Beweidung Naturschutzprojekt Chance 7 fördert Flora und Fauna in Windeck

Windeck · Der Rhein-Sieg-Kreis fördert die Flora und Fauna an der Sieg bei Windeck-Dreisel durch Beweidung. Das Projekt Chance 7 soll ehemals extensiv genutzten Flächen als Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten langfristig sichern.

 Landwirtin Helga Höhler lässt ihre beiden Dülmener Wildpferde Annalena und Daphne in der Siegaue weiden. (Foto: Inga Sprünken)

Landwirtin Helga Höhler lässt ihre beiden Dülmener Wildpferde Annalena und Daphne in der Siegaue weiden. (Foto: Inga Sprünken)

Foto: Inga Sprünken

Penelope schmeckt es, ebenso Miranda und Rosalie. Kein Wunder: Die drei Kühe, die mit zwei Kälbchen auf einer Weide stehen, haben jede Menge frisches grünes Gras zu fressen. Das Fressen ist ihr Job, denn die Robust-Rinder der Rasse Dexter sollen, ebenso wie die zwei Dülmener Wildpferde Daphne und Annalena, die Siegwiesen bei Dreisel beweiden und damit deren Verbuschung verhindern. Die Landwirtin Helga Höhler aus Waldbröl freut sich darüber, dass ihre Tiere sich rund und dick fressen können, ebenso wie der gebürtige Dreiseler Bernd Machate, der ein Stück weiter ein Shetland- und ein Reitpony stehen hat.

Aber nicht nur diese beiden sowie kreisweit derzeit 13 weitere Landwirte profitieren davon, sondern auch der Rhein-Sieg-Kreis. Er betreibt das Naturschutzgroßprojekt „Chance 7“ des Bundesamtes für Naturschutz. „Unser Ziel ist es, herausragende Bereiche des Naturerbes in Deutschland durch gezielte Maßnahmen langfristig zu erhalten und zu entwickeln“, erklärt Projektreferent Ralf Badtke. Zusammen mit seinem Kollegen Jan Wirth kümmert er sich seit 2015 um rund 11 300 Hektar Fläche zwischen dem Siebengebirge und der oberen Sieg.

In den Städten Bad Honnef, Hennef, Königswinter, Sankt Augustin und der Gemeinde Windeck sowie der Bundesstadt Bonn werden voraussichtlich bis 2025 Weinbergsbrachen, Obstwiesen, extensiv genutztes Grünland, Heide und Feuchtwiesen, ehemalige Steinbruchgelände sowie der Waldumbau und die natürliche Waldentwicklung gefördert. Die Flächen seien über lange Zeiträume durch menschliche Nutzung geschaffen worden und würden durch den Wegfall dieser Einwirkungen sukzessive brach fallen und verbuschen, so Badtke. „Gleichzeitig nimmt die Nutzung von Flächen zur Bestockung mit Nutzholz und die intensive Landwirtschaft in Verbindung mit Dünger- und Pestizideinsatz zu“, ergänzt Wirth und erklärt, dass „Chance 7“ diese ehemals extensiv genutzten Flächen als Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten langfristig sichern möchte.

Herkulesstaude wird eingedämmt

Die ehemalige Siegschleife und die Siegauen bei Dreisel zählen zu den sogenannten „Leuchtturmbereichen“ des Projektes. Etwa sieben Hektar sind es im „Lommerbruch“, die der Rhein-Sieg-Kreis, die Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes und der Landesbetrieb Wald und Holz NRW zum Zweck des Natur- und Gewässerschutzes erworben oder gepachtet hat. „Einige Flächen haben wir schon vor 'Chance 7' gekauft, um die Flora und Fauna zu erhalten“, sagt Badtke.

Gleichzeitig suchten die Projektreferenten in der Landwirtschaftszeitung nach Landwirten, die bereit waren, die klein parzellierten Flächen zu bewirtschaften. Neben Helga Höhler und Bernd Machate tun dies ein Stück weiter siegaufwärts auch Heinz-Willi Gauchel und Jan Joest, die Pferde und Galloways zur Beweidung und Landmaschinen zur Mahd zur Verfügung stellen. Weitere kreiseigene Flächen werden durch die Biostation mit einer Schaf- und Ziegenherde beweidet.

Auf einen weiteren positiven Effekt des Ganzen weist Badtke hin. Denn durch die Beweidung werden auch gebietsfremde Pflanzenarten wie etwa die Herkulesstaude eingedämmt. „Für Pferde ist die Pflanze auch giftig. Das wissen sie, daher zertrampeln sie sie“, erklärt Landwirtin Höhler. Weitere Maßnahmen gegen die Pflanze sind das händische Ausstechen mit Spaten durch Lohnunternehmer sowie – seit Neuestem – die maschinelle Fräsung. Der Boden wird im Anschluss mit konkurrenzstarkem Saatgut versehen. „Wenn wir das nicht machen würden, hätten wir hier ein Herkulesstauden-Paradies“, so Badtke.

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