Gedenkstätte in Windeck-Rosbach Risse an den Wänden, Feuchtigkeit im Gebälk

Windeck · Das Haus „Landjuden an der Sieg“ in Rosbach muss saniert werden. Der Rhein-Sieg-Kreis rechnet mit Kosten von mindestens 160.000 Euro.

Die Zeit hat Spuren hinterlassen: Rund 200 Jahre alt ist das Fachwerkhaus in Windeck-Rosbach, in dem die Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ untergebracht ist. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Risse an Wänden und Decken gezeigt, Feuchtigkeit und Schädlinge haben zudem Stützen und Schwellen befallen.

Die Bausubstanz der Gedenkstätte sei als teilweise problematisch einzustufen, so das Urteil des Gebäudemanagements des Rhein-Sieg-Kreises. Die Probleme legte die Verwaltung dem Kreis-Kulturausschuss dar. Die Mitglieder konnten sich gleich selbst ein Bild davon machen, denn der Kreis hatte den Sitzungsort in die Gedenkstätte verlegt.

Noch kenne der Kreis das Ausmaß der Baumängel nicht, sagte Kreiskulturdezernent Thomas Wagner. Das größte Problem sei die Feuchtigkeit im Haus. Laut Gebäudemanagement sind weitere Untersuchungen nötig, um den Zustand des Fachwerkhauses zu erfassen. Dafür müssen die Mitarbeiter auch ganze Wände öffnen.

In den Schulferien soll das Gebäude nun eingehend überprüft werden, das Rheinische Denkmalpflegeamt und die untere Denkmalbehörde sind dabei mit im Boot. Nach ersten Erkenntnissen sei aber davon auszugehen, dass durch die Feuchtigkeit des Kellers die tragenden Balken der Kellerdecke und die Befestigung der darüberliegenden Dielenböden saniert werden müssten, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Gedenkstätte muss geschlossen werden

Insgesamt zwölf Monate könnte die Sanierung dauern – inklusive Voruntersuchung, Planung und Vergabe. Sechs bis zehn Monate davon müsste die Gedenkstätte geschlossen bleiben. Wie viel die Sanierung kostet, ist noch unklar. Das Gebäudemanagement rechnet aber mit mindestens 160 000 Euro. „Wir sind laut Erbpachtvertrag zur baulichen Instandsetzung verpflichtet“, machte Wagner deutlich. Aus seiner Sicht ließe sich die Sanierung auch nutzen, um die Ausstellung inhaltlich zu überarbeiten.

Eine Neukonzeption wünscht sich auch Claudia Hess, Schriftführerin des Fördervereins der Gedenkstätte. „Wir haben einfach so viele zusätzliche Infos, die wir hier nicht darstellen können“, sagte Hess dem General-Anzeiger. „Das ist so schade.“

Derzeit präsentiert der Kreis die meisten Ausstellungsstücke wie Fotos und Schriften in Vitrinen, hinzu kommt etwa der voll eingerichtete Schabbathraum. Die Gedenkstätte sei aber nicht nur Museum, sondern auch ein Ort, an dem eine Familie gelebt habe, sagte Hess. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal und ein außerschulischer Lernort, der viel Empathie hervorrufe.

Rückblick

Der Kreis hatte 1988 anlässlich des 50. Jahrestags der Novemberpogrome beschlossen, eine Gedenkstätte einzurichten. Sie soll die jüdische Geschichte und Kultur in dieser Region umfassend darstellen. Hilde Seligmann stellte dafür das ehemalige Wohnhaus ihres Schwiegervaters Max Seligmann in Rosbach zur Verfügung.

Im August 1994 wurde die Gedenkstätte eingeweiht. Seither bietet sie in neuen Ausstellungsräumen sowie einer originalgetreu eingerichteten Werkstatt einen Einblick in Religion, Kultur, Arbeit und Alltag der Juden in der Siegregion. Auch die Verfolgung und die Vernichtung der Juden sind dokumentiert. Die wissenschaftliche Betreuung der Gedenkstätte liegt in der Hand des Kreisarchivs, unterstützt wird es vom Förderverein.

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