Naturschutzgebiet im Lohmarer Wald Zwischen Lohmar und Siegburg wächst der seltene Gagelstrauch

Lohmar · Der Gagelstrauch kommt in der Region eigentlich nur selten vor. Im Naturschutzgebiet Gagelbestand zwischen Lohmar und Siegburg, wo seltene Planzen gedeihen, fühlt er sich aber offenbar äußerst wohl. Ein Förster erklärt, was dahinter steckt.

 Ein kleiner Weiher im Herzstück des Naturschutzgebiets Gagelbestand

Ein kleiner Weiher im Herzstück des Naturschutzgebiets Gagelbestand

Foto: Sofia Grillo

Wenn Förster Axel Horn vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft im Lohmarer Wald die Wege verlässt, dann muss er bald achtgeben, wo er hintritt. Ein sicherer Stand ist im Innern des Waldes an vielen Stellen fast unmöglich, vor allem im Herzstück des Naturschutzgebiets Gagelbestand. Denn dort ist der Boden sumpfig und schlecht einsehbar. Dieser Boden macht das Naturschutzgebiet zu einer Besonderheit, das seinen Namen einer außergewöhnlichen Pflanze verdankt: dem Gagelstrauch.

Das Herzstück des Naturschutzgebiets, das 1969 ausgewiesen wurde, ist eine Lichtung mitten im Wald. Kein Baum wächst auf der sumpfigen Fläche. Der Boden ist durchtränkt von Wasser, das von einer Pflanzendecke bewachsen ist. Auf dieser kann man stehen, bei leichter Bewegung sieht man aber, wie das Wasser unter der Pflanzendecke Wellen schlägt. Ab und zu tut sich ein Wasserloch auf. Einen solchen Boden nennt man ein Heidemoor, erklärt Horn.

Heimat des seltenen Gagelstrauchs

Das Heidemoor zwischen Lohmar und Siegburg ist Heimat vieler seltener Pflanzen. So auch die des Gagelstrauchs. „Er mag nasse Füße, viel Sonne von oben und einen nährstoffarmen Boden“, erklärt Förster Horn, der sich schon seit über 25 Jahren um den Lohmarer Wald kümmert. „Es heißt sogar, dass dieses Naturschutzgebiet die südlichste Stelle mit Gagelbestand sei.“

Man vermute, dass der Gagel-strauch im Mittelalter von den Mönchen der Abtei auf dem Michealsberg in den Rhein-Sieg-Kreis gebracht wurde, erklärt er weiter. „Sie brauchten den Strauch, um ihr Bier zu würzen.“ Dann nimmt Horn einige Blüten und Blätter des Gagelstrauchs in die Hand und zerreibt sie. Sofort steigt ein herber, würziger Duft in die Nase, der von den ätherischen Ölen in der Pflanze herrührt. Doch nicht nur der Gagelstrauch fühlt sich im Lohmarer Wald wohl. Auf der Lichtung wächst beispielsweise auch die Moorlilie. Sie hat nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet in Deutschland und gilt als besonders schützenswert.

Damit diese Pflanzen wachsen können, bedarf es auch menschlicher Hilfe, weiß Förster Horn. „Man muss immer wieder Baumsprösslinge zurückschneiden, damit die Lichtung nicht zuwächst. Bäume würden die Sonne von den seltenen Pflanzen fernhalten und sie am Wachsen hindern. Das Naturschutzgebiet stand schon immer unter menschlichem Einfluss und hat in der Geschichte verschiedenste Phasen durchlebt. „Im Mittelalter haben die Menschen viel Holz abgetragen und ihre Tiere im Wald weiden lassen“, so Horn. Das hatte zur Folge, dass der Wald viele lichte Stellen aufwies, auf denen nichts nachwuchs, weil die Tiere die Pflanzen schon im Keim ausrissen und fraßen. So entstand schließlich das Heidemoor.

Im 19. Jahrhundert hat es laut Horn erste Maßnahmen zur Trockenlegung des nassen Waldes durch den preußischen Oberförster Friedrich Wilhelm Kleinschmidt gegeben. „Durch den sumpfigen Boden hat sich damals die Kriebelmücke stark vermehrt und die Menschen krank gemacht. Durch die Trockenlegung konnte das Problem beseitig werden“, erzählt Horn. Im 20. Jahrhundert sei der Wald weiter trockengelegt worden, um ihn aufzuforsten. Diese Maßnahmen möchte Förster Axel Horn wieder rückgängig machen, um den seltenen Pflanzen im Moor den Lebensraum zu erhalten.

Insgesamt habe das Naturschutzgebiet eine Fläche von fast 80 Hektar, so Horn. Es sieht jedoch nicht überall so aus wie auf der Lichtung mit dem Gagelbestand. Der größte Teil der Fläche ist trocken und bewaldet. Der Förster kümmert sich darum, das alte Entwässerungssystem im Wald zu stoppen, damit der feste Boden irgendwann wieder zum Moor wird. Dabei bekommt er Unterstützung vom Verein „Hegering Agger-Sieg“. Ehrenamtliche Helfer haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Lichtung von allem zu befreien, was den Wuchs der seltenen Pflanzen behindern könnte, und das Moor zu schützen.

Information:Das Betreten desNaturschutzgebiets Gagelbestand mit seinen Heidemooren ist verboten. Weitere Informationen zum Verein „Hegering Agger-Sieg“ unterwww.hegering-agger-sieg.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort