Besuch: Schüler befragen den Kirchenmann Ansgar Puff zu Gast im Kopernikus-Gymnasium in Niederkassel

Niederkassel · Ansgar Puff ist zu Gast im Kopernikus-Gymnasium Niederkassel und steht Schülern Rede und Antwort. Anfängliche Scheu legte sich sehr schnell, denn der katholische Priester gab sich alles andere als unfehlbar.

 Die Schüler sprechen mit Weihbischof Ansgar Puff über alle Themen rund um die Kirche und den Glauben.

Die Schüler sprechen mit Weihbischof Ansgar Puff über alle Themen rund um die Kirche und den Glauben.

Foto: Martina Welt

Lang, schlaksig, die Hände meist in den Hosentaschen, sprach Weihbischof Ansgar Puff am Mittwochmorgen eine Sprache, die die Jugendlichen des Niederkasseler Kopernikus-Gymnasiums (KGN) verstanden. Aufmerksam hörten sie zu, als er auf all ihre Fragen antwortete, und zwar so, dass ihm jeder folgen konnte, und dass am Ende vieles besser verstanden wurde.

Es war der Wille des Bischofs, sich auch mal mit Schülern einer nicht-katholischen Schule zu treffen. Schulleiter Dirk Stueber packte die Gelegenheit beim Schopf und lud den Bischof, den er an seiner ehemaligen Schule, dem Aloisius- Kolleg in Bad Godesberg kennengelernt hatte, kurzerhand ein.

Es war ein zwangloses Gespräch, das die rund 100 Oberstufenschüler mit dem Weihbischof führten. „Wir haben die Schüler zunächst ganz allgemein gefragt, was sie gerne von einem Weihbischof wüssten, so er denn käme“, berichtete Annegret Naaß, die seit 1984 katholische Religion im KGN unterrichtet und gemeinsam mit ihrer Kollegin Ulrike Wenzelmann das Gespräch vorbereitet hatte. Die Fragen seien sehr vielfältig gewesen und die Vorfreude groß, als die Schüler erfuhren, dass der Weihbischof tatsächlich komme.

Anfängliche Scheu legte sich schnell

Anfängliche Scheu legte sich in der Aula sehr schnell, denn der katholische Priester gab sich alles andere als unfehlbar. Als die Schüler etwas über ihn als Person wissen wollten, erzählte er, dass er zwar aus einem katholischen Elternhaus komme. „Mit 14, 15 Jahren waren jedoch der Glaube, Religion und Gott für mich äußerst fragwürdig.“ Es habe negative Vorfälle in der Kirchengemeinde gegeben, und auch die gut gemeinte Verschickung zu einem Onkel, der Priester gewesen sei, habe eher das Gegenteil bewirkt. „Er war Mitte 70 und hatte – unter uns gesagt – einen Knall“, beschrieb Puff besagten Onkel.

Nach seinem Aufenthalt dort habe er einen Brief geschrieben. „Lieber Gott, falls es dich geben sollte, das glaube ich aber nicht, sollst du wissen, wir sind geschiedene Leute“, erzählte er den staunenden Schülern.

Die Umwege, die ihn zu Gott führten und zu denen dann nach dem Abitur und einer „Belohnungsreise“ nach Frankreich auch die Arbeit bei den Franziskanern im Zivildienst zählte, beschrieb Puff ähnlich anschaulich. Er arbeitete in einem Brennpunktviertel in Köln und entschied sich, Sozialarbeit zu studieren. „Mein Lebensprojekt war, ein guter Mensch zu werden“, sagte er.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens

Erst als sein Vater an Krebs starb, stellte sich Puff die Frage nach dem Sinn des Lebens, wenn man am Ende ohnehin sterbe. „Ich habe keine Antwort darauf gefunden.“ Stattdessen habe er nur zwei Lösungen gesehen: „Entweder Du wirst ein Schwein und lebst ohne Rücksicht auf die Anderen. Dazu war ich aber zu gut erzogen. Oder Du bringst dich gleich um. Dazu hatte ich zu viel Angst.“ Kumpels von ihm, die Theologie studierten, sagten ihm schließlich, dass er nur in diesem Studium eine Antwort auf seine Frage bekomme. „Ich glaube nicht, dass das Zufall war. Sondern mein Weg wurde auch in dieser Zeit von Gott begleitet.“

Er sei überzeugt, dass der Weg zu Gott in der Reflexion erwachse. „Man kann es nicht organisieren.“ Als Puff schließlich erläuterte, was für ihn die Auferstehung bedeute und diese mit der Geburt und dem Wechsel vom Fötus im Bauch der Mutter in die so andere Lebenswirklichkeit verglich, war dem Bischof die Aufmerksamkeit der Schüler gewiss. Auf die Frage, ob diese Wirklichkeit nach dem Tod denn dann auch die letzte sei, zögerte Puff, bevor er sagte: „Ich glaube ja.“

Das Gespräch gewann immer neue Impulse ohne Tabus. Die Haltung der Kirche zu Themen wie Abtreibung, Sexualität, Ehe oder Zölibat erklärte Puff ebenso anschaulich, wie seine Überzeugung zur gleichgeschlechtlichen Ehe. „Ich glaube, dass die katholischen Regeln in der Tiefe immer noch zeitgemäß sind.“ Auf die Frage, was er ändern würde an der Kirche, wenn er es könne, wusste Puff schnell eine Antwort. „Ich würde die Gottesdienste ändern und versuchen, dass das normale Leben und das Leben mit Gott nicht wie auf parallel verlaufenden Schienen nebeneinander her laufen, sondern zusammengeführt werden.“ Eines wurde während des Gespräches nur allzu deutlich: Der Weihbischof ist ein Kirchenmann zum Reden und zum Anfassen, der es besonders gut versteht, den Sinn des Lebens und des Glaubens zu veranschaulichen.

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