Neue Ergebnisse der DNA-Spur Mord in Lohmar soll nach 30 Jahren aufgeklärt sein

Lohmar · Claudia O. wurde im Mai 1987 in ihrer Wohnung in Lohmar getötet. Nach 30 Jahren scheint der Fall dank eines neuen DNA-Abgleichs aufgeklärt.

Zeitungsartikel Claudia O.

Zeitungsartikel Claudia O.

Foto: Archiv

Am 9. Mai 1987 wurde die 23-jährige Claudia O. von ihrer Mutter tot im Bett ihrer Wohnung über der Familien-Gaststätte Naafshäuschen in Lohmar gefunden. Die Tochter der Wirtsleute war erwürgt worden. 30 Jahre später sind Bonner Polizei und Staatsanwaltschaft sicher: Der im November 1989 bereits wegen Entführung und Doppelmordes an dem 15 Monate alten Patrick Padberg und dessen Großmutter in Eslohe bei Arnsberg zu lebenslanger Haft verurteilte 61-jährige Detlef M. ist auch der Tötung von Claudia O. dringend tatverdächtig.

Wie Oberstaatsanwalt Robin Faßbender bestätigte, hat das Amtsgericht Siegburg Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Seitdem befindet sich der 61-Jährige, der zuletzt bereits im Offenen Vollzug auf seine Freilassung auf Bewährung erprobt worden war, wieder hinter festen Gefängnismauern.

Detlef M. war bereits direkt nach der Tötung der Wirtstochter Claudia O. ins Visier der Ermittler geraten. Zur Tatzeit war der Betonbauer und Vater von zwei kleinen Söhnen Stammgast in der Gaststätte Naafshäuschen und litt den Ermittlungen zufolge unter ständiger Geldnot.

Überdies war der Mann, der mit Frau und den zwei Söhnen in Lohmar-Honrath lebte, wegen Drogen- und Eigentumsdelikten polizei- und justizbekannt und hatte bereits Jahre hinter Gittern gesessen. Unter anderem war er Anfang der 1980er Jahre zu fünf Jahren Haft wegen Drogenhandels verurteilt worden: Im Bett seines Sohnes hatte die Polizei Heroin im Wert von 140.000 Mark gefunden.

Der Tresorschlüssel lag neben der Toten

Den Mord an Claudia O. aber konnten ihm die Ermittler damals nicht nachweisen. Nun aber sind sie sicher, neue Anhaltspunkte für seine Täterschaft zu haben und teilen mit: Man habe noch einmal gemeinsam mit spezialisierten Spurenkundlern des Erkennungsdienstes und einem Team der Operativen Fallanalyse des Landeskriminalamtes nach Ansätzen zur Aufklärung des Falles gesucht. Und der Einsatz einer weiterentwickelten Analysetechnik für am Tatort gesicherte Spuren habe dazu geführt, dass der verurteilte Doppelmörder Detlef M. in den Fokus geriet: Eine DNA-Spur weise auf ihn als Täter.

Bereits damals war die Polizei davon ausgegangen, dass es der Täter nicht auf Claudia O. persönlich abgesehen hatte, sondern auf Geld. In der Wohnung war alles durchwühlt worden, aus dem Safe im Büro waren 10.000 Mark verschwunden, und der Tresorschlüssel lag neben der Toten, als die Mutter sie kurz vor acht Uhr morgens fand.

Claudia O. hatte die Wohnung über dem Ausflugslokal erst zwei Wochen vorher bezogen. Sie hatte kurz zuvor ihre Ausbildung als Hotelkauffrau und -betriebswirtin abgeschlossen und sich eingearbeitet in den Betrieb, den ihre Familie 1966 übernommen hatte. Ihre Familie war in der Gegend bekannt, ihr Vater war zuvor als Kommunalpolitiker tätig. Die Eltern erlitten damals einen Schock und mussten ärztlich behandelt werden.

Mit Hochdruck suchten die Ermittler nach dem Täter, Haus und Grundstück wurden auf Spuren untersucht, eine Mordkommission aus 15 Beamten der Bonner und Siegburger Polizei richtete im Kindergarten Neuhonrath eine Kommandozentrale ein. Dort hatten die Ermittler bereits im Juni 1984 vergeblich versucht, den Fall der entführten und getöteten dreijährigen Marlies Magiera aus Honrath zu klären.

Die Akten wurden nie geschlossen

Die Tochter eines Professors für Staatsrecht, der mit seiner Familie in der Nachbarschaft von Detlef M. und dessen Familie wohnte, war am 13. Juni 1987 spurlos verschwunden und später getötet aufgefunden worden. Das Mädchen hatte zuletzt mit einem Sohn der Familie M. gespielt und war danach nicht mehr gesehen worden. Im Verdacht damals: Detlef M.s Ehefrau, doch auch ihr konnte nichts nachgewiesen werden. Detlef M. selbst hatte ein Alibi: Er saß wegen Drogenhandels noch hinter Gittern.

Auch die Akten zum Fall Claudia O. mussten schließlich erst einmal zugeklappt werden. Doch wie in allen ungeklärten Fällen wurden auch sie nie endgültig geschlossen.

Nach dem Mord an der Gastwirtstochter verließ Detlef M. mit seiner Familie die Gegend und zog ins Sauerland, wo das Ehepaar kurz zuvor eine Haus gekauft hatten. Woher die Familie das Geld für diesen Hauskauf hatte, war den Ermittlern damals ein Rätsel, da Detlef M. arbeitslos war, keine Vermögen hatte, statt dessen aber reichlich Spielschulden. Und wenig später wurden am 12. November 1988 das Padberg-Baby und dessen Großmutter im nahe gelegenen Eslohe getötet. Ein Jahr später wurde Detlef M. dafür als Mörder verurteilt.

Ob der heute 61-Jährige auch der Mörder von Claudia O. ist, muss sich noch erweisen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft erklären, hat der 61-Jährige die Tat in seiner aktuellen Vernehmung zu dem Fall bestritten und im Übrigen Haftbeschwerde eingelegt. Über die muss nun das Bonner Landgericht entscheiden. Sollte sich der Tatverdacht gegen Detlef M. erhärten und er wegen wegen Mordes angeklagt werden, wird er sich vor dem Bonner Schwurgericht verantworten müssen. Wie Oberstaatsanwalt Faßbender erklärte, dauern die Ermittlungen weiter an.

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