Wahlkampf in Lohmar Grünen-Politiker von Parkplatz verwiesen

Lohmar · Mitarbeiter eines Edeka-Marktes in Lohmar sind mit dem NRW-Staatssekretär Horst Becker von den Grünen aneinander geraten. Der Politiker verteilte Wahl-Flyer und weigerte sich, den Parkplatz zu verlassen.

 Der Edeka-Parkplatz in Lohmar: Die Geschäftsinhaber möchten keine Wahlkämpfer vor ihrer Tür.

Der Edeka-Parkplatz in Lohmar: Die Geschäftsinhaber möchten keine Wahlkämpfer vor ihrer Tür.

Foto: Hanjo Wimmeroth

Wahlkampfzeiten sind oft spannungsgeladen, und die Spannung kann sich dann auch schon mal vor dem Wahltag entladen. So am vergangenen Samstag auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes Klein-Heßling in Lohmar. Dort verteilten die Grünen um den Landtagsabgeordneten und Staatssekretär Horst Becker Flugblätter an Kunden, die dort parkten und im Supermarkt einkaufen wollten.

Das Verteilen der Flyer gefiel den Geschäftsinhabern indes nicht. Wie Geschäftsführer Günter Klein-Heßling in einem Schreiben an die Parteien im Lohmarer Stadtrat und Bürgermeister Horst Krybus mitteilt, lässt er wegen Beschwerden seiner Kunden generell keine Flugblattverteilung vor seinem Geschäft zu, egal von wem sie stammt. Dem Grünen-Politiker Becker erteilte Klein-Heßling nach dem Vorfall Platzverbot.

Seine Tochter Julia Klein-Heßling schildert im Gespräch mit dem GA die Sache so: Zunächst sei eine Mitarbeiterin hinausgegangen und habe die Grünen gefragt, ob die Sache mit ihrem Vater abgestimmt sei. Daraufhin soll Becker sinngemäß der Frau gesagt haben, sie solle nicht frech werden, sonst rufe er die Polizei. Darauf sei die Mitarbeiterin zu ihr gekommen, und sie habe sich der Angelegenheit angenommen.

„Nett“ habe sie Becker gebeten, die Flyerverteilung einzustellen und das Grundstück zu verlassen. Daraufhin habe der Grüne ihr gedroht, wenn sie die Polizei rufe, wolle er alles filmen und das Video im Internet veröffentlichen, damit der Chef „Sche….“ dastehe. Dass das Fäkalwort gefallen sei, bestätigte Julia Klein-Heßling auch auf Nachfrage des GA.

Nach Rücksprache mit ihrem Vater holte sie dann die Polizei. Als der Streifenwagen kam, seien die Grünen schließlich abgezogen. Auch die Polizisten seien von dem Landtagsabgeordneten verbal angegangen worden. Von der Polizei war zu diesem Punkt am Mittwoch keine Stellungnahme zu bekommen.

Horst Becker indes sieht die Sache anders: Er äußerte sich auf GA-Anfrage. Die Grünen haben demnach den Mitarbeiterinnen gesagt, „sie wüssten ja, dass der Parkplatz öffentlich gefördert sei“. Als die Polizei kam, seien sie schon gar nicht mehr auf dem Parkplatz gewesen. Außerdem verweist Becker in seiner Stellungnahme darauf, dass „wir bereits in der Vorwoche mehrere Stunden ohne Beschwerden dort verteilt hatten und die SPD mit zwei Personen ebenfalls dort verteilte“. Sonntags habe zudem ein Mitglied der Jungen Union eine halbe Stunde Wahlwerbung gemacht.

Becker: Parkplatz öffentlich gefördert

Becker hält die „Aktion offensichtlich gezielt gegen die Grünen gerichtet“, weil Klein-Heßling die Parkfläche ausschließlich privat-wirtschaftlich nutzen wolle und Bußgelder durch ein Inkassounternehmen eintreiben lasse. Dort kann man mit Parkscheibe anderthalb Stunden parken. Knöllchen gibt es bei Überziehung. Dabei sei die Parkfläche mit öffentlichen Geldern gefördert, so die Kritik der Grünen.

Die Klein-Heßlings pochen indes auf ihr Hausrecht und bleiben dabei: Sie würden Parteien und Vereine oder wen auch sonst immer darauf ansprechen, vor dem Geschäft beziehungsweise auf ihrem Parkplatz keine Flyer zu verteilen. In seinem Brief an den Lohmarer Bürgermeister Krybus schreibt Günter Klein-Heßling: „In den letzten Wochen haben sie (die Grünen) nach mehrmaliger Aufforderung den Eingangsbereich und Parkplatz unseres Marktes in Lohmar zumindest verlassen.“ Also könne von Unkenntnis auch keine Rede sein, ergänzt seine Tochter.

Auf eines können sich Klein-Heßlings und ihre Mitarbeiter aber verlassen: Am Sonntag ist erst einmal Schluss mit Wahlkampf.

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