.de.

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